Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
das so empfand. Sie konnte doch nichts dafür. Sie versicherte ihr, dass das nicht ihre Schuld war und es nicht schlimm war, dass sie Freunde waren und dass ja nichts passiert war, aber es war hoffnungslos. Asha war in ihren Überlegungen zu dem Schluss gekommen, dass Pinaa nicht hierher gehörte und dass sie selbst nicht für sie sorgen oder sie beschützen konnte. Sie meinte, dass es am besten wäre, wenn Pinaa zu ihrer Sippe zurückkehren würde. Pinaa war zuerst entsetzt. Sie wies diese Möglichkeit weit von sich, auch wenn sich tief in ihrem Inneren sofort etwas geregt hatte, als Asha diesen Vorschlag gemacht hatte. Dann war sie enttäuscht. Sie waren Freunde. Sie hatten ihre Geschichten und ihr Leben geteilt und nun wollte Asha sie einfach so wieder loswerden. War sie denn nirgendwo willkommen? Asha versuchte, sie zu trösten und ihr zu erklären, dass sie das natürlich ganz anders meinte, aber es war schwierig. Sie sprachen die ganze Nacht über die Möglichkeiten und Auswirkungen, während die Wölfin meist dicht neben Pinaa lag. Sie spürte viele verwirrende Gefühle und schwankende Stimmungen bei den Menschen und versuchte, Pinaa Halt zu geben. Diese war inzwischen unentschlossen. Sie wollte wissen, was Asha allein vorhatte und ob sie der Geschichte mit ihrem vielleicht noch lebenden Sohn nachgehen würde. Asha gab zu, dass sie darüber nachgedacht hatte. Vielleicht würde sie eines Tages versuchen, die Sippe zu finden, um zu sehen, was wirklich hinter all dem steckte. Dann wollte sie Pinaa auf keinen Fall mit hineinziehen. Pinaa dachte an ihre Sippe, an Minoo und die anderen und wie sehr sie sie doch vermisste, wenn sie das Gefühl zuließ. Und dass es vielleicht doch bestimmt war, dass jede von ihnen wieder zu ihrer Familie zurückkehren sollte. Aber was sollte mit der Wölfin geschehen? Asha bot nach wie vor an, sie bei sich zu behalten, aber Pinaa wusste nicht, ob sie sich wirklich von ihr trennen konnte. Nach wie vor war ihr nicht ganz klar, wie sie sich entscheiden sollte. Müde kuschelten sich alle drei dicht aneinander. Sie schliefen noch einige Zeit und als sie erwachte wusste Pinaa, dass diese Lösung vielleicht schwer für sie sein würde, aber doch die richtige war. Im Traum hatte sie Minoo gesehen. Und seine Schwester Linaa. Und Linaa war es nicht gut gegangen. Sie war bleich gewesen und hatte schwer geatmet. Und sie hatte nach Pinaa gerufen. Die Ahnen hatten ihr Zeichen gesandt. Sie sollte zur Sippe zurückkehren.
Kapitel 7 – Leben und Retter
Vier Tage wanderten sie in Richtung der aufgehenden Sonne. Pinaa hatte Asha ihren Weg geschildert, zumindest die Abschnitte an die sie sich erinnerte, und versucht, sich weitere Orientierungspunkte ins Gedächtnis zu rufen, um die Winterhöhle ihrer Sippe wiederzufinden. Es war schwierig, aber die Wölfin schien problemlos jeden Ort aufspüren zu können, an dem sie einmal gewesen waren. Sie wusste anscheinend, dass es zum Lager der Sippe zurück gehen sollte, Pinaa fragte sich nur, ob sie auch ahnte, dass sie nach wie vor nicht mit hinein konnte.
Der Winter war schon fast am Ende. Pinaa wollte die Sippe erreichen, bevor sie zum See der Federn zogen. Asha und sie nahmen sich auf der Strecke nur wenig Zeit zum Jagen und aßen nicht viel. Je näher sie dem Ausgangspunkt ihrer Flucht aber kamen, desto gegensätzlicher wurden Pinaas Gefühle. Sie freute sich darauf, ihren Vater, Minoo, Linaa und auch alle anderen wiederzusehen. Sie konnte aber nicht einschätzen, welche Gefühle sie ihr gegenüber hatten. Sie musste davon ausgehen, dass alle glaubten, dass die von ihr in das Lager gebrachte Wölfin einen der ihren verletzt hatte. Sie wusste auch nicht, wie es Anatoo ging. Zudem hatte sie das Urteil des Beschwörers und der Sippe nicht abgewartet, sondern sich einfach entzogen. Dabei hatte sie alle im Stich gelassen. Es konnte also durchaus sein, dass sie sie gar nicht wieder in die Sippe aufnehmen würden. Dass sie eine Verbannte sein würde wie Asha. Pinaa sah Asha kurz an. Dann würden sie eben so weiterleben. So schlecht war dieses Leben nicht. Immerhin waren sie frei. Und sie hatte dann diese Entscheidung nicht selbst treffen müssen. Vielleicht konnte sie Asha doch dabei helfen, das Geheimnis um ihren Sohn aufzudecken. Aber Pinaa hoffte natürlich, dass die Sippe sie trotz allem wieder in ihrer Mitte willkommen heißen würde. Vermutlich würde sie sich eine lange Predigt anhören müssen. Oder zwei. Zudem musste sie zurückhaltender werden,
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