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Die Hüterin der Quelle

Die Hüterin der Quelle

Titel: Die Hüterin der Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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unserem gemeinsamen Schwimmen?«, sagte sie ihr ins Ohr. »Es sind die allerletzten warmen Tage.«
    »Du hast es nicht vergessen?« Kuni zog die Luft zwischen ihre spitzen Schneidezähne.
    »Natürlich nicht. Was hältst du von heute Nachmittag?«
    Kuni strahlte sie an.

    Pankraz Haller hatte das Thermometer, das er einem Händler aus Pilsen abgekauft hatte, am Vorabend auf einem Fass im Felsenkeller abgelegt. Ein ovales Vorratsgerät aus Glas, gefüllt mit Weingeist, aus dessen Mitte ein langes, dünnes, oben geschlossenes Steigrohr aufragte.
    Er nahm es und hielt seine Fackel dichter an die Skala. Die Temperatur war unverändert, seinem Gefühl nach aber, dem er bisher stets vertraut hatte, war es heute deutlich kühler als gestern.
    Er klopfte an das Glas. Schüttelte es. Keine Änderung.
    Außerdem wirkte es in seiner Hand so fragil, dass er kaum den Mut finden würde, es jemals beim Sieden einzusetzen. Was, wenn es trotz aller Zusagen zerbrach und das Gemisch von Wasser und Alkohol sich in das Bier ergoss? Und wer garantierte ihm überhaupt für die Reinheit der Ingredienzien, die irgendjemand zusammengegossen hatte?
    Seine Freude über das neue Instrument war bereits bei der zweiten Anwendung erloschen. Unhandlich erschien es ihm, zu wenig ausgereift, um sinnvoll eingesetzt zu werden. Vielleicht war er doch zu voreilig gewesen, hätte lieber abwarten sollen, bis mehr und vor allem detailliertere Untersuchungen über seine Anwendungsmöglichkeiten vorlagen. Plötzlich reuten ihn die Taler, die er dafür bezahlt hatte, eine stattliche Summe, die sich auch gut anderweitig in der Brauerei hätte investieren lassen.
    Pankraz haderte mit sich, als er weiterging, wie immer alles in seiner Nähe gründlich inspizierend. Aber er war ehrlich genug, um sich einzugestehen, dass es nicht nur am Thermometer lag.
    Maries Gesicht konnte er nicht vergessen, obwohl sie wie immer alles getan hatte, um vor ihm zu verbergen, wie bedrückt sie wirklich war. Doch seine Augen ließen sich nicht hinters Licht führen. Er kannte sein Mädchen viel zu gut, um nicht zu wissen, was es bedeutete, wenn sie sich betont munter und zuversichtlich gab. Marie war zu stolz, um zu klagen, zu tapfer, um ihre Verletztheit zu zeigen. Dabei litt sie ganz offensichtlich unter Veits neu entbrannter Arbeitswut, fühlte sich zurückgesetzt, zu wenig beachtet.
    Was für ein Idiot dieser Sternen doch war, eine Frau wie Marie so zu behandeln! Dass er die Krippe nur als Ausrede nahm, stand für Pankraz Haller längst fest. Bei einer seiner Audienzen in Schloss Geyerswörth war er zufällig Zeuge eines Gesprächs geworden, das der Fürstbischof mit seinem Sekretär führte.
    »Kein übler Mann, dieser Meister Sternen«, sagte er zu Gabriel Hofmeister, der ihm Schriften von Förner brachte. »Wenngleich für meinen Geschmack ordentlich von sich eingenommen. Sein Junge gefällt mir da schon besser. Bin gespannt, mit welchen Ideen er aus Italien zurückkommt!«
    »Und wenn er nichts mitbringt, müssen wir uns auch nicht sorgen; es gibt genügend andere, die liebend gerne die Arbeit übernehmen«, sagte der Sekretär. »In Würzburg soll es ganz ausgezeichnete Leute geben. Das hier sind übrigens die neuesten Predigten, Exzellenz. Monsignore Förner ersucht Euch um eine rasche Beurteilung. Er arbeitet rastlos, isst und trinkt kaum. Erst in den Morgenstunden ist er damit fertig geworden.«
    »Das zu entscheiden bleibt immer noch Zeit. Wir wollen nichts überstürzen in diesen gottlosen Zeiten, wo der Pöbel sich schon anschicken möchte, dem Fürsten zu gebieten.« Fuchs von Dornheim warf nur einen kurzen Blick auf den dicken Packen. »Die ganze Nacht, habt Ihr gesagt? Die Druten lassen ihm offenbar nicht einmal mehr Ruhe zum Schlafen.«
    Dann schien er sich plötzlich daran zu erinnern, dass Veit Sternen mit Pankraz Haller verwandt war.
    »Euer Herr Schwiegersohn, wenn ich nicht irre? Sicherlich seid Ihr stolz auf ihn und seine Kunst!«
    Mehr als ein knappes Nicken hatte Pankraz sich nicht abringen können. Und wäre es nicht um Marie gegangen, er hätte sehr wohl eine passendere Antwort parat gehabt.
    »Ganz im Vertrauen: Ich zähle mehr auf Euer Bier als auf seine Holzfiguren. Eure Meisterschaft braucht Ihr mir nicht zu beweisen – die kann ich bei jedem Schluck schmecken. Bei ihm allerdings könnte ein wenig mehr von allem nicht schaden.«
    Allein der Gedanke daran trieb Pankraz erneut den Schweiß auf die Stirn. Natürlich hätte er Marie davon erzählen

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