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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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zu heilen? Sie ist mein Leben!«
    »Sire, ich wünschte wirklich, ich könnte ihr helfen. Sie ist eine große und gutherzige Dame.«
    Tränen rannen aus Adelizas Augenwinkeln und sickerten in die Kissen. Sie hörte, wie sich die Tür hinter Magister Vital schloss. Will trat schwer atmend zum Fenster und hieb mit der Faust gegen den Stein.
    »Ich kann es nicht ertragen«, flüsterte er. »Warum sie?«
    Draußen hörte sie die Kinder ausgelassen spielen. Das fröhliche Gekreische schien von weither zu kommen, und sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie hatte genug Zeit zum Nachdenken gehabt.
    Will seufzte, wandte sich vom Fenster ab, kam zum Bett und blickte voller Qual und hilfloser Wut auf sie hinab. Sie sah ihm fest in die Augen.
    »Ich habe alles gehört.« Ihre Stimme klang heiser und brüchig, weil sie so lange geschlafen hatte. »Ich kann es auch nicht mehr ertragen.«
    »Ich sehe nicht tatenlos zu, wie du leidest.« Er beugte sich über sie und half ihr, sich aufzusetzen und gegen die Kissen zu lehnen. Ihr unterdrücktes schmerzliches Keuchen ließ ihn erstarren. »Es muss ein Heilmittel geben.«
    Sie deutete matt auf die Karaffe neben dem Bett. Er schenkte ihr etwas Wein ein und war ihr beim Trinken behilflich.
    »Schau dich nur an. Du bist sogar zu schwach, um einen Becher zu halten!«
    Sie schluckte. Die Flüssigkeit rann warm in ihren Magen hinunter. »Ich habe mich gefragt, was Gott mir mit diesem Fluch, den Er mir auferlegt hat, sagen will«, flüsterte sie. »Was will Er mir zu verstehen geben? Was soll ich tun?« Sie runzelte die Stirn. »Warum nimmt Er mir meine Kraft und lässt meinen Körper auf dieser Erde verweilen? Ich würde Ihm meine Seele mit Freuden schenken, wenn Er sie verlangt.«
    Er gab einen kehligen Klagelaut von sich. »Ich will dich nicht verlieren.«
    Adeliza berührte seine Wange, spürte die Bartstoppeln unter ihren Fingerspitzen und die Wärme seiner Haut. Er war stark, gesund und sprühte vor Leben, so wie ihre Kinder.
    »Für keinen von uns kommt etwas Gutes dabei heraus«, fuhr sie unbeirrt fort. »Was für eine Frau bin ich denn für dich und was für eine Mutter für unsere Kinder? Ich möchte nicht, dass sie mich so sehen.«
    »So sollst du nicht reden«, wies er sie zurecht. »Du wirst wieder gesund.«
    »Ich bin schon so lange krank, und ich erhole mich einfach nicht«, erwiderte sie, während sie betete, dass ihre Kraft aus reichte, um diesen Kampf bis zum Ende auszufechten. »So kann es nicht weitergehen. Ich bin anderswo besser aufgehoben – dort, wo der Teil von mir, der noch dazu in der Lage ist, etwas Nützliches tun kann.«
    »Was meinst du mit anderswo?« Er musterte sie argwöhnisch.
    Sie schloss die Augen. »Das Kloster Afflighem. Zum Beten bin ich noch in der Lage.«
    »Nein«, wehrte er instinktiv ab, denn in Afflighem lagen ihre Verwandten begraben, was seine Furcht, sie zu verlieren, noch verstärkte.
    »Was willst du denn dann tun?« Sie schlug die Augen wieder auf und heftete den Blick auf sein vor Qual verzerrtes Gesicht. »Zusehen, wie ich hier liege und vor deinen und den Augen unserer Kinder langsam dahinsieche? Lass mich die Zeit nutzen, die mir noch bleibt.«
    Will wandte sich ab und ging ruhelos hin und her. Er fuhr sich durch das Haar und kam sich vor, als berste er vor aufgestauten Emotionen, während sie wie ein matter, schöner Schatten ihrer selbst dalag. Mit einem Mal musste er daran denken, wie viel Überzeugungskraft es ihn gekostet hatte, sie dazu zu bringen, Wilton zu verlassen und ihn zu heiraten. Vielleicht hatte Gott ihm nur diese kurze Zeit mit ihr zugestanden, deren Ende nun nahte wie das eines Baumes, der im Frühjahr blüht und im Herbst die Blätter abwirft.
    Unter dem Fenster auf ihrem kleinen Altar standen Kerzen und Kreuze. Daneben lag eine zierliche Krone, deren Zacken mit Perlen und kleinen Saphiren besetzt war. Daneben das mit Juwelen verzierte Kreuz, das er ihr kurz nach der Hochzeit geschenkt hatte. Er war so stolz gewesen, wenn sie es getragen hatte. Ein schöner Schmuck für eine schöne Frau. Seine Frau. Seine Königin. Das Licht seines Lebens. Und jetzt verlangte sie von ihm, sie gehen zu lassen. Er grub die Finger in die Handflächen und betrachtete seine geballte Faust. »Starker Arm« nannten ihn manche bei Hofe. Aber was nutzte ihm all seine körperliche Stärke angesichts dieser Bitte? Ob er nun zustimmte oder nicht, er würde sie verlieren.
    Will drehte sich um, ging zurück zum Bett und öffnete langsam die

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