Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
kannte. Geoffrey begriff voller Unbehagen, dass er ein Fremder im eigenen Land war. Im Gegensatz zu ihm verfügte hier in diesen Wäldern ein einfacher Mann über alle notwendigen Kenntnisse.
    »Was hält denn das gemeine Volk von dem Grafen von Anjou?«, fragte er neugierig.
    Sein Begleiter zuckte die Achseln.
    »Es steht mir nicht zu, mich dazu zu äußern, Messire, aber wenn dem so wäre, würde ich sagen, dass die Leute ihn noch nicht richtig einschätzen können. Er ist ein junger Mann, dem es an Reife fehlt. Es heißt, er täte gut daran, ein Auge auf die zu haben, die ihm dienen, weil sie hauptsächlich ihre eigenen Ziele verfolgen. Wenn der Graf seine Burgen besucht, verlangen seine Beamten von den Einheimischen Vorräte, um ihn zu versorgen, und versprechen, dafür zu bezahlen, was sie aber nie tun. Es ist mir mit meinen Kohlen auch schon so ergangen, aber wer sich beschwert, wird geschlagen oder in den Kerker geworfen. Vielleicht glauben diese Männer, einen Vorteil daraus schlagen zu können, dass ihr Herr so jung und unerfahren ist, aber zu Zeiten seines Vaters wurde ebenso verfahren.«
    Geoffrey widerstand dem Drang, die schmutzige Kreatur von seinem Pferd zu stoßen und für seine Unverschämtheit in Ketten legen zu lassen. Aber es lag in seinem eigenen Interesse, seine Untertanen bei Laune zu halten und für Gerechtigkeit zu sorgen. Er wusste, dass sein Schwiegervater diesem Amtsmissbrauch seiner Beamten ein Ende gesetzt hatte und dafür von seinem Volk mit Lob überhäuft worden war. Henry hatte die Lage unter Kontrolle gebracht und dafür gesorgt, dass sich seine Leute nicht länger auf seine und auf Kosten seiner Un tertanen die Taschen füllten. Dieser Köhler mochte rußver schmiert und ungehobelt sein, aber er sprach eine erfrischende Wahrheit aus.
    »Was sagt man sonst noch?«, bohrte er weiter.
    Als sie die Burg von Loches erreichten, hatte Geoffrey ein sehr genaues Bild davon, was die Leute von ihm und sei nem Hof hielten, und dieses Bild war wenig schmeichelhaft. Es hatte ihm viel Stoff zum Nachdenken geliefert. Außerdem hatte er sich mit seinem Führer, dessen Name Thomas Charbonnier lautete, glänzend unterhalten. Der Gesichtsausdruck des Köhlers, als ihm endlich klar geworden war, dass er hinter dem Grafen von Anjou höchstpersönlich auf dem Pferd saß, war unbezahlbar. Und zutiefst belustigt hatte er die schockierten Mienen des einfachen Mannes und der Burgdiener registriert. Letztere waren entsetzt, dass ihr Herr mit einem Mann, der einen so zweifelhaften Leumund besaß, auf einem Pferd ritt. Köhler wurden mit Misstrauen betrachtet. Sie führten ein Wanderleben im Wald, und nicht viel trennte sie von einem Dasein als Wilderer oder Vogelfreier. Charbonnier kniete mit gesenktem Kopf nieder, doch Geoffrey half ihm auf und wies die Diener lachend an, dem Mann zu essen und zu trinken und ein Pferd für den Heimweg zu geben.
    »Ein Esel wäre besser, Sire«, sagte Charbonnier. »Ein Pferd würde zu viel Pflege benötigen und zu viel Futter kosten. Andere Männer würden mich darum beneiden. Wenn es nicht stirbt, wird es mir gestohlen. Aber ein Esel kann eine Ladung Kohlen tragen, und niemand würde ein begehrliches Auge auf ihn werfen.«
    »Also, du willst einen Esel?«
    »Ja, Sire.«
    Geoffrey kicherte.
    »Darin liegt wahre Weisheit. Vielleicht sollte ich dich zu meinem Hofnarren machen.«
    Charbonnier bedachte ihn mit einem klugen Blick aus seinen blauen Augen.
    »Ich bin niemandes Narr, Sire.«
    »Nein, wahrhaftig nicht. Aber würdest du nicht gern das Leben eines Kohlebrenners gegen eines bei Hof eintauschen? Teure Kleider tragen und auf einer Federmatratze schlafen und wissen, dass deine Frau und deine Kinder immer genug zu essen haben? Das schiene mir doch die Entscheidung eines weisen Mannes zu sein.«
    Charbonnier legte die Stirn in nachdenkliche Falten.
    »Doch, all diese Dinge würden mir schon gefallen«, räumte er ein. »Aber dann würde ich mich auch ändern. Ich wäre kein einfacher Köhler mehr, und das halte ich nicht für weise, Sire.«
    Am Ende schickte Geoffrey ihn mit einem mit Vorräten beladenen Esel und dem Versprechen seiner Wege, ihm alle Kohlen abzukaufen. Als er sah, wie der Mann mit seinem Esel glücklich in den Wald zurückkehrte, empfand er beinahe einen Anflug von Neid.
    »Sire.« Sein Haushofmeister verneigte sich vor ihm. »Eure Gemahlin traf während Eurer Abwesenheit ein. Sie hat die Kammer im westlichen Turm bezogen.«
    Geoffreys Herz wurde schwer. Er

Weitere Kostenlose Bücher