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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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und deshalb wünscht er unter anderem meine Rückkehr. Es geht immer nur um die Macht der Männer.«
    Er dämpfte seine Stimme noch mehr.
    »Ihr wisst ja nicht, welche Macht Ihr ausübt.«
    Sie holte tief Atem, um ihre Fassung zu wahren.
    »Brian, ich weiß.« Dann ging sie auf den Eingang zu, der zu ihren Gemächern führte. Dort fühlte sie sich sicher. Sie wusste, dass sie ihn nicht beim Vornamen hätte nennen sollen, denn dies war in mancher Hinsicht intimer als eine Berührung.
    »Ich werde Euch bis zum letzten Blutstropfen dienen.« Der Wind trug seine Worte zu ihr hinüber, sie klangen wie ein Vorzeichen; als lägen schwere Tage vor ihnen.

15
    Wald von Loches, Anjou, September 1131
    Schwer atmend zügelte Geoffrey sein schwitzendes Pferd und klopfte ihm auf den heißen kastanienbraunen Hals. Er blickte sich um und versuchte sich zu orientieren, aber sie befanden sich tief im Wald, fernab befestigter Pfade. Wie majestätische Säulen einer Kathedrale ragten ringsum die Bäume auf. Ihre Kronen bildeten einen gewölbeähnlichen Baldachin. Die ersten Herbstblätter rieselten rostfarben und grüngolden zu Boden. Bei der Verfolgung eines kapitalen Hirsches hatte er den Rest der Jagdgesellschaft weit hinter sich gelassen und sich verirrt. Nur Bruin war noch bei ihm, und der Hund hatte offensichtlich die Spur verloren, denn er schnüffelte im Kreis herum. Geoffrey legte den Kopf schief und lauschte, aber außer dem Rascheln der Blätter und dem heiseren Schrei eines Eichelhähers war nichts zu hören. Er griff nach seinem Jagdhorn, stellte aber fluchend fest, dass sein Gehenk leer war. Also konnte er keine Hilfe herbeirufen, und das Horn war aus Elfenbein geschnitzt und dementsprechend wertvoll.
    Er lenkte das Pferd in die Richtung, aus der er gekommen war, und suchte nach dem Pfad, dabei lauschte er die ganze Zeit auf die Hörner der anderen Jäger, aber vergebens. Ein viel versprechender Weg entpuppte sich als Wildtrampelpfad, der ihn nur noch tiefer in den Wald führte. Ein Mal meinte er, in der Ferne ein Horn zu vernehmen, aber er war sich nicht sicher, aus welcher Richtung.
    Geoffrey war ein nüchtern denkender Mensch. Er wusste, dass er früher oder später zurückfinden würde, dennoch fühlte er sich unbehaglich, so allein im Wald und ohne seine Gefährten in der Nähe. Die Nacht würde kalt werden, und er hatte weder Proviant noch die notwendigen Utensilien bei sich, um ein Feuer zu machen. Er lenkte den Kastanienbraunen auf die im Westen versinkende Sonne zu, weil er so wenigstens einen Orientierungspunkt hatte.
    Nach einer Weile stieg ihm der Geruch eines Holzfeuers in die Nase, und vorsichtig keimte Hoffnung in ihm auf. Der Geruch wurde stärker, und ein paar Minuten später gelangte er auf eine Lichtung, wo ein Köhler mit einem Kohlenmeiler beschäftigt war. Sowohl aus dem Abzug über dem Kochfeuer in seiner Hütte als auch von dem abgedeckten Kohlehügel stieg Rauch auf.
    Aus Respekt vor Geoffreys offenkundig hohen Rang verneigte sich der Mann ehrerbietig, sank jedoch nicht auf die Knie. Seine Augen leuchteten in seinem rußverschmierten Gesicht so hell wie Ehrenpreis, und er umklammerte die Eisenstange in seiner Hand fester.
    »Wie finde ich hier wieder heraus?«, fragte Geoffrey. »Weißt du, wie ich nach Loches komme?«
    Der Mann stützte sich auf seinen Stab.
    »Wenn ich das nicht wüsste, könnte ich dort meine Kohlen nicht verkaufen, oder?«, erwiderte er. Dann beschrieb er anhand von Bäumen verschiedene Wege: die große Eiche, die knorrige Linde, der Haselhain mit dem Kaninchenbau.
    Geoffreys Nasenflügel bebten vor Ungeduld.
    »Bring mich selbst hin!«, fauchte er. »Deine Wegbeschreibungen versteht man nur, wenn man sich in den Wäldern auskennt.«
    »Messire, ich wage es nicht, die Kohlen unbeaufsichtigt zu lassen, das Feuer könnte noch aufflammen.« Der Köhler deutete auf den rauchenden Hügel. »Das ist mein Lebensunterhalt.«
    »Herrgott, ich bezahle dich dafür. Ich bezahle dir so viel, wie du in einem Monat verdienst, aber zeig mir den Weg. Du kannst hinter mir reiten.«
    Der Mann überlegte kurz, legte dann mit einem knappen Nicken seine Eisenstange fort und holte einen Stuhl, damit er hinter Geoffrey aufsitzen konnte.
    »Hier geht es lang«, sagte er, mit seiner schmutzigen Hand den Weg weisend.
    Der Pfad wand sich wie eine hungrige Schlange, doch der Köhler fand sich mit traumwandlerischer Sicherheit zurecht; er orientierte sich an verschiedenen Landschaftsmerkmalen, die nur er

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