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Die Hüterin der Quelle

Die Hüterin der Quelle

Titel: Die Hüterin der Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Selbstmord, andere wieder glaubten an einen Unfall. Die meisten aber waren bereit, alles den Druten zuzuschreiben, die inzwischen nicht einmal mehr vor Gotteshäusern Halt machten. Förner verhielt sich in diesem Punkt erstaunlich zurückhaltend, was Hofmeister in seinem Verdacht weiter bestärkte. Keinerlei Erwähnung in seiner täglichen Predigt; nicht einmal zu einer gründlichen Untersuchung der Drutenkommission kam es. Die zerschmetterten Glieder Eichlers wurden in einem Armengrab am Rande des Friedhofs verscharrt.
    Seitdem blieb der Sekretär auf der Hut. Jetzt schien ihm der richtige Zeitpunkt, um seine alten Kontakte nach Würzburg neu zu beleben. In einem ausführlichen Schreiben bat er seinen Studienfreund Julius Salzbrenner, der es im dortigen Domkolleg zu einigem Ansehen gebracht hatte, sich beim Bischof für ihn zu verwenden. Es kostete ihn Überwindung, weiterhin mit Förner umzugehen, als sei nichts geschehen, aber solange er keine Antwort aus Würzburg hatte, blieb ihm nichts anderes übrig. So machte er gute Miene zum bösen Spiel und hoffte darauf, bald von Bamberg wegziehen zu können.
    Unkonzentriert brütete Hofmeister über Förners seitenlanger Weihnachtspredigt, als der Küster Toni in die Sakristei führte. Der Junge wurde blass bei seinem Anblick, schlug die Augen nieder.
    »Ich wollte nur …«, begann er stotternd. »Er ist nicht da?«
    »Nein. Und ich weiß auch nicht, wann er wiederkommt. Was willst du von Monsignore Förner?«
    »Nichts. Dann hab ich wohl etwas durcheinander gebracht.« Schon stand Toni an der Tür, Hofmeister aber war schneller und versperrte ihm den Weg.
    »Wir zwei müssen uns unterhalten, Anton«, sagte er. »Denkst du, ich merke nicht, dass du immer vor mir davonläufst? Warum tust du das? Was hab ich dir denn getan?«
    »Nichts. Gar nichts.« Toni starrte auf seine viel zu großen Holzschuhe.
    »Nichts? Das glaub ich dir nicht. Du bist so ein kluger kleiner Kerl. Warum hast du solche Angst vor mir? Es muss doch einen Grund geben!«
    »Der Teufel kann ganz verschieden aussehen«, stieß Toni hervor. »Auch wie ein schöner junger Mann.«
    »Vermutlich kann er das«, sagte Hofmeister. »Man sagt ihm ja nach, er vermöge so manches. Aber wieso kommst du ausgerechnet jetzt auf den Teufel?«
    Toni schwieg, die Lippen fest zusammengepresst.
    Hofmeister starrte auf den strubbeligen Kopf und den dünnen, schmutzigen Hals.
    »Du denkst doch nicht etwa, dass ich der Teufel bin?«, sagte er aus einer plötzlichen Eingebung heraus.
    Toni blinzelte schräg zu ihm hoch, und in seinen angsterfüllten Augen las er, dass er mit seiner Vermutung Recht hatte.
    »Doch, genau das glaubst du! Deshalb rennst du immer weg, sobald du mich siehst.«
    »Bist du denn nicht der Teufel?« Toni machte einen Schritt zurück, die Tür aber nicht aus den Augen lassend.
    »Nein«, sagte Hofmeister lachend. »Das bin ich nicht. Ich bin nur ein ganz gewöhnlicher Mensch. Und dass du mich schön findest, ehrt mich sehr.«
    »Beweis es!«, verlangte der Junge. »Sonst glaube ich dir nicht.«
    »Du willst Beweise? Das kann ich verstehen. Warte, lass mich überlegen! Was weißt du vom Teufel, Anton?«
    »Dass er kalt ist«, sagte Toni nach einigem Überlegen. »Und dass in seinen Adern pechschwarzes Blut fließt. Er stinkt wie eine Kröte. Und er kann sich unsichtbar machen …«
    »Nicht so viel auf einmal! Lass uns der Reihe nach vorgehen.« Hofmeister zog seinen Rock aus und krempelte den Hemdsärmel nach oben. Toni starrte auf die helle, blond behaarte Haut, die darunter zum Vorschein kam. »Fass mich an. Komm schon!«
    Toni streckte seine Hand aus, zuckte aber gleich wieder zurück.
    »Fester. Sonst spürst du ja nichts.« Die Kinderhand blieb auf dem Männerarm liegen. »Und? Was fühlst du?«
    »Wärme«, sagte Toni. »Du bist ganz warm.«
    Hofmeister lächelte, dann hauchte er ihn an.
    »Und was riechst du?«
    »Du hast Zwiebeln gegessen«, sagte Toni. »Die mag ich auch sehr gern. Aber nur, wenn sie weich gekocht sind.«
    »Schön. Sehr schön sogar! Aber damit wollen wir uns noch nicht zufrieden geben.« Gabriel Hofmeister nahm den Brieföffner vom Tisch und fuhr mit ihm blitzschnell über seine Hand.
    Der Junge zuckte zurück.
    »Du blutest! Du hast dich geschnitten.«
    »Natürlich hab ich das! Und welche Farbe hat mein Blut? Siehst du das auch?«
    »Rot«, sagte Toni. »Es ist hellrot.«
    »Wenn du jetzt auch noch von mir verlangst, dass ich unsichtbar werden soll …«
    »Nein. Es

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