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Die Huette

Die Huette

Titel: Die Huette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William P. Young
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Wasser, prustend und weinend, aber von Josh war nichts zu sehen. Doch plötzlich erkannte Mack heftig strampelnde Beine im Wasser und wusste, dass da etwas schrecklich schief gegangen sein musste.
    Alle Instinkte, die er sich in seiner Jugend als Lebensretter am Strand angeeignet hatte, waren plötzlich wieder da. Innerhalb von Sekunden sprang er in den See, ohne Hemd und Schuhe. Die Eiseskälte spürte er gar nicht, während er, so schnell er konnte, die fünfzehn Meter zu dem gekenterten Kanu schwamm. Das erschreckte Schluchzen seiner Tochter ignorierte er für den Moment. Sie war in Sicherheit. Er konzentrierte sich ganz auf Josh.
    Mack tauchte. Das Wasser war zwar durch den Unfall aufgewühlt, aber immer noch ziemlich klar. Er entdeckte Josh schnell und erkannte sofort, warum der Junge in Not war. Ein Gurt seiner Schwimmweste hatte sich im Sitzgeflecht verfangen. Auch Mack schaffte es nicht, den Gurt freizubekommen. Also signalisierte er Josh, er solle tiefer ins kieloben treibende Kanu hineinkriechen, wo noch Atemluft eingeschlossen war. Aber der arme Junge geriet in Panik und stemmte sich verzweifelt gegen den Riemen, der ihn unter dem Bootsrand und unter Wasser gefangen hielt.
    Mack tauchte auf, schrie Kate zu, dass sie an Land schwimmen solle, sog so viel Luft ein, wie er konnte, und tauchte ein zweites Mal. Beim dritten Tauchgang wurde ihm klar, dass er entweder weiter versuchen konnte, Josh von der Schwimmweste zu befreien, oder aber das Kanu aufrichten musste. Da Josh in seiner Panik wild zappelte und niemanden an sich heranließ, entschied sich Mack für Letzteres. Ob es nun Gott und die Engel waren oder Gott und Adrenalin, würde er niemals sicher wissen, aber beim zweiten Versuch schaffte er es, das Kanu herumzurollen, wodurch Josh befreit wurde.
    Die Schwimmweste, die nun endlich das tun konnte, wofür sie eigentlich gedacht war, hielt das Gesicht des Jungen über Wasser. Mack tauchte hinter Josh auf, der jetzt schlaff und ohnmächtig war und aus einer Platzwunde am Kopf blutete, wo er gegen das Kanu geschlagen war, als Mack es aufgerichtet hatte. Sofort begann Mack bei seinem Sohn mit der Mund-zu-Mund-Beatmung, während andere, die den Vorfall mitbekommen hatten, ihn zusammen mit dem Kanu, an dem die Schwimmweste immer noch festhing, zum Ufer zogen.
    Ohne auf die lauten Rufe und Fragen ringsum zu achten, konzentrierte Mack sich ganz auf seine Aufgabe, während in seiner Brust Panik hochstieg. Gerade als Macks Füße wieder festen Boden unter sich hatten, fing Josh an zu husten und spuckte Wasser und das Frühstück aus. Alle Leute brachen in Jubelrufe aus, aber Mack hatte dafür kein Ohr. Überwältigt von der Erleichterung und dem Adrenalinstoß einer Rettung im letzten Augenblick, fing er an zu weinen, und dann war plötzlich Kate da, schluchzend und ihren Vater umklammernd. Und alle am Ufer lachten und weinten und lagen sich in den Armen.
    Unter denen, die zum Ufer geeilt waren, befanden sich auch Jesse Madison und Emil Ducette. Durch das Gewirr der Freudenrufe konnte Mack die Stimme Emils hören, der, es klang wie eine Gebetslitanei, immer wieder flüsterte: »Es tut mir so leid ... es tut mir so leid ... es tut mir so leid.« Es war sein Kanu. Es hätten seine Kinder sein können. Mack fand ihn, legte die Arme um den jüngeren Mann und sagte nachdrücklich: »Hör auf! Es war nicht deine Schuld und alle sind in Ordnung.« Emil fing an zu schluchzen.
    Ein drohendes Unheil war abgewendet. Jedenfalls glaubte Mack das.
     

4 - Die Große Traurigkeit
    Traurigkeit ist eine Mauer zwischen zwei Gärten.
Khalil Gibran
    Mack stand gebeugt am Ufer und rang immer noch nach Luft. Es vergingen ein paar Minuten, ehe er zum ersten Mal wieder an Missy dachte. Ihm fiel ein, dass sie am Tisch gesessen und gemalt hatte. Er stieg ein Stück die Uferböschung hinauf zu einer Stelle, von wo aus er den Zeltplatz sehen konnte, entdeckte Missy aber nirgendwo.
    Also lief er schnell zum Zeltanhänger hinauf und rief ihren Namen, so ruhig, wie er es unter den Umständen vermochte. Keine Antwort. Sie war nicht da. Obwohl sein Herz einen Moment aussetzte, sagte er sich, dass in dem ganzen Durcheinander sich bestimmt jemand ihrer angenommen hatte, vermutlich Sarah Madison oder Vicki Ducette oder eines von den älteren Kindern.
    Er wollte nicht überängstlich oder panisch erscheinen und informierte ganz ruhig seine beiden neuen Freunde, dass er Missy nicht finden konnte, und bat sie, nachzusehen, ob sie vielleicht bei einer

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