Die Huette
Es ist die Matrix - ein diabolisches System, in dem ihr hoffnungslos gefangen seid, ohne euch seiner Existenz überhaupt bewusst zu sein.«
Jesus nahm den Gesprächsfaden auf. »Ihr wurdet als glorreiche Krone der Schöpfung nach unserem Ebenbild erschaffen, frei von allen Systemen und Strukturen, frei, einfach nur zu >sein<, in Beziehung zu mir und untereinander. Hättet ihr wirklich gelernt, euch um eure Nächsten so sehr zu sorgen wie um euch selbst, gäbe es keine Notwendigkeit für Hierarchien.«
Mack lehnte sich im Stuhl zurück, erstaunt über die Implikationen dessen, was er da hörte. »Du willst also behaupten, dass jedes Mal, wenn wir Menschen uns mithilfe von Macht schützen ... «
» ... ihr euch der Matrix ausliefert«, beendete Jesus den Satz.
»Und nun«, warf Sarayu ein, »schließt sich der Kreis und wir sind wieder bei meiner ersten Aussage: Ihr Menschen seid so verloren und geschädigt, dass hierarchiefreie Beziehungen für euch fast unvorstellbar sind. Deshalb glaubt ihr, Gott müsse so hierarchisch denken und leben wie ihr. Aber das trifft nicht zu.«
»Aber wie können wir das jemals ändern? Dann würden wir doch nur von anderen ausgenutzt.«
»Das werden sie höchstwahrscheinlich tun. Aber wir bitten dich ja auch gar nicht, dich anderen Menschen gegenüber so zu verhalten, Mack. Wir bitten dich, es mit uns zu tun. Nur so kann es beginnen. Wir werden dich niemals manipulieren oder ausnutzen.«
»Mack«, sagte Papa mit einer Intensität, die ihn veranlasste, besonders aufmerksam zuzuhören, »wir wollen mit dir die liebe und Freude und Freiheit und das licht teilen, das wir bereits in uns tragen. Wir haben euch erschaffen, die Menschen, damit ihr eine ganz persönliche Beziehung von Angesicht zu Angesicht mit uns haben sollt und euch dem Kreis unserer liebe anschließt. So schwer begreiflich das für dich sein mag, alles, was geschieht, dient ausschließlich diesem Ziel, ohne dass dabei euer freier Wille verletzt wird.«
»Wie könnt ihr so etwas sagen, angesichts des unermesslichen Leids in der Welt, der Kriege und Katastrophen, die Tausende das Leben kosten?« Macks Stimme wurde zu einem Flüstern. »Und welchen Wert soll es haben, wenn ein kleines Mädchen von einem abartigen Perversen ermordet wird?« Da war sie wieder, die Frage, die ihm auf der Seele brannte. »Vielleicht ruft ihr diese Dinge nicht hervor, aber jedenfalls unternehmt ihr auch nichts, um sie zu verhindern.«
»Mackenzie«, antwortete Papa sanft, ohne im Geringsten verletzt durch diese Anschuldigung zu wirken, »es gibt Millionen Gründe dafür, Schmerz und Verletzungen zu erlauben, statt sie auszumerzen, aber die meisten dieser Gründe lassen sich nur im Rahmen der individuellen Geschichte eines Menschen verstehen. Ich bin nicht böse. Ihr selbst sorgt dafür, dass eure zwischenmenschlichen Beziehungen mit Angst, Schmerz, Machtgier, Rechten und Pflichten belastet sind. Aber eure Entscheidungen sind niemals stärker als meine Absichten, und ich werde jede Entscheidung, die ihr trefft, dazu nutzen, dem höchsten Guten Geltung zu verschaffen und die liebevollsten Resultate herbeizuführen.«
»Weißt du«, sagte Sarayu, »gebrochene Menschen richten ihr Leben nach Dingen aus, die ihnen gut erscheinen, aber das wird ihnen weder Erfüllung schenken noch sie befreien. Sie sind süchtig nach Macht oder nach der Illusion von Sicherheit, die Macht ihnen bietet. Wenn eine Katastrophe geschieht, werden sich dieselben Leute gegen jene Macht wenden, der sie zuvor vertraut haben. Entweder erweicht die Enttäuschung ihnen dann das Herz und sie öffnen sich mir, oder sie werden noch kühner in ihrem Unabhängigkeitsstreben. Wenn du doch nur sehen könntest, wie all das enden wird und was wir erreichen werden, ohne den freien Willen eines einzigen Menschen zu verletzen, dann würdest du verstehen! Eines Tages wirst du es verstehen.«
»Aber zu welchem Preis?«, fragte Mack fassungslos. »Schaut euch doch an, welchen Preis wir dafür bezahlen müssen - all die Schmerzen, all das Leid, alles, was so schrecklich und böse ist!« Er schwieg einen Moment und betrachtete die Narben an Papas und Jesu Handgelenken. »Und schaut euch an, was es euch gekostet hat. Ist es das wirklich wert?«
»Ja!«, antworteten alle drei freudig im Chor.
»Aber wie könnt ihr das sagen?«, stieß Mack hervor. »Das klingt ja, als würde der Zweck die Mittel heiligen, dass euch jedes Mittel recht ist, wenn ihr nur eure Ziele erreicht, und sollte es
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