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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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merke, du bist weder auf den Kopf noch auf den Mund gefallen.«
    Daniel erwiderte das Lächeln nicht. Er betrachtete den Fremden vor sich mit großen Augen, doch seine Miene war eigentümlich verschlossen. »Werdet Ihr mit dem König in den Krieg ziehen, Mylord?«
    »Ja.«
    »Könnt Ihr mich mitnehmen?«
    Raymond schüttelte den Kopf. »Du bist zu jung. Und jetzt sei so gut und lass mich einen Moment mit deiner Mutter allein sprechen.«
    Daniel senkte den Blick und verneigte sich höflich. Dann wandte er sich ab und ging zu dem Baum hinüber, wo Raymond sein Pferd angebunden hatte.
    Verstohlen schauten seine Eltern ihm nach. »Es gefällt ihm nicht sonderlich auf der Klosterschule, he?«, fragte Raymond beinah im Flüsterton.
    »Nein. Er ist zu wild. Er kann sich nicht einfügen. Wenn es möglich ist, hole ich ihn ab und zu für ein paar Tage heim. Aber er versteht sich auch nicht mit seinen Stiefbrüdern. Matthew versucht, ihm ein guter Vater zu sein, aber sie sind zu verschieden. Mein armer Daniel. Er … scheint nirgendwohin zu gehören.«
    Raymond hörte den Kummer in ihrer Stimme und schaute sie an. »Warum hast du mir das nicht früher gesagt?«
    Sie hob ungeduldig die Schultern. »Du hast dich nie nach ihm erkundigt. Ich hätte nicht gedacht, dass es dich interessiert.«
    Raymond sah wieder zu dem Baum hinüber und beobachtete erstaunt, wie der Junge den Zweijährigen losband und sich auf seinen Rücken schwang – vollkommen furchtlos. Er nahm die Zügel auf und ritt im Schritt zu dem schmalen Waldpfad. Der junge Hengst ging lammfromm.
    Raymond schüttelte fassungslos den Kopf und verspürte eine eigentümliche Freude, eine Art Stolz vielleicht – etwas, das so fremd und neu war, dass er es nicht richtig benennen konnte. Er stand auf, zog Liz auf die Füße und küsste sie auf die Lippen, ehe sie den Kopf wegdrehen konnte. Aber es war nur ein flüchtiger, beinah unschuldiger Kuss.
    »Es war schön, dich zu sehen, Lizzy. Du hast mir zwar das Herz gebrochen, aber ich fürchte, ich muss dir verzeihen, ich kann einfach nicht anders.«
    Sie machte sich von ihm los, aber sie lächelte. »Leb wohl, Raymond. Pass auf dich auf. Wirst du meinen Bruder Cal zu deinen Bogenschützen nehmen?«
    »Das war meine Absicht. Er ist einer der besten. Es sei denn, du sagst, dass du mir das nie verzeihen würdest, dann lass ich ihn dir hier.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es ist sein großer Traum. Und du sorgst dafür, dass er genug Proviant bekommt und so weiter, nicht wahr?«
    »Verlass dich drauf. Der König wird dafür sorgen. Kriege werden nicht mit leeren Bäuchen gewonnen, sagt er gern.« Er sah zum Wald hinüber, als Daniel mit dem Zweijährigen wieder zum Vorschein kam – immer noch im Sattel. »Wenn ich zurückkomme, hole ich den Jungen aus dem Kloster«, versprach er.
    » Wenn du zurückkommst.«
    Raymond zuckte unbekümmert die Achseln. »Die Chancenstehen nicht schlecht, glaub mir. Die Franzosen haben sich in ihrem Krieg untereinander völlig aufgerieben. Sie zittern vor uns. Das wird ein Kinderspiel.«

Southampton, Juli 1415
    H eiliger Georg! Es sieht aus wie ein Ameisenhaufen«, sagte Somerset kopfschüttelnd.
    John nickte. »Nur bunter.«
    Die Wiesen oberhalb des Hafens waren von Zelten übersät, die wild durcheinander gewürfelt zu stehen schienen, wenngleich John überzeugt war, dass es einen Plan hinter diesem Chaos gab. Denn nichts an diesem Feldzug war dem Zufall überlassen worden.
    Manche der Zelte waren in der Tat farbenfroh, einige gar prächtig, wie etwa das des Königs, welches in der Mitte stand und den englischen Löwen ebenso wie die französische Lilie zeigte. Die Freiflächen zwischen den Zelten waren mit Karren, Menschen und Tieren verstopft. Die letzte Musterung war im Gange: Die Kommandeure inspizierten die Truppe und vergewisserten sich, dass jeder seinen Vertrag mit der Krone erfüllte und tatsächlich die versprochene Anzahl an Soldaten, Pferden und die dazugehörige Ausrüstung nach Southampton gebracht hatte.
    John und Somerset hatten das allgemeine Durcheinander genutzt, um sich für ein Stündchen davonzumachen und die Stadt zu erkunden, doch sie hatten kehrt gemacht, ehe ihr Verschwinden irgendwem auffallen konnte. Somerset sah zum diesigen Sommerhimmel auf. »Ich muss los, John. Mein Stiefvater hat mich angewiesen, mich zur Mittagsstunde bei seiner Truppe einzufinden.«
    »Er stellt an die tausend Mann, hab ich gehört«, bemerkte John, während sie Seite an Seite zum Lager

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