Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Huette

Die Huette

Titel: Die Huette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William P. Young
Vom Netzwerk:
der Wahrheit und der Erkenntnis als Richter aufzutreten, scheitert am Gelächter der Götter.
Albert Einstein
    Oh, meine Seele ... sei bereit für ihn, der es versteht, Fragen zu stellen.
T. S. Eliot
    Mack folgte dem Pfad, der sich an dem Wasserfall vorbeischlängelte und dann durch einen dichten Wald aus Rotzedern führte. Nach kaum fünf Minuten endete der Pfad plötzlich unmittelbar vor einer Felswand. Auf ihr zeichneten sich ganz schwach die Umrisse einer Tür ab. Offensichtlich war vorgesehen, dass er dort eintreten sollte, also streckte er zaghaft die Hand aus und drückte gegen den Felsen. Seine Hand ging einfach durch das Gestein hindurch, als sei es gar nicht da. Mack bewegte sich vorsichtig vorwärts, bis sein ganzer Körper etwas durchquert hatte, was wie solider Fels aussah. Drinnen im Berg herrschte völlige Schwärze, sodass Mack nicht die Hand vor Augen sah.
    Mit nach vom ausgestreckten Annen machte Mack ein paar kleine Schritte in die tintenfarbene Dunkelheit hinein und blieb stehen. Furcht packte ihn und raubte ihm den Atem. Er wusste nicht, ob er sich weiter vorwagen sollte. Sein Magen krampfte sich zusammen und er spürte, wie die Große Traurigkeit sich mit voller Wucht auf seine Schultern legte, sodass er kaum noch Luft bekam. Verzweifelt wollte er hinaus ins Licht fliehen, aber dann sagte er sich, dass Jesus ihn gewiss nicht ohne guten Grund hierher geschickt hatte. Also tastete er sich weiter in die Dunkelheit vor.
    Nach dem abrupten Übergang aus dem hellen Tageslicht brauchten seine Augen eine Weile, um sich an dieses Schattenreich zu gewöhnen. Doch dann konnte er einen Gang ausmachen, der nach links führte. Von irgendwo weit voraus drang ein schwaches Leuchten in den Gang, das von den Wänden reflektiert wurde.
    Nach ungefähr dreißig Metern bog der Gang nach links ab, und Mack fand sich am Rand einer riesigen Höhle wieder, obwohl er anfangs das Gefühl hatte, geradewegs in ein konturloses, gähnendes Nichts zu blicken. Die Illusion wurde durch das einzige Licht noch verstärkt, ein mattes Leuchten, das Mack kreisförmig umgab und in ungefähr drei Metern Abstand verblasste. Jenseits dieses Leuchtens sah er nichts als tiefschwarze Dunkelheit. Die Luft war schwer und drückend und zugleich schneidend kalt. Er blickte nach unten und erblickte, zu seiner Erleichterung, festen Boden unter seinen Füßen nicht den steinigen Untergrund des Ganges, durch den er gekommen war, sondern einen glatten Boden, der aus geschliffenem Glimmer zu bestehen schien.
    Tapfer machte Mack einen Schritt vorwärts und merkte, dass der Lichtkreis sich mit ihm mitbewegte. Das erfüllte ihn mit neuer Zuversicht, und er ging langsam und entschlossen vorwärts, wobei er stets den Boden im Blick behielt, aus Angst, dieser könne jäh vor einem tiefen Abgrund enden. Er konzentrierte sich so verbissen auf das, was unmittelbar vor seinen Füßen lag, dass er beinahe gegen einen großen Gegenstand vor ihm gestolpert und hingefallen wäre. Es handelte sich um einen bequem aussehenden großen Holzstuhl mitten im ... Nichts.
    Mack fasste den raschen Entschluss, sich in diesen Stuhl zu setzen und abzuwarten, was weiter geschehen würde. Das Licht, das ihm den Weg gewiesen hatte, schwebte nun weiter, als wäre Mack immer noch vorwärts gegangen. Genau vor sich konnte Mack nun einen ebenholzschwarzen Tisch von stattlicher Größe ausmachen. Dieser Tisch war vollkommen leer. Mack zuckte zusammen, als das Licht sich plötzlich in einem Punkt bündelte, und in diesem Lichtstrahl sah Mack sie. Hinter dem Tisch, auf einer Art Richterstuhl mit hoher Lehne, saß eine große, schöne, olivhäutige Frau mit fein geschnittenen Gesichtszügen. Sie war in eine dunkle, wallende Robe gekleidet und saß aufrecht und königlich wie eine Richterin des höchsten Gerichts. Sie war atemberaubend schön.
    »Sie ist die Schönheit selbst«, dachte Mack. »Sie ist all das, was die Sinnlichkeit gerne sein möchte, ohne es je zu erreichen.« In dem schwachen Licht waren die Umrisse ihres Gesichts nur schwer zu erkennen. Ihre Augen schienen von innen heraus zu leuchten und wirkten wie Tore zum Sternenhimmel.
    Aus Furcht, seine Stimme würde von der Weite des Raumes verschluckt, dessen Energie völlig auf diese Frau ausgerichtet schien, wagte Mack nicht zu sprechen. Er dachte: »Ich bin Micky Maus, der mit Pavarotti sprechen soll.«
    Über diesen Gedanken musste er lächeln. Sie schien die einfache Freude an diesem grotesken Bild mit ihm zu teilen und

Weitere Kostenlose Bücher