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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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zurückschlenderten.
    Somerset nickte. »Allein siebenhundertzwanzig Bogenschützen. Alle beritten. Er wünscht, dass ich die Verteilung ihres Reiseproviants überwache. Ist das zu fassen? Warum lässt er das nicht einen der Offiziere machen? Als ob diese kriegswütigen Raubeine sich von mir irgendetwas sagen ließen.«
    John schaute lächelnd auf seinen Freund hinab und klopfte ihm aufmunternd die Schulter. »Du machst das schon. Du bist zwar noch ein Bengel, aber doch irgendwie eine richtige Respektsperson.«
    Mit knapp sechzehn war John bereits größer als mancher Mann, und er musste sich zweimal in der Woche rasieren. Er machte kein großes Gewese um die erstaunliche Verwandlung seines Körpers – ganz im Gegensatz zu Hugh Fitzalan, der seinen Kameraden voller Stolz jedes neue Haar zeigte, egal in welch intimen Körperregionen es spross –, doch nie war der Altersunterschied zwischen John und Somerset augenfälliger gewesen als heute. Was ihrer Freundschaft freilich keinen Abbruch tat.
    Somerset stieß ihm einen Ellbogen zwischen die Rippen. »Ja, du hast gut lachen. Du hast nichts weiter zu tun, als ein paar Gäule zu versorgen.«
    Das war nicht ganz zutreffend, denn auf der Koppel, die man John zugewiesen hatte, standen an die hundert Pferde, doch im Grunde musste er Somerset zustimmen. »Tja. Es hat auch seine Vorzüge, dass Raymond nicht mehr mit mir redet. Es ist ihm zu lästig, mir ständig irgendetwas ausrichten zu lassen, darum verschont er mich meist mit unliebsamen Aufträgen.«
    Somerset verzog missfällig das Gesicht. Der Hader zwischen den Waringham-Brüdern, der nun schon eineinhalb Jahre währte, flößte ihm immer Unbehagen ein. »Du solltest es tun, weißt du. Dich bei ihm entschuldigen. Gerade jetzt …«
    »Ich kann nicht. Das hab ich dir schon ein Dutzend Mal erklärt. Fang nicht ständig wieder davon an.«
    Somerset seufzte. »Na schön. Du hast mein Wort, heute ist das allerletzte Mal. Aber das muss ich noch loswerden: Wir ziehen in den Krieg. Keiner von uns kann sicher sein, dass erwieder nach Hause kommt.« An einer viel zu engen Kreuzung zwischen zwei Zeltreihen, wo ihre Wege sich trennten, blieb er stehen. »Denk mal drüber nach.«
    John hob einen herrenlosen Kettenhandschuh auf, der im zertrampelten Gras lag, hängte ihn über den nächstbesten Schemel und wandte sich ab. »Das tu ich, glaub mir. Also dann. Bis heute Abend, weiser Somerset.«
    Aber er war nicht ärgerlich. Er wusste ja, dass Somerset Recht hatte, und das anhaltende Zerwürfnis mit seinem Bruder war wie ein Splitter in seinem Fleisch: Jedes Mal, wenn er daran rührte, tat es weh. Doch John war nach wie vor der Auffassung, dass er Raymond nichts als ein paar unangenehme Wahrheiten gesagt hatte, und wenn der glaubte, seinen jüngeren Bruder dafür mit Verachtung strafen zu müssen, bis einer von ihnen diese Welt verließ, dann gab es nichts, was John dagegen tun konnte. Denn es war an Raymond, den ersten Schritt zu machen.
    Die Pferde, die John zu betreuen hatte, waren die Schlachtrösser des Königs und der höchsten Lords – kostbare, edle Tiere. Mit der Hilfe von nur zehn Knechten musste John sie tränken und auch füttern, denn das Gras auf der Koppel war längst abgefressen, und er musste dafür sorgen, dass Fell, Mähne, Schweif und Hufe in tadellosem Zustand blieben. Es war eine Aufgabe, die große Verantwortung barg, denn die Pferde hatten ihre Eigner nicht nur sehr viel Geld gekostet, sondern ihr Zustand konnte auf einem Feldzug von entscheidender Bedeutung sein. John widmete sich ihnen mit entsprechender Hingabe und schuftete wie ein Knecht. Er hätte mindestens doppelt so viele Hilfskräfte gebraucht, wie man ihm zugeteilt hatte.
    Doch als er bei seiner Ankunft an der Koppel feststellte, dass sich offenbar ein Freiwilliger gefunden hatte, war es ihm auch nicht recht. »Was hast du hier verloren?«, fragte er scharf. »Lass die Finger von den Gäulen.«
    Owen Tudor, der ja eigentlich Owain ap Meredydd hieß, hielt das Ross des Earl of Cambridge am Halfter und wandte ohne besondere Eile den Kopf. »Mein Stiefvater hat mir aufgetragen,nach seinem Pferd zu sehen. Und wenn ich mich hier so umschaue, hab ich den Eindruck, du könntest noch ein Paar Hände gebrauchen.«
    »Willst du damit sagen, hier sei irgendetwas nicht in Ordnung?«
    Der junge Waliser hob gleichmütig die freie Linke. »Ich will sagen, es ist ein Haufen Arbeit.«
    John nickte. »Aber auf deine Hilfe kann ich verzichten. Verschwinde. Diese Tiere

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