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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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hatte. Zum Beispiel, als er Schnecken zum Essen züchten wollte, wie er es von den Leuten in den Wind Cities gehört hatte, und dann die Kiste mit ihnen umstürzte. Die Schnecken krochen in den Gemüsegarten und fraßen sämtliche Pflanzen seines Vaters auf. Er schreckte zusammen, als er sich an die Tracht Prügel erinnerte und an die Worte seines Vaters: »Das hast du nicht durchdacht, was, mein Junge? Tja, dann denk einmal hierüber nach!« Und der Rohrstock sauste auf ihn herab.
    Als er für die Nacht in einem Gasthof einkehrte, wo er schon einmal während seiner Wanderungen gewesen war, bestürmte man ihn, Deutungen zu machen. Aber er schüttelte den Kopf.
    »Selbst die Götter kennen den Ausgang nicht«, sagte er bedeutungsschwer. Die Frau des Gastwirts brach in Tränen aus,
und sein Sohn erbleichte, der Mann selbst jedoch rümpfte die Nase.
    »Gut. Denk daran, Junge. Unser Schicksal liegt in unseren eigenen Händen.«
    Von diesem Moment an hegte Saker eine starke Abneigung gegen ihn. Erst später erkannte er, dass der Mann ihn an seinen Vater erinnerte. Aber darüber dachte er nicht mehr nach. Denn mittlerweile war er damit beschäftigt, Knochen zu suchen.

Leof
    Während der nächsten Tage hagelte es nur so von Botschaften und Berichten. Leof schickte Rekrutierungstrupps in die Städte der Domäne, die am weitesten von Carlion entfernt waren. Es brachte nichts, zu versuchen, Maurer in nahegelegenen Städten dazu zu bewegen, nach Carlion zu kommen; geflüchtete Überlebende des Massakers hatten die Geschichte eines Angriffs der Geister bereits verbreitet, und die Stadtbewohner waren damit beschäftigt, ihre eigenen Wehranlagen zu befestigen.
    Die Erzählungen erreichten auch Sendat. Hodge kam zu Leof in den Arbeitsraum der Offiziere, wo dieser gerade die Berichte von zwei Rekrutierungstrupps durchging. Ihnen war es gelungen, einige Maurerlehrlinge aufzutreiben, die es auf Abenteuer angelegt hatten, dazu ein paar ältere Männer, die nicht mehr viel arbeiten konnten, aber bereit waren, auf Kosten des Kriegsherrn die Reise an die Küste anzutreten. Eine Tür hatte der Arbeitsraum der Offiziere nicht, er war in einem Anbau zwischen dem Raum, in dem Thegan seine Versammlungen abhielt, und Thegans Arbeitszimmer. Hodge blieb ein wenig unentschlossen in der Türöffnung stehen und räusperte sich.
    »Ja?«, fragte Leof und schaute auf. »Ach, du bist es, Hodge. Was gibt es für ein Problem?«
    »Es sind Leute aus Carlion in die Stadt gekommen, mein
Lord. Sie bezahlen ihre Zeche in der Schänke mit Geschichten.«
    Leof legte die Papiere, die er gelesen hatte, beiseite. »Tja, das musste ja irgendwann passieren. Ruf die Männer zusammen, und schick Nachricht in die Stadt, dass ich eine Stunde vor Sonnenuntergang vor allen auf dem Platz sprechen werde.«
    Hodge nickte und ging. Im nächsten Augenblick hörte Leof die Glocke, welche die Männer zusammenrief. Er verließ das Kasernengebäude und stellte sich vor die Halle. Sollte er es Sorn sagen? Hodge wartete am Sammelplatz.
    »Sergeant, geht und sagt Lady Sorn, dass sie und ihre Damen und der Rest des Haushalts zu dieser Versammlung eingeladen sind. Und bringt mir eine Hellebarde.«
    Sorn hatte auf diesen Moment gewartet, das wurde klar. Auch die Dienstmädchen hatten wahrscheinlich die Geschichten aus der Stadt mitgebracht, vielleicht hatte Hodge es ja auf diese Weise erst herausbekommen. Sorn rauschte mit ihren Damen und Dienstmädchen im Schlepptau aus der Halle, wobei Fortune sich unter ihren Röcken verbarg; ihr folgten die Köche und die Küchenjungen und der Hüter des Feuers; von der Seite der Halle kamen der Gärtner und das Milchmädchen und der Förster und die Burschen, die sich um die Hühner, Enten und Schweine kümmerten. Die Brauerin kam aus ihrem Trockenschuppen, die Käserin aus ihrem Dachboden, der Zimmerer aus seiner Werkstatt. Leof hatte nicht bedacht, wie groß und umfangreich das Personal war, das Sorn unterstand.
    Sie warteten neben der versammelten Truppe. Wohl wissend, dass dieser Moment kommen würde, hatte Leof sich den Kopf darüber zerbrochen, was er sagen sollte. Es war ein schöner Tag, Frühling im Übergang zum Sommer, und im Augenblick befanden sich all ihre Leute in Sicherheit. Sein
natürlicher Optimismus setzte sich durch, sodass er die Versammelten anlächelte und dabei eine aufrichtige Zuversicht ausstrahlte.
    »Euch sind die Geschichten zu Ohren gekommen«, sagte er schlichtweg. »Böse, Blut saugende Geister, die von den Toten

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