Die Hure: Roman (German Edition)
Sie stammt aus dieser Gegend. Liegt gern in der Sonne. Du hast sie sicherlich schon gesehen.« Denn Adam sind die Sonnenanbeterinnen an den Mittelmeerstränden bestens bekannt. Mehr als eine hat ihn schon wegen Belästigung angezeigt.
»Röööö!«
»Jetzt, wo die Welt in Ordnung ist, werde ich nach Hause zurückkehren«, erklärt Aphrodite im Fernsehen und wirft die Haare zurück.
»Sag noch etwas«, bittet der Reporter schüchtern.
»Na ja, was könnte ich sagen, hm, hihi. Na, vielleicht: Gott ist tot, es lebe die Liebe!«
»Oh, das hast du wundervoll gesagt.« Dann blickt der Reporter in die Kamera und meint, hoffentlich sehen wir alle eines Tages so wunderschön aus wie Aphrodite. Zum Schluss lehnt Aphrodite sich vor und wirft der Kamera eine Kusshand zu.
»Wenn du jetzt nicht aufhörst, kriegst du Hausverbot«, brüllt Dionysos.
Adam schmeißt die Gläser von der Theke und pinkelt auf den Boden. »Ich brauch rörrörröö deine blöde Bar nicht …«
Adam torkelt nach draußen und schläft drei Meter vor dem Lokal ein. Aber als er am Morgen erwacht, ist sein Kopf nüchtern und klar.
Frauen sind Adams Leidenschaft. Er hasst Frauen leidenschaftlich.
Er erhebt sich aus dem Straßengraben. »Dein Reich komme«, knurrt er zum Himmel. In der Bibliothek leiht er das Buch Grundlagen der Missionsarbeit aus, setzt die Lesebrille auf und beginnt zu buchstabieren. Na gut, er buchstabiert nicht, er kann sogar sehr gut lesen.
Sag, dass Gott dich gesandt hat. »Hat er ja auch«, stellt Adam fest.
Halte die Objekte deiner Missionstätigkeit prinzipiell für schlechter und minderwertiger als dich selbst hinsichtlich ihrer Intelligenz und ihrer Menschlichkeit. »Das sind sie ja auch. Eine leichte Aufgabe.«
Baue einen Brunnen oder eine andere lebenswichtige Anlage und erkläre, dass alle sie gern benutzen dürfen, sofern sie Gott und Jesus in ihr Herz lassen. »Hö …«
Wenn all das nicht wirkt, versklave und vergewaltige die Objekte der Missionsarbeit und zerstöre ihre Häuser. Der Verlust bringt sie dazu, Gott zu lieben. »Na, vergewaltigen werde ich jedenfalls nicht. Das hatte noch nie gute Folgen für mich«, brummt Adam.
Adam kauft ein Auto und fährt nach Athen. Er hätte auch den Bus nehmen können, aber die Dinger verschmäht er grundsätzlich. In der Stadt sprengt er die Wassertürme und sagt, diejenigen, die Gott in ihr Herz aufnähmen, bekämen Wasser aus den Reservoirs, deren Bau er plane. Die klatschnassen Athener jagen Adam wütend nach, so weit sie laufen können. Und sie können laufen. Auf das Auto muss er verzichten, weil irgendeine Blondine einen brennenden Pfeil in den Benzintank schießt. »Verfluchte Hexe!«, schreit Adam, während er vor der brüllenden Menschenmenge herrennt.
»Das hat nicht ganz geklappt«, stellt er fest, als er sich in Sicherheit gebracht hat. »Aber ich schwöre dir, Vater, dass ich die Völker wieder zu deinen Kindern machen werde.«
Er muss die Aufgabe nur in kleinerem Maßstab angehen.
Adam baut eine Hütte am Strand. Dann errichtet er zwei Straßensperren und verwehrt Lastwagen mit Erfrischungsgetränken die Durchfahrt. Er geht in die Dörfer und erklärt, ihr handelt ab jetzt nach meinem Befehl, oder ihr verdurstet. Die Leute wägen die Alternativen ab und sagen dann: »In Ordnung.«
ADAM: Ich erzähle euch jetzt von meinem Vater. Ihr könnt ihn Gott nennen.
Er schickt die Frauen hinaus.
ADAM: Die Küche ist der geeignete Ort für eine Frau. Solange es keine Barküche ist.
»Und die Freudenhäuser?«, wird er gefragt.
ADAM: Was ist mit denen?
»Dürfen die Frauen dort sein?«
Adam überlegt, was er darauf antworten soll. Er versteht nicht ganz, warum irgendwer in Freudenhäuser gehen will, die sind doch voll mit infizierten Frauen. Er kommt zu einem Entschluss.
ADAM: Nein. Sex ist schmutzig und eklig. Frauen ebenfalls. Nur Frauen interessieren sich für Sex. Die Männer sind besser. Die Männer sind rein. Es wäre auch gut, wenn die Männer sich ein Stück von der Vorhaut abschneiden würden.
»Warum?!«
ADAM: Weil ich es sage.
Vor lauter Machtgefühl wird ihm schwindlig: Er kann befehlen, was er will, und die anderen gehorchen ihm.
ADAM: Und wenn die Frauen ihre Monatsblutung haben, müssen sie weggehen und dürfen nicht auf denselben Stühlen sitzen wie gesunde Menschen!
ADAM: Und die Frauen müssen schweigen!
ADAM: Und die Frauen müssen sich die Körperhaare rasieren!
ADAM: Und die Frauen müssen einteilige Badeanzüge tragen, keine
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