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Die Hüterin der Quelle

Die Hüterin der Quelle

Titel: Die Hüterin der Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Das signum diabolicum .
    Ein Leben lang hatte er alles getan, um dieses Geheimnis zu bewahren, nun hatte es die Natur in einer Laune weitergegeben. Ein Gedanke, der ihm entsetzlich war. Dennoch gab es nicht den geringsten Zweifel: Die kleine Magdalena war sein eigen Fleisch und Blut. Würde jemals jemand in Bamberg davon erfahren, war nicht nur sein Kreuzzug gegen das Böse gefährdet, sondern auch sein eigenes Schicksal besiegelt.
    Friedrich Förner fiel neben der Leiche auf die Knie und begann inbrünstig zu beten.

    « Sie haben Toni mitgenommen!« Kaspars Stimme klang bedrückt.
    Die Kinder hatten sich in der alten Mühle versammelt, vor ihnen die Schätze, die sie heute erbeutet hatten: ein Laib Brot, richtiges Brot, nicht der gebackene Kleiebrei, den sie in letzter Zeit so häufig bekommen hatten, etwas Gänseschmalz, Äpfel, ein paar Eier.
    »Toni? Das glaub ich nicht!«, sagte Kuni. »Der ist doch viel zu schnell, um sich fangen zu lassen.«
    »Er hat aber gar nicht versucht wegzulaufen. Ich hab ihn gesehen, zusammen mit dem Weihbischof. In die Alte Hofhaltung sind sie gegangen.«
    »Dort, wo sie die Druten einsperren und verhören?« Das große Mädchen biss sich auf die Lippen. »Glaubt ihr, die Taube hat etwas damit zu tun?«
    »Ja. Genau dort.« Kaspar schluckte. »Ich hab lang davor gewartet, aber er ist nicht wieder rausgekommen. Dann bin ich gegangen, um euch Bescheid zu sagen.« Er rieb sich die Augen, sah müde aus und traurig.
    »Selina? Das glaub ich nicht!«, widersprach Lenz. »Wir werden sie fragen, wenn wir sie erwischen.«
    »Ja, wenn!« Kuni griff sich den größten Apfel und biss hinein. »Nicht einmal ihre eigene Stiefmutter weiß, wo sie ist! Habt ihr nicht gesehen, wie ängstlich die Frau geworden ist, als wir sie gefragt haben? Und wieso rennt jemand überhaupt weg und versteckt sich, wenn er ein reines Gewissen hat, kannst du mir das mal verraten? Da ist etwas faul, sag ich euch, oberfaul!«
    »Toni hatte schon lange etwas auf dem Herzen.« Lenz wusste, dass es manchmal besser war, nicht auf Kuni einzugehen. »Ein paar Mal hab ich ihn nachts weinen hören. Ich hab ihn gefragt, aber er hat sich stur gestellt. Und stur sein, das kann er!«
    »Vielleicht hätten wir ihn nicht ständig wegen seiner Geschichten auslachen sollen«, sagte Kuni. »Da hat er wohl die Lust verloren, noch etwas zu erzählen. Aber wenn er erst einmal zurück ist und Lenchen dazu …«
    Lenz legte ihr den Arm um die Schulter.
    Sie blickte zu ihm hoch, freudig überrascht, lächelnd. Doch Kunis Gesicht wurde schnell wieder ernst, als sie seinen gequälten Ausdruck bemerkte. Er sah aus, als ob er friere.
    »Komm, Kaspar«, sagte er. »Hierher, auf meine andere Seite!«
    Der kleine Bruder folgte seiner Aufforderung.
    »Was ist?«, sagte Kaspar. »Du zitterst ja. Bist du krank?«
    »Lenchen kommt nicht mehr«, sagte Lenz. »Nie mehr wieder.«
    »Wieso?«, fragte Kaspar. »Will sie vielleicht bei Ava bleiben?«
    »Nein. Dort ist sie auch nicht.«
    »Wo ist sie dann?«
    Jetzt sahen ihn beide fragend an.
    »Ich bin dem Karren ein Stück gefolgt, der sie am Felsenkeller abgeholt hat. Man hat sie aufgeladen wie ein Stück Holz. Und dann hinauf zum Domberg gefahren. Ich bin ihnen nachgeschlichen, solange ich einigermaßen Deckung hatte. Auf dem Platz wurde es mir dann mulmig. Da bin ich lieber rechtzeitig abgedreht.«
    »Wovon sprichst du?« Kuni hatte sich frei gemacht, starrte ihn an.
    »Lenchen ist tot.«
    »Lenchen ist tot«, wiederholte Kaspar. »Unser kleines Lenchen? Wieso?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Lenz zog ihn näher an sich heran, aber Kaspar kamen bereits die Tränen.
    »Und Toni haben sie mit den Druten eingesperrt«, schluchzte er weiter. »Ich hab Angst, Lenz! Wann kommen sie, um uns zu holen?«
    »Gar nicht«, sagte Kuni. »Weil sie uns nicht kriegen werden. Kommt!« Sie stopfte alle Lebensmittel in ihren Beutel. »Wir gehen!«
    »Wohin willst du?«, sagte Lenz.
    »Da fragst du noch? Zu Ava – wohin sonst?«

    » … habe ich mir erlaubt, Euch einige Proben meines Könnens mitzubringen. Nicht dass es nötig gewesen wäre, Monsignore, ich bin sicher, dass Ihr Euch meiner Qualitäten noch recht gut entsinnt, aber weil inzwischen doch einige Zeit ins Land gegangen ist, dachte ich, es könne nicht schaden, wenn ich …«
    In Förners Ohren rauschte es. Stumm starrte er auf die bucklige Kreatur, die ein paar zerknitterte Kleidungsstücke vor ihm ausgebreitet hatte. Apollonia anzuschreien, wie sie diesen Mann

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