Die Hueterin der Krone
belustigt-verächtliche Schnauben ihres Mannes ignorierte sie.
Als die Diener die Kammer verließen, kreuzten sich ihre Blicke wie die zweier Gegner, die einander mit erhobenem Schild umkreisen. Der Riegel wurde vorgeschoben, und es war nur noch das Knacken der Scheite im Kamin zu hören. Plötzlich trat Geoffrey zu ihr, legte ihr einen Arm um die Taille und zog sie an sich.
»Ich habe es ernst gemeint, als ich sagte, ich hätte dich vermisst. Und ich habe wirklich über eine Annullierung unserer Ehe nachgedacht. Warum sollte ich eine Frau behalten wollen, die mir das Leben vergällt?«
»Wegen der zu erwartenden Entschädigung?«, spottete sie. »Weil es dein Ansehen erhöht, mit einer Kaiserinwitwe und zukünftigen Königin verheiratet zu sein? Es verleiht dir eine Macht und einen Rang, die dir sonst verwehrt blieben. Weil es dich nach der Normandie gelüstet und du sie ohne mich nie bekommen würdest …«
Geoffreys Griff verstärkte sich. Beide atmeten schwer vor Lust und Zorn. Matildas Lendengegend war feucht vor Verlangen. Es war sehr lange her, und so sehr sie ihn auch verabscheute oder gar hasste und so wenig sie ihm verzieh, was er ihr angetan hatte, die körperliche Anziehungskraft zwischen ihnen wirkte noch immer wie eine starke Droge.
»Oh, ich gebe es zu, Gemahlin«, erwiderte er. »Es wäre mir nie über die Lippen gekommen, aber es ist so, und dir geht es genauso, ob es dir nun gefällt oder nicht.« Er presste sie an sich; achtete darauf, dass sie deutlich spürte, wie erregt er war. Zwischen Küssen zog er sie zu dem frisch gemachten Bett, streifte ihre Kleider ab, küsste ihre Beine bis hoch zu den Innenseiten ihrer Schenkel und strich mit der Hand über ihren Venushügel, bis sie leise stöhnte. Dann legte er sich auf sie, drang in sie ein und stieß erst langsam, dann immer härter in sie hinein; ließ sich Zeit, bis sie vor Begierde glühte. Und dann sah er zu, wie der Höhepunkt sie erschauern ließ, bevor er seine Zurückhaltung aufgab.
Matilda schloss die Augen, als die Wonneschauer langsam abebbten. Sie hätte sich eigentlich wohlig entspannt fühlen müssen, aber sie war noch immer auf der Hut. Ihr war keine Zeit geblieben, das Moos zu benutzen, aber ihre Blutung stand kurz bevor, also hatte er sie wahrscheinlich nicht geschwängert. Sie schob sich unter ihm hervor, stieg aus dem Bett und kleidete sich wieder an.
Geoffrey sah ihr unter schweren Lidern hervor zu. Er hatte seine Lust gestillt, war aber nicht gesättigt, weil sie sich ihm immer noch entzog. Während sie auf einem Stuhl Platz nahm, um ihr Haar zu flechten, betrachtete er ihren Körper.
»Hast du sonst noch etwas mit mir zu besprechen, bevor ich die Diener wieder hereinrufe?«, fragte sie.
Er setzte sich auf, sein Blick wurde schärfer.
»Nein, denn dein Vater hat sich in seinem Brief sehr klar ausgedrückt, so wie ich mich in meinem an ihn. Wie du siehst, habe ich mich den Bedingungen gefügt.«
Matilda beschäftigte sich angelegentlich mit ihrem Zopf. »Bislang ja. Alles Weitere wird sich finden.«
»Das gilt für beide Seiten, Weib«, versetzte er. »Ich verlange Gehorsam von dir.«
»Was ist mit Aelis? Was hast du mit ihr gemacht?«
Vom Bett her kam keine Antwort. Matilda blickte sich um und sah einen Anflug von Schmerz über Geoffreys Gesicht huschen, ehe es wieder seinen üblichen unbeteiligten Ausdruck annahm. »Du brauchst dir wegen Aelis nicht mehr den Kopf zu zerbrechen«, sagte er kurz angebunden. »Sie ist tot.«
Matildas Magen krampfte sich zusammen. Sie wollte ihm entgegenschleudern, dass sie das freute, aber das entsprach nicht dem Gefühl, das in ihr aufwallte. Nach dem ersten Schock empfand sie Furcht. Sie fragte sich, wozu ihr Mann wohl fähig war.
»Woran ist sie gestorben?« Es kostete sie Mühe, mit ruhiger Stimme zu sprechen.
»Am Milchfieber, eine Woche nach der Geburt meines Sohnes. Sie konnte mir wenigstens Kinder schenken. Ich habe noch eine Tochter von ihr, und beide werden in diesem Haus aufwachsen. Wenn ich mich recht erinnere, hat sich dein Vater zu diesem Punkt nicht geäußert, und die Angelegenheit steht nicht zur Diskussion.«
Matilda bekreuzigte sich.
»Möge ihre Seele in Frieden ruhen«, murmelte sie, während sie dachte, dass Geoffrey sie letztendlich doch indirekt getötet hatte.
Er stand auf.
»Ich halte es für gerecht, wenn ich sage, dass ich aus meinen Fehlern gelernt habe, aber hast du auch aus deinen gelernt? Wirst du mir in der Öffentlichkeit den mir gebührenden
Weitere Kostenlose Bücher