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Die Huette

Die Huette

Titel: Die Huette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William P. Young
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Ordnung zu bringen.«
    Mack lächelte. »Ich fühle mich nicht länger in meinem Schmerz gefangen.«
    Sie führte ihn behutsam um den Wasserfall herum, bis er Jesus sehen konnte, der immer noch am Seeufer stand und Steine übers Wasser warf. »Ich glaube, da wartet jemand auf dich.«
    Ihre Hände drückten noch einmal sanft seine Schultern und ließen ihn dann los. Ohne sich umzudrehen, wusste Mack, dass sie nicht mehr da war. Vorsichtig über nasse, glitschige Felsen balancierend, gelangte Mack zum Rand des Wasserfalls, durchquerte einen erfrischenden Sprühnebel und stand wieder im hellen Tageslicht.
    Erschöpft, aber mit einem Gefühl tiefer Erfüllung, schloss Mack für einen Moment die Augen, um sich jedes Detail von Missys Erscheinung unauslöschlich einzuprägen. Dadurch hoffte er, sich während seines restlichen Lebens stets jeden Augenblick mit ihr, jede Nuance und Bewegung, ins Gedächtnis rufen zu können.
    Und plötzlich überfiel ihn eine große Sehnsucht nach Nan.
     

12 - Im Bauch der Bestie
    Nie tun Menschen Böses so gründlich und glücklich wie aus religiöser Überzeugung.
Blaise Pascal
    Schafft man Gott ab, wird die Regierung zu Gott.
G. K. Chesterton
    Als Mack dem Pfad hinunter zum See folgte, fiel ihm plötzlich auf, dass etwas fehlte. Sein ständiger Begleiter, die Große Traurigkeit, war verschwunden. Es war, als hätte der Sprühregen des Wasserfalls sie von ihm abgewaschen, als er durch diesen Vorhang ins Freie getreten war. Ihr Fehlen fühlte sich seltsam an, beinahe unangenehm. In den letzten Jahren hatte die Große Traurigkeit definiert, was für ihn normal war, aber nun hatte sie ihn unerwartet verlassen. »Normalität ist ein Mythos«, dachte Mack.
    Die Große Traurigkeit würde nicht länger Teil seiner Identität sein.
    Er wusste nun, dass Missy nicht wollte, dass er weiter um sie trauerte. Im Gegenteil, es hätte ihr Kummer bereitet, wenn er sich weiter in diesen grauen Mantel gehüllt hätte. Er fragte sich, welcher Mensch er nun sein würde, wenn er das alles hinter sich ließ - und von nun an jeden neuen Tag ohne die Schuldgefühle und die Verzweiflung begann, die so lange seinem Leben alle Farbe genommen hatten.
    Als er zu der Lichtung gelangte, wartete Jesus immer noch auf ihn, Steine werfend. »Hey, mein Rekord bis jetzt sind dreizehn Hüpfer«, sagte er lachend und ging Mack entgegen. »Aber Tyler hat drei mehr geschafft, und Josh hat einen geworfen, der so schnell hüpfte, dass keiner von uns mit dem Zählen nachkam.« Als sie sich umarmten, fügte Jesus hinzu: »Du hast ganz besondere Kinder, Mack. Du und Nan, ihr beide liebt sie auf ganz besondere Weise. Kate hat ihre Schwierigkeiten, das weißt du, aber damit werden wir uns noch befassen.«
    Es berührte Mack tief, mit welch angenehmer Vertrautheit Jesus von seinen Kindern sprach. »Dann sind sie jetzt fort?«
    Jesus nickte. »Ja, sie sind wieder in ihren Träumen, außer Missy, natürlich.«
    »Ist sie ... ?«, begann Mack.
    »Sie war überglücklich, dir so nahe gewesen zu sein, und sie ist froh, dass es dir nun besser geht.«
    Mack fiel es schwer, die Fassung zu bewahren. Jesus verstand und wechselte das Thema. »Sag mir, wie war es mit Sophia?«
    »Sophia? Ah, das ist sie also!«, rief Mack. Dann machte er ein verwirrtes Gesicht. »Aber dann seid ihr ja zu viert. Ist sie auch Gott?« Jesus lachte. »Nein, Mack. Es gibt nur drei von uns. Sophia ist eine Verkörperung von Papas Weisheit.«
    »Oh, wie in den Sprüchen Salomos, wo für die Weisheit das Bild einer Frau gebraucht wird, die laut auf der Straße ruft, um Menschen zu finden, die ihr zuhören.«
    »Das ist sie.«
    Mack hatte begonnen, sich die Schuhe aufzubinden, und hielt einen Moment inne. »Aber - sie schien so real zu sein.«
    »Oh, sie ist ziemlich real«, erwiderte Jesus. Er blickte sich um, als wollte er sich vergewissern, dass sie niemand belauschte. »Sie ist Teil des Geheimnisses, das Sarayu umgibt.«
    »Ich liebe Sarayu«, sagte Mack, als er dort stand, staunend über die innere Klarheit, die er empfand.
    »Ich auch!«, sagte Jesus mit Nachdruck. Sie gingen zurück zum Ufer und schauten schweigend zur Hütte hinüber.
    »Meine Zeit mit Sophia war schrecklich und wundervoll zugleich«, beantwortete Mack endlich die Frage, die Jesus ihm gestellt hatte. Er bemerkte plötzlich, dass die Sonne noch hoch am Himmel stand. »Wie lange bin ich eigentlich weg gewesen?«
    »Nicht so lange. Es waren weniger als fünfzehn Minuten«, sagte Jesus. Als er Macks

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