Die Huette
Forelle in den Fängen wieder in die Luft schwang.
»Bin ich also ein hoffnungsloser Fall? Ich wünsche mir wirklich sehr, das zu erleben, was ihr drei miteinander teilt, aber ich habe nicht die leiseste Idee, wie ich dorthin gelangen kann.«
»Im Moment gibt es da für dich viele Hindernisse, Mack, aber du musst nicht auf Dauer mit ihnen leben.«
»Ich weiß, dass dies ganz besonders auf die Zeit nach Missys Tod zutrifft, aber auch vorher schon ist es mir nie leicht gefallen, mich zu öffnen.«
»Es geht nicht nur darum, mit Missys Ermordung fertig zu werden.
Eine noch größere Selbsttäuschung erschwert es euch, das Leben mit uns zu teilen. Die Welt ist zerbrochen, weil ihr in Eden die Beziehung zu uns aufgegeben habt, um unabhängig zu werden. Die meisten Menschen haben diese Unabhängigkeit dadurch zum Ausdruck gebracht, dass sie durch ihrer Hände Arbeit und im Schweiße ihres Angesichts nach Identität, Selbstwert und Sicherheit strebten. Indem ihr selbst darüber entscheidet, was gut und was böse ist, versucht ihr, euer Schicksal zu kontrollieren. Dieser Wendepunkt in eurem Dasein hat so viel Schmerz und Leid verursacht.«
Jesus stand auf und schaute, beide Hände auf den Stock gestützt, schweigend zu, wie Mack die letzten Bissen seines Lunches verspeiste und sich dann ebenfalls erhob. Gemeinsam spazierten sie am Seeufer entlang. »Aber das ist noch nicht alles. Der Wunsch der Frau - ihre >Abkehr<, wie das Wort eigentlich lautet -, die Abkehr der Frau ging also nicht auf das Werk ihrer Hände, sondern auf den Mann, und seine Reaktion bestand darin, >über< sie zu herrschen, Macht über die Frau zu beanspruchen, zum Herrscher zu werden. Vor ihrer Entscheidung, vom Baum der Erkenntnis zu essen, fanden die Frau und auch der Mann ihre Identität, ihre Sicherheit und ihr Wissen darum, was gut und was böse ist, ausschließlich in mir.«
»Kein Wunder, dass ich mir bei Nan wie ein Versager vorkomme.
Wie soll ausgerechnet ich ihr Identität und Sicherheit geben?« »Dazu bist du nicht geschaffen. Und wenn du es trotzdem versuchst, spielst du Gott.«
Mack bückte sich, hob einen flachen Stein auf und ließ ihn über das Wasser springen. »Gibt es denn einen Ausweg?«
»Ja, er ist einfach, aber für euch niemals leicht. Du musst umkehren.
Dich wieder mir zuwenden. Kehre einfach zu mir zurück und gib deine Machtspiele und Manipulationsversuche auf.« Jesus klang jetzt geradezu flehend. »Frauen fällt es im Allgemeinen schwer, zu mir zurückzukehren, weil sie sich damit schwer tun, sich von einem Mann abzuwenden und nicht länger von ihm zu fordern, dass er ihre Bedürfnisse erfüllen, ihnen Sicherheit geben und ihre Identität beschützen soll. Männern fällt im Allgemeinen die Rückkehr zu mir so schwer, weil sie ihre Arbeit und ihr Streben nach Macht, Sicherheit und Wichtigkeit nicht aufgeben wollen.«
»Ich habe mich immer gefragt, warum die Männer so lange das Kommando hatten«, sagte Mack. »Männer verursachen so viel Leid. Die meisten Verbrechen werden von Männern begangen, und allzu oft sind Frauen die Opfer, und«, er hielt kurz inne, »Kinder.«
»Die Frauen«, fuhr Jesus fort, während er ebenfalls einen Stein aufhob und übers Wasser springen ließ, »haben sich von uns ab- und einer anderen Beziehung zugewandt, während die Männer sich mit sich selbst und dem Bestellen des Bodens beschäftigten. Die Welt wäre, in vielerlei Hinsicht, ein viel friedlicherer und sanfterer Ort, wenn die Frauen herrschen würden. Dann würden viel weniger Kinder den Göttern der Gier und der Macht geopfert.«
»Dann hätten also die Frauen viel besser die Führungsrolle spielen können.«
»Das mag sein, aber auch sie hätten dieser Rolle niemals genügen können. Macht korrumpiert, wenn sie in den Händen unabhängiger Menschen liegt, ganz gleich, ob es sich dabei um Männer oder Frauen handelt. Mack, begreifst du nicht, wie weit Menschen von einer echten Beziehung entfernt sind, wenn sie Rollen spielen? Wir wollen, dass Mann und Frau gleichberechtigte Partner sind, zwar einzigartig in ihrer geschlechtlichen Verschiedenheit, aber einander perfekt ergänzend und von der Macht Sarayus beseelt, von der alle wahre Macht und Autorität ausgehen. Denk daran, dass es mir nicht um Leistung und das Sicheinfügen in von Menschen gemachte Strukturen geht. Mir geht es allein um das Sein. Sowie ihr in der Beziehung zu mir wächst, wird sich in dem, was ihr tut, euer wahres Sein widerspiegeln.«
»Aber du bist in
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