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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Stirn. Dann verzog er die Mundwinkel zu einem Lächeln. »Vor allem, um unsere jungen Männer davon abzuhalten, sich gegenseitig umzubringen. Es ist ein kleines Tal, und wir brauchten Leibeigene und Waren. Wir haben keinen Zugang zur Drachenstraße, um mit den Wind Cities Handel zu treiben. Wir mussten irgendwie zu Wohlstand kommen.«

    Acton machte ein düsteres Gesicht, als sei er mit diesen Argumenten vertraut, aber nicht von ihnen überzeugt. »Leibeigene sind Sklaven«, sagte er.
    »Dein Großvater hält Sklaven«, sagte Asa ungeduldig.
    »Ja«, sagte Acton. »Ich weiß.«
    Asa bedeutete ihm zu schweigen. »Der Weg durch …«, gab sie das Stichwort.
    »Er ist gefährlich, selbst im Sommer«, sagte Gris. »Der Pass ist schmal. Er führt zwischen zwei hohen Gipfeln hindurch, Fang und Tooth, und die sind das ganze Jahr über schneebedeckt. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn dort mitten im Sommer Lawinen niedergehen. Aber der Weg führt hindurch, und der Eingang liegt außerhalb dieses Tals, sodass unsere Leute in Frieden gelassen werden können.«
    »Und wenn wir erst einmal hindurch sind?«, fragte Asa.
    Gris zuckte mit den Schultern. »Das ist eure Sache. Jenseits der Berge gibt es eine Menge unbesiedeltes Land. Die Bewohner dort lassen euch vielleicht passieren.«
    Asa dachte darüber nach. »Wir werden Sendboten schicken müssen. Ein Abkommen treffen …«
    »Die Stammesführer werden zustimmen müssen«, mahnte Acton. Er wirkte so unschlüssig, wie Bramble ihn noch nie erlebt hatte. Hatte ihn die Erfahrung auf dem Schlachtfeld ernüchtert? Sie bezweifelte es. Er beobachtete seine Mutter genau. Vielleicht hatte es etwas mit Asa zu tun.
    »Ja, mag sein. Aber für unsere eigenen Leute werden wir tun, was nötig ist, damit sie überleben.«
    »Meinem Großvater wird es nicht gefallen.«
    Asa lachte. »Das steht fest. Wir müssen morgen aufbrechen«, sagte sie entschieden. »Wenn wir schnell reiten, ist die Große Versammlung noch nicht beendet. Wir werden den Stammesführern den Plan vorlegen.«
    »Du meinst, ich muss den Plan den Stammesführern erklären«,
sagte Acton. Begeistert hörte er sich nicht an. »Du hast keine Erlaubnis zu reden.«
    Asa runzelte die Stirn. »Es gibt Gesetze, die nochmals geprüft werden müssen«, sagte sie. »Alle sollten das Recht haben zu reden. Vielleicht in dem neuen Land …«
    »Alle?«, fragte Acton. »Sogar Sklaven?«
    »Sei nicht albern«, sagte Asa. Gris lachte, und sie wandte sich ihm mit gespielter Strenge zu.
    »Ermutige ihn nicht noch. Er freundet sich ständig mit den falschen Leuten an.«
    Gris lächelte. Bramble spürte, wie sein Körper sich entspannte, als der heikle Teil ihrer Unterhaltung vorbei war. Jetzt war es nur noch ein Familiengespräch. »Das tun alle Jungen«, sagte er.
    »Acton ist kein Junge mehr. Er ist ein Mann und sollte sich auch wie einer verhalten«, sagte Asa, lächelte dabei jedoch und glättete Acton das Haar, als wäre dieser erst fünf Sommer alt.
    Dieses Mal war das Wasser wie ein Fluss und schwemmte sie über Land wie über Zeit, und sie bewegte sich schneller als jemals zuvor.

    Sie war sich sicher, dass es nach Mann roch, und zwar nach einem ungewaschenen. Der Geruch stieg um Bramble auf, hüllte sie jedoch nicht ein. Als ihr Sichtfeld aufklarte, war es, als sehe sie nacheinander durch ein Dutzend Augenpaare; sie erhaschte kurze Blicke auf die gleiche Szene aus unterschiedlichen Perspektiven, aber alles verlief geräuschlos, so als sei sie taub geworden. Zu viele!, dachte sie, gegen ein Schwindelgefühl und Übelkeit ankämpfend. Jedes Augenpaar nahm die Welt anders wahr. In einem, vielleicht einem jüngeren Augenpaar, waren die Farben heller. Bei einem anderen Menschen hatte Farbe kaum Bedeutung, aber die Art
und Weise, wie die Menschen sich in bestimmten Gruppen anordneten, hatte etwas zu bedeuten, und seine Augen sortierten die Menge auf diese Weise. Bramble verweilte ein wenig dort, als testeten die Götter, ob sie die richtige Beobachterin war, und in diesem Moment sah sie ein Meer von Männern, die eine riesige Bodensenke füllten. Es war der Krater, den der schwarze Fels geschaffen hatte, als er von den Göttern auf die Erde geschleudert worden war. Die Männer, welche die Versammlung leiteten, standen auf einem Vorsprung auf einer Seite des Kraters. Acton war unter ihnen. Er wirkte groß und stark.
    Die Große Versammlung, hatte Asa gesagt. Bramble kannte Versammlungshallen, in denen sich die regierenden Räte der freien Städte

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