Die Huette
Sicherheit, und machte einen weiteren Schritt in das eiskalte Wasser.
Diesmal reichte es ihm bis zu den Waden und beim nächsten Schritt bis unter die Knie. Seine Füße sanken noch immer bis zum Seeboden hinab. Er blickte zu Jesus zurück, der mit vor der Brust verschränkten Armen am Ufer stand und ihn beobachtete.
Mack drehte sich um und blickte zum anderen Ufer hinüber. Er wusste nicht genau, warum es diesmal nicht funktionierte, aber er war fest entschlossen, nicht aufzugeben. Jesus war da, es gab also nichts zu fürchten. Die Aussicht, diesen kalten See zu durchschwimmen, war zwar wenig erfreulich, aber Mack war sicher, dass er es schaffen würde, falls das nötig sein sollte.
Doch beim nächsten Schritt bemerkte er dankbar, dass er nicht tiefer ins Wasser sank, sondern etwas aufstieg, und mit jedem weiteren Schritt ging es höher hinauf, bis er sich wieder auf der Wasseroberfläche befand. Jesus kam zu ihm, und gemeinsam gingen sie über den See auf die Hütte zu.
»Findest du nicht auch, dass es viel besser funktioniert, wenn wir beide es gemeinsam tun?«, fragte Jesus lächelnd.
»Ich muss wirklich noch eine Menge lernen«, sagte Mack und erwiderte das Lächeln. Ihm wurde klar, dass es nicht darauf ankam, ob er schwimmen musste oder auf dem Wasser gehen konnte, so herrlich Letzteres sich auch anfühlte. Es kam darauf an, dass Jesus bei ihm war. Vielleicht fing Mack endlich an, wirklich auf Jesus zu vertrauen, auch wenn es sich dabei noch um erste unsichere Gehversuche seinerseits handelte.
»Danke, dass du bei mir bist und mit mir über Missy gesprochen hast. Ich habe darüber noch nie wirklich mit jemandem gesprochen. Es fühlte sich dafür einfach zu groß und erschreckend an. Doch jetzt hat es nicht mehr diese Macht über mich.«
»Die Dunkelheit verbirgt die wahre Größe von Ängsten und Lügen und Selbstvorwürfen«, sagte Jesus. »Die Wahrheit ist, dass sie mehr Schatten als Realität sind, und darum erscheinen sie euch im Dunkeln größer, als sie in Wahrheit sind. Wenn du das Licht jene Orte in dir erhellen lässt, wo diese Ängste und Unwahrheiten wohnen, erkennst du ihre wahre Natur.«
»Warum tragen wir alle diese Scheiße in uns herum?«, fragte Mack. »Weil wir glauben, dass es sicherer ist, sie dort zu verstecken. Und manchmal, wenn du ein Kind bist, das ums Überleben kämpft, ist das auch sicherer. Dann wächst du äußerlich zum Erwachsenen heran, aber drinnen bist du immer noch dieses Kind in der dunklen Höhle mit den Monstern, und aus Gewohnheit fügst du deiner Sammlung ständig neue Monster hinzu. Wir alle sammeln doch Dinge, die wir für bedeutsam halten, nicht wahr?«
Darüber musste Mack lächeln. Er wusste, dass Jesus darauf anspielte, dass Sarayu Tränen sammelte. »Wie kann das denn jemals anders werden bei einem wie mir, der sich völlig in der Dunkelheit verirrt hat?«
»Meistens ändert es sich nur ziemlich langsam«, antwortete Jesus. »Denke daran, dass du es allein nicht schaffen kannst. Manche Leute versuchen es mit allen möglichen Bewältigungsstrategien und mentalen Spielchen. Aber die Monster sind immer noch da und warten nur auf eine neue Gelegenheit, wieder zum Vorschein zu kommen.«
»Was soll ich also jetzt tun?«
»Das, was du bereits tust, Mack -lerne, so zu leben, dass du dich geliebt fühlst. Das fällt den Menschen sehr schwer. Es fällt euch schwer, überhaupt irgendetwas mit anderen zu teilen.« Er lachte in sich hinein und fuhr fort: »Wir wünschen uns von euch, dass ihr zu uns zurückfindet, und dann werden wir kommen und in euch wohnen, und dann können wir unsere Liebe miteinander teilen. Diese Freundschaft ist keine bloße Einbildung, sondern sehr real. Wir sind dafür bestimmt, dieses Leben, dein Leben, gemeinsam zu erfahren, im Dialog, und diese Reise gemeinsam zu unternehmen. So habt ihr teil an unserer Weisheit und lernt, mit unserer Liebe zu lieben, und wir haben teil an ... eurem Gejammer und Herumgemecker und ... «
Mack lachte laut auf und schubste Jesus scherzhaft zur Seite. »Stopp!«, rief Jesus und erstarrte mitten in der Bewegung. Zuerst dachte Mack, er hätte ihn beleidigt, aber Jesus starrte konzentriert ins Wasser. »Hast du sie gesehen? Schau, da ist sie wieder.«
»Was?« Mack stellte sich dicht neben Jesus, beschattete die Augen mit der Hand und versuchte zu sehen, was Jesus sah.
»Schau dir das an!«, rief Jesus aufgeregt. »Was für eine Schönheit!
Die muss fast sechzig Zentimeter lang sein!«
Und dann erblickte
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