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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Kämpfen.

    »Brüder«, sagte Acton, »wir alle kennen die Gefahren, denen wir entgegensehen. Hätten wir es nur mit diesen Bedrohungen zu tun, würden wir darüber lachen.« Die Männer in dem Krater nickten zustimmend. »Würde einzig und allein von uns gefordert zu kämpfen, so würden wir kämpfen. Würde von uns gefordert zu sterben, so würden wir sterben. Würde von uns gefordert zu töten, so würden wir den Feind zu tausenden töten!« Die Männer nickten begeistert. »Wir sind Krieger und fliehen vor niemandem!«
    Sie stießen zustimmende Rufe aus.
    »Aber uns stellen sich keine Menschen entgegen. Es ist der Eiskönig!«
    Er legte bewusst eine Pause ein, um seine Worte wirken zu lassen. Der Lärm der Menge verebbte zu einem Gemurmel.
    »Ich habe den Eiskönig gesehen«, sagte Acton leise, sodass sie verstummen mussten, um seine Worte zu verstehen. »Ich habe den Eiskönig gesehen«, sagte er ein wenig lauter. »Ich habe den Eiskönig gesehen«, schrie er. »Und wir können ihn nicht besiegen.«
    Die Männer schwiegen. Swef beobachtete ihre Gesichter, wobei er, wie Bramble erkannte, einigen von ihnen mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden ließ. Das waren die entscheidenden Männer. Diejenigen, deren Meinung andere beeinflussen würde. Einige von ihnen wirkten unentschlossen, die meisten jedoch starrten mit finsterer Miene vor sich hin. Bramble fragte sich, woher Acton wusste, was er sagen musste. Es erinnerte sie daran, wie Thegan seinen Leuten in der Festung Sendat eine Rolle vorgespielt hatte, aber das war reine Schauspielerei gewesen. Ganz gleich ob Acton seine Worte einstudiert haben mochte, er stand auch hinter ihnen. Sie war noch nicht einmal davon überzeugt, dass er sie einstudiert hatte. Vielleicht kamen die Worte
aus seinem Herzen, aus der Erinnerung an Sebbi und die Klippen aus Eis.
    »Er wird kommen, und er wird unsere Hallen zu kleinen Splittern zermalmen, und unsere Felder wird er zerdrücken und bedecken, bis kein Platz mehr dort ist, auf dem wir unsereins betten können, ja nicht einmal mehr Platz dafür, unsere Toten zu begraben!« Ja, das war tief empfunden. Acton befeuchtete sich die Lippen, verlagerte seinen Griff um den Stab ein wenig und fuhr dann fort. »Vor dem Eiskönig zu fliehen ist nicht Feigheit, sondern Mut. Es ist der Mut, sich selbst einzugestehen, dass er stärker ist als wir alle. Es ist der Mut, unsere Frauen und Kinder und unsere Tiere vor Hunger, Not und Elend zu retten. Es ist der Mut …«, er legte eine Pause ein, während der er die Stimmung der Menge abschätzte. Swef schien vom Ton seiner Ansprache amüsiert zu sein; Bramble spürte, dass er ein Kichern unterdrückte. »Mut, das Land unserer Väter zu verlassen und in ein neues Land zu ziehen, das wir zu unserem eigenen machen.«
    Diese Worte rüttelten die Menge auf, und ein Mann rief: »Die Seewege sind versperrt!«
    »Aber der Weg durch die Berge nicht«, erwiderte Acton. »Es gibt einen Weg hindurch. Ein Weg, der Gefahren birgt, ein Weg für Helden. Auf der anderen Seite werden wir, mit dem Wohlwollen der dort bereits lebenden Menschen, ein weites, menschenleeres Land vorfinden, auf dem wir siedeln können. Gutes Land, weit weg von der Bedrohung durch den Eiskönig. Ein Land, geeignet für Abenteuer, Handel und Wohlstand. Wenn meine Brüder es so wollen.«
    Die Menge tobte, die meisten zustimmend, so schien es Bramble, doch einige von ihnen erhoben heftige Einwände.
    Acton übergab den Stab wieder dem alten Mann, zögerte kurz und stellte sich dann neben Swef. Sie wechselten Blicke.
Swef murmelte: »Mit dem Wohlwollen der dort lebenden Menschen? Das ist ein großes Fragezeichen.«
    Acton grinste ihn an. Nun war er wieder so unbekümmert wie sonst. »Ein Schritt nach dem anderen«, flüsterte er. »Holen wir uns erst einmal die Erlaubnis der Versammlung und machen uns dann an die Verhandlung.«
    Swef schlug ihm auf die Schulter. »Du bist der Sohn deiner Mutter«, sagte er lachend, während das Wasser sich wie eine klare Quelle erhob und Bramble davontreiben ließ.

    Nicht schon wieder!, dachte Bramble. Der Schlachtenlärm war unverkennbar. Dieses Mal befand sie sich erneut in Baluchs Kopf, daran hatte sie keinen Zweifel, denn jeder Schwerthieb wurde von kriegerischer Musik aus Hörnern und Trommeln begleitet. Seine Augen waren von Blut verschmiert; er langte hinauf, um es sich abzuwischen, und zuckte zusammen, als sein Handrücken an einer klaffenden Wunde in seiner Haut hängen blieb. Zu seiner Rechten schrie ein

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