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Die Huette

Die Huette

Titel: Die Huette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William P. Young
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menschlicher Gestalt zu uns gekommen. Hat das keine Bedeutung?«
    »Ja, aber nicht so, wie viele es glauben. Ich bin als Mensch zu euch gekommen, um das wunderbare Ebenbild zu vollenden, nach dem wir euch erschufen. Vom ersten Tag an verbargen wir die Frau im Mann, damit wir sie zum richtigen Zeitpunkt aus ihm hervor holen konnten. Wir hatten es dem Mann nicht bestimmt, allein zu bleiben. Die Frau war von Anfang an vorgesehen. Indem wir sie aus ihm herausnahmen, hat er sie in gewissem Sinne geboren. So erschufen wir einen Beziehungskreis wie unseren eigenen, aber für die Menschen. Sie, aus ihm, und seither werden alle Männer, mich eingeschlossen, durch sie geboren, und alle Menschen haben ihren Ursprung in Gott, wurden von Gott geboren.«
    »Oh, ich verstehe«, warf Mack ein. Er hatte gerade zum nächsten Steinwurf ausgeholt und stoppte mitten in der Bewegung. »Wäre die Frau zuerst erschaffen worden, hätte es keinen Beziehungskreis gegeben und demnach keine Möglichkeit einer wirklich gleichberechtigten Beziehung zwischen Mann und Frau. Stimmt das?«
    »Genau so ist es, Mack.« Jesus grinste. »Unser Wunsch war es, ein Wesen zu erschaffen, das ein völlig ebenbürtiges und starkes Gegenstück hat - Mann und Frau. Aber euer Streben nach Unabhängigkeit, nach Macht und Erfüllung zerstört genau jene Beziehung, nach der euer Herz sich sehnt.«
    »Da ist es wieder«, sagte Mack und suchte nach einem flachen Stein, der gut über das Wasser springen würde. »Stets geht es um die Macht und wie sehr sie im Gegensatz steht zu jener Beziehung, die du mit Papa und Sarayu hast. Eine solche Beziehung möchte ich auch erleben, mit euch dreien und mit Nan.«
    »Deshalb sind wir hier.«
    »Ich wünschte, Nan wäre auch hier.«
    »Oh ja, was wäre, wenn«, sagte Jesus sinnierend. Mack hatte keine Ahnung, was er meinte.
    Ein paar Minuten herrschte Schweigen, nur unterbrochen von ihrem leisen Keuchen, wenn sie den nächsten Stein übers Wasser warfen, und dem leisen Aufplatschen der hüpfenden Steine.
    Bevor Jesus den nächsten Stein warf, hielt er inne und sagte: »Da ist noch etwas, das du dir gut einprägen solltest, ehe du gehst, Mack.« Er warf den Stein. Mack schaute Jesus überrascht an. »Ehe ich gehe?«
    Jesus ignorierte seine Frage. »Mack, wie die liebe ist auch die Hingabe nicht etwas, das du tun kannst, vor allem nicht allein. Losgelöst von meinem Leben in dir kannst du keine wahre Hingabe gegenüber Nan oder deinen Kindern praktizieren, oder überhaupt gegenüber irgendjemandem, auch nicht gegenüber Papa.«
    »Du meinst«, sagte Mack ein wenig sarkastisch, »dass es nicht genügt, wenn ich mich einfach frage: >Was würde Jesus an meiner Stelle tun?<«
    Jesus lachte leise in sich hinein. »Gute Absichten, aber eine schlechte Idee. Lass mich wissen, wie dieser Weg für dich funktioniert, wenn du ihn wirklich beschreiten willst.« Dann verschwand das Lachen.
    »Ernsthaft, mein Leben war nicht als Vorbild gedacht, das ihr nachahmen sollt. Wenn du mir nachfolgen willst, geht es nicht darum, dass du versuchst, >wie Jesus zu sein<. Nein, es geht darum, dass du deine Unabhängigkeit aufgibst. Ich bin gekommen, um dir das Leben zu schenken, das wahre Leben, mein Leben. Wir werden kommen und unser Leben in dir leben, auf dass du durch unsere Augen siehst, mit unseren Ohren hörst, mit unseren Händen berührst und spürst und auf dass du denkst wie wir. Aber wir werden dir diese Vereinigung niemals aufzwingen. Wenn du dein eigenes Ding durchziehen möchtest, nur zu! Die Zeit arbeitet für uns.«
    »Das also ist mit diesem täglichen Sterben gemeint, von dem Sarayu gesprochen hat.« Mack nickte.
    »Wo wir gerade von der Zeit sprechen«, sagte Jesus, drehte sich um und zeigte auf den Pfad, der am Rand der Lichtung in den Wald führte, »du hast eine Verabredung. Folge dem Pfad und geh dort hinein, wo er endet. Ich warte auf dich.«
    So sehr er sich das gewünscht hätte, wusste Mack doch, dass es keinen Sinn hatte, wenn er ihre Unterhaltung fortzusetzen versuchte. In nachdenkliches Schweigen gehüllt, zog er sich Socken und Schuhe an. Sie waren noch nicht völlig getrocknet, aber zumindest nicht mehr unangenehm nass. Ohne ein weiteres Wort stand er auf, ging über den Strand und blieb kurz stehen, um sich noch einmal den Wasserfall anzuschauen. Dann sprang er über den kleinen Bach und ging auf einem gepflegten und gut markierten Pfad in den Wald hinein.
     

11 - Die Stunde des Richters
    Wer es unternimmt, auf dem Gebiet

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