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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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boshafter Junge. Wie die meisten Engländer hatte er für die Waliser nichts übrig, die der Krone seit Jahrhunderten immer nur Scherereien gemacht hatten, aber er wusste selbst, dass er zu weit gegangen war. Er erhob sich langsam von seinem Bett. »Ähm … Owain, oder wie immer du heißen magst, hättest du wohl die Güte, irgendetwas zu sagen? Mich zu fordern, mir aufs Maul zu hauen, ganz gleich. Nur irgendwas. Sonst fühl ich mich furchtbar.«
    Owain wandte den Blick der dunklen Augen kurz zur Decke, murmelte etwas in seiner Sprache, das nicht besonders freundlich klang, und sagte dann zu Fitzalan: »Was bist du für ein englischer Jämmerling, der nicht zu seinen Worten stehen kann? Dabei stimmt es, was du über meinen Stiefvater gesagt hast. Auch wenn es nur die halbe Wahrheit war. Aber mehr als Halbwahrheiten habt ihr Engländer uns ja nie zu bieten gehabt, nicht wahr? Von Lügen und gebrochenen Versprechen einmal abgesehen.« Er verneigte sich sparsam vor Somerset und wandte sich ab.
    »Halt.« Mit einem Schritt glitt John vor die nunmehr türlose Öffnung und versperrte ihm den Weg. »Wen nennst du hier Lügner?«
    Owain sah ihm einen Moment in die Augen und schien zu erwägen, ihm die Antwort zu verweigern. Dann schüttelte er den Kopf. »Beinah jeder englische König seit William dem Bastard hat das walisische Volk betrogen und hintergangen. Lies es in euren Annalen nach, John of Waringham. Die einzige Ausnahme ist König Harry, weil er selbst Waliser ist.«
    »Was soll das heißen?« John stieß ihn mit beiden Händen hart vor die Brust. »Das nimmst du zurück. Du fällst hier buchstäblich mit der Tür ins Haus und äußerst Beleidigungen gegen alle und jeden und jetzt auch noch gegen den König.«
    Owain lächelte – wider Willen, so schien es. »Es sollte keine Beleidigung sein, sondern ein Kompliment.«
    John legte die Linke an den Griff seines Dolches. »Du …«
    »Warte, John.« Plötzlich stand Somerset neben seinem Freund und umfasste dessen Handgelenk. »Er hat Recht. In gewisser Weise zumindest. König Harry wurde in Monmouth geboren, und Monmouth liegt in Wales.«
    »Gott, ist das wahr?«, fragte Fitzalan fassungslos. Er schien den König ob dieses Schicksalsschlages aufrichtig zu bedauern.
    Somerset nickte. »Kommt, Gentlemen. Lasst uns noch einmal von vorn anfangen, ich bitte euch. Owain ap Meredydd und sein Stiefvater, Davydd ap Llewelyn sind an den Hof gekommen, um mit dem König nach Frankreich zu ziehen. Dort warten unsere Feinde auf uns, und ihr könnt sicher sein, dass ihre Schwerter nicht schartig sind. Wir können es uns nicht leisten, miteinander zu hadern.«
    »Na ja«, brummte Fitzalan, »da hast du nicht Unrecht. Dort drüben, Feuerkopf, das vorletzte Bett ist frei.«
    Der junge Waliser trat zu der Schlafstatt, ohne Fitzalan zu antworten oder ihn auch nur anzuschauen, und ließ sein dünnes Bündel achtlos auf die Decke fallen. Dann wandte er sich zum Ausgang, nickte Somerset zu und sagte: »Ich besorge mir ein bisschen Werkzeug und bringe die Tür in Ordnung.«
    »Sie hat immer schon fürchterlich geklemmt«, bekannte Somerset.
    »Ah. Echte, englische Maßarbeit also.«
    Somerset lachte leise. Dann bemerkte er: »Owain ap Meredydd … Das ist ein wenig sperrig für englische Zungen.«
    Der Waliser zuckte ungeduldig mit den Schultern. »Das macht nichts. Je seltener ihr mit mir redet, desto glücklicher werde ich sein.«
    Somerset ließ sich nicht so leicht abwimmeln. »Wenn es aber unumgänglich ist?«
    »Dann nenn mich Owen Tudor.«

Waringham, Mai 1415
    R aymond war schon vor Ostern nach Hause zurückgekehrt, um die Truppe zusammenzustellen, die er dem König zugesagt hatte: zwölf voll gerüstete Reitersoldaten – die Hälfte von ritterlichem Stand – und dreißig berittene Bogenschützen. Es war nicht schwierig, die Freiwilligen dafür zu finden. Unter den Rittern, die mit ihren Familien im Haushalt des Earl of Waringham lebten, waren mehr als ein halbes Dutzend jung und abenteuerlustig genug, um dem König auf seinen Feldzug zu folgen, die anderen sechs fand Raymond unter den älteren Söhnen dieser Ritter oder der Vasallen seines Vaters im Umland von Waringham. Und unter den Bogenschützen hatte er die größte Auswahl. Die jungen Burschen bäuerlicher Herkunft aus Waringham und den übrigen Dörfern der Baronie rissen sich förmlich darum, zu den auserwählten dreißig zu zählen, und Raymond hielt an drei aufeinander folgenden Sonntagen Wettkämpfe ab, um die besten

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