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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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sind mir anvertraut und …«
    »Dann solltest du dich dringend um dieses hier kümmern, statt da rumzustehen und zu zetern«, fiel Tudor ihm ins Wort. »Der Gaul ist krank.«
    John trat näher. »Was redest du da? Er sieht tadellos aus.« Trotzdem nahm er Tudor das Halfter ab, legte dem Fuchs von unten den rechten Arm um den Hals und zog den edlen Kopf näher zu sich. Er spürte es sofort. Noch war das Fell trocken, die Augen klar, aber es würde keine Stunde dauern, bis das Tier Fieber bekam. »Verflucht …«, murmelte er erschrocken. Argwöhnisch betrachtete er den Rotschopf, mit dem er seit über einem Vierteljahr das Quartier teilte, der aber immer noch ein Fremder war. »Du hast Recht. Woher wusstest du’s?«
    »Woher weißt du es denn?«, konterte Tudor.
    »Ich …« John brach ab und sah den Waliser mit weit aufgerissenen Augen an. »Aber … aber …« Dann schüttelte er entschieden den Kopf. Es war unmöglich.
    Plötzlich zeigte Tudor ein flüchtiges Lächeln – ein äußerst seltener Anblick. »Du hast dir wohl eingebildet, du seiest der Einzige, he?«
    Nein, dachte John benommen. Mein Vater, meine Schwester, mein Bruder und ich. Wir alle haben die Gabe. Aber nur Waringhams. Niemand sonst. Und sie ist gefährlich, weil jeder Außenstehende sie für eine Gabe des Teufels halten könnte. Darum musst du sie geheim halten, John. Sprich mit keinem Menschen darüber und lass niemanden sehen, was du tust . Hunderte Male hatte sein Vater ihm das vorgebetet. John hatte den weisen Rat immer befolgt. Und er hatte todsicher nichtdie Absicht, bei diesem walisischen Wilden eine Ausnahme zu machen.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
    Tudors Miene wurde wieder verächtlich. »Na schön. Du hast keine Ahnung. Sagen wir also einfach, ein Engelchen hat uns ins Ohr geflüstert, dass Cambridges Pferd vor morgen früh vermutlich verreckt sein wird. Und was nun?«
    John strich dem Pferd mitfühlend über die Nüstern. Der Fuchs war ein beherzter, temperamentvoller und gutartiger Kerl – ganz im Gegensatz zu seinem Herrn –, und John graute davor, ihn leiden zu sehen. Ihm vielleicht nicht helfen zu können. »Ich schätze, ich sollte gehen und es Cambridge sagen.« Es war keine sehr erhebende Aussicht.
    »Hm«, brummte Tudor. »Du bist mutiger, als ich dachte.«
    John rang seine Abneigung, sein tiefes Misstrauen gegen alle Waliser nieder. »Führ ihn herum, ja? Wenn es Koliken sind …«
    »Das befürchte ich auch. Verschwinde schon. Ich weiß, was ich zu tun habe.« Der Tonfall war nicht so arrogant wie sonst. Die Sorge um das Pferd machte sie wenigstens für den Moment zu Verbündeten.
    John verlor keine Zeit mehr. Er setzte über das Gatter und lief zu der kleinen Zeltgruppe, wo der Earl of Cambridge, dessen Bruder York und ihr Schwager, der junge Earl of March, ihr Quartier aufgeschlagen hatten.
     
    »… und du musst über die Grenze gehen und dort ein paar Wochen abwarten, Edmund, das ist alles«, hörte John den Earl of Cambridge in dem so typisch grollenden Tonfall sagen, als er zu dem prunkvollen, gelben Zelt kam. Nur flüchtig fragte er sich, welche französische Grenze der Earl of March nach Meinung seines Schwagers überschreiten sollte, aber das interessierte ihn im Augenblick nicht. Er hatte andere Sorgen als den Krieg. Seine Hand lag schon an dem schweren Tuch, das den unbewachten Eingang des Zeltes verdeckte, als er Cambridge fortfahren hörte: »Mit Oldcastles Hilfe bringen wir das Landim Handumdrehen unter unsere Kontrolle – er hat immer noch eine Armee von Ketzern hinter sich.«
    Der dicke Stoff entglitt Johns Hand, die dem Jungen plötzlich bleischwer vorkam und schlaff an seiner Seite baumelte.
    »Harry will uns glauben machen, der Adel stünde geschlossen hinter ihm, aber wir wissen alle, dass das nicht wahr ist. Der junge Percy wartet in Schottland, und er scharrt vor Ungeduld mit den Hufen. Wenn er zurückkommt, wird ganz Northumberland hinter ihm stehen. Nicht alle haben sich mit der Tatsache abgefunden, dass es nicht der rechtmäßige Thronerbe ist, der die Krone trägt …«
    John hatte genug gehört. Auf einen Schlag waren seine Hände feucht, und als er auf dem Absatz kehrtmachte, wurde ihm vage bewusst, dass seine Knie schlotterten. Trotzdem rannte er los, blindlings, in lichterloher Panik. Aber er war noch keine zwanzig Schritte weit gekommen, als er hart mit irgendwem zusammenprallte. Er taumelte zurück und landete unsanft im Gras.
    »Herrgott, Waringham, pass doch auf, wo du

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