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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Grund überhörte sie die ersten Worte der Unterhaltung. Als sie dieser dann wieder ihre Aufmerksamkeit schenkte, saßen Acton, Asa und Gris an der Feuerstelle in der Mitte der Halle, tranken Bier und redeten über das Wetter. Fast hätte Bramble gelacht. Das Wetter! Die Götter hatten sie hierhin gebracht, damit sie Unterhaltungen über das Wetter mithörte!
    »Ja, es ist kalt für diese Jahreszeit«, sagte Gris.
    »Zu kalt«, erwiderte Asa. »Der Eiskönig streckt seine Krallen Jahr für Jahr weiter aus. Wir geraten immer mehr in Bedrängnis.«
    »Die vom König um ihr Land gebrachten Menschen brauchen neues Land, und es ist ihnen egal, wem sie es rauben. Alte Freunde werden zu Feinden«, sagte Acton. »Selbst die Stammesführer in der Versammlung beäugen sich misstrauisch.«
    »Wenn deine Kinder verhungern, ist es dir gleich, wem das Brot gehört, du stiehlst es einfach«, sagte Asa.
    »Hmm.« Gris trank, ohne den Geschmack des sauren Biers richtig wahrzunehmen. Bramble war nicht dazu in der Lage, Gris so gut zu verstehen, wie sie es bei Baluch vermocht hatte, und dies beunruhigte sie. »Kommt er denn so schnell?«, fragte er.
    »So schnell und auch bis hierher«, antwortete Acton. »Noch ein paar Winter, dann wird er uns erreicht haben.«
    Überrascht setzte sich Gris auf. »So weit nach Süden wagt er sich doch sicher nicht!«
    Acton zuckte mit den Schultern. »Bis jetzt konnte ihn
nichts aufhalten. Weder Sommer noch Gebete noch … Opfergaben.« Seine Stimme klang ein wenig rauer. »Er kommt, und wir sind nicht in der Lage, ihn aufzuhalten.«
    »Es ist bloß Eis«, sagte Gris betont sachlich.
    »Vielleicht. Aber was ernährt das Eis?«, fragte Acton. »Wenn die alten Geschichten stimmen und die Eisriesen kommen, um die Erde zu verschlingen … dann kann es sein, dass unsere Tage gezählt sind. Oder«, er legte eine Pause ein, »es kann sein, dass er nicht in der Lage ist, diese Berge zu überqueren. Sie sind viel höher als die Hügel im Norden.«
    Sein Onkel sagte nichts, mied ihre Blicke und drehte das Horn in seinen Händen.
    »Es gab einmal einen Tag«, sagte Asa leise, »an dem hast du Acton als deinen Erben bestimmt.«
    Gris hob den Kopf, als habe er einen Warnruf vernommen. Sein Herz schlug schneller.
    »Wie du weißt, dachte ich, ich würde nie einen Sohn bekommen«, sagte er. »Aber ich habe geheiratet und seitdem zwei Söhne bekommen, Tal und Garlock. Sie sind meine rechtmäßigen Erben.«
    Asa schaute ihn fragend an. »Die Überlegung damals war«, sagte sie vorsichtig, »dass du nie heiraten würdest.«
    Gris lächelte humorlos. »Es ist erstaunlich, wozu man in der Lage ist, wenn die Leute es von einem erwarten.«
    Sie hob die Brauen und nickte. Dann machte sie eine wegwerfende Geste. »Dieses Tal ist groß«, sagte sie. »Hättet ihr noch Platz für andere?«
    Gris stand auf und begann, rastlos das Feuer zu umrunden. Starke Gefühlregungen ließen ihn ein wenig schwerer atmen.
    »Ich bin kein Mann, der sich fürchtet«, sagte er. »So wenig, wie mein Bruder das tat. Aber ich sage euch: Davor fürchte
ich mich. Ihr seid die Einzigen, die den Weg über die Berge kennen. Auf diese Weise waren wir geschützt vor dem Volk des Eiskönigs. Aber wenn ich eure Leute hier aufnähme, dann würden ihn viele kennen. Früher oder später würde ihn jemand verraten, und unser Schutz wäre dahin.«
    Asa nickte. »Diese Bemerkung ist recht und billig, und ich sehe das ein. Aber meine Leute werden von allen Seiten bedrängt, und uns bleibt einzig und allein dieser Weg!«
    Sonderbarerweise sagte Acton gar nichts dazu, sondern schaute lediglich ins Feuer. Hatte er damit gerechnet, der Erbe seines Onkels zu sein?
    Gris blieb stehen. »Ich habe es kommen sehen. Seit Actons erstem Besuch wusste ich, dass diese Wahl getroffen werden muss. Ich habe eine andere Möglichkeit gefunden.«
    Acton erhob sich langsam, um ihn anzuschauen, doch Asa blieb sitzen und sah ruhig zu ihm auf. »Erzähl uns davon.«
    Gris befeuchtete sich die Lippen. »Es gibt noch einen anderen Weg durch die Berge, bis in das dahinter liegende Land. Dieses ist um so viel größer als euer Land, wie euer Land größer ist als dieses Tal. Wir haben es von Zeit zu Zeit überfallen. Du erinnerst dich, Asa, dass Hard-hand, nachdem du mit ihm hierherkamst, deine Leute nicht mehr überfallen hat, und nachdem du fort warst, habe ich deine Bedingungen weiterhin respektiert.«
    »Warum überhaupt irgendwo irgendwen angreifen?«, fragte Acton.
    Gris runzelte die

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