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Die Hure: Roman (German Edition)

Die Hure: Roman (German Edition)

Titel: Die Hure: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gustafsson
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fest, dass eine verkrüppelte Soldatin nicht einmal so viel wert ist.«
    Auf ihre Arme gestützt, stand Nono auf. Sie befestigte Reihenfeuerwaffen an ihren Krücken und sagte zu ihrem Vater: »Ich bin schon wieder ganz fit.«
    Der Vater marschierte zu seinem Jeep. Nono folgte ihm mühsam. »Heute noch!«, brüllte ihr Vater, der bereits am Steuer saß. Schweigend fuhren sie zum Schlachtfeld, bis der Vater brummte: »Dir ist hoffentlich klar, dass er dich ausgenutzt hat.«
    »Was?!«, rief Nono.
    »Er wollte bloß seine besten Krieger ins Land des Todes schaffen. Dort kämpfen sie jetzt seine Schlachten, und er selbst brauchte nur ein bisschen Süßholz zu raspeln. Und hat als Dreingabe auch noch …«
    »Du irrst dich!«
    Da lachte der Vater. »Glaubst du, du wärst das erste Mädchen, das Odin reingelegt hat?«, fragte er.
    Die Ärzte und der Vater behaupteten, Nono werde nie wieder laufen können. Doch sie ging unermüdlich zur Physiotherapie, bis ihre Beine wieder funktionierten. Zur Belohnung kaufte sie sich Armadillo-Panzerschuhe, in denen sie fast so groß war wie ihr Vater.
    Odins Bild brennt immer noch in ihrer Brust wie eine im Feuer erhitzte Klinge. Scheiße, eines Tages räche ich mich an dir, denkt sie. Und sie denkt auch, dass sie alles dafür geben würde, dass Odin noch einmal …
    Ein junger Mann rennt an Nono vorbei und betritt das Zimmer ihres Vaters, ohne anzuklopfen. Er sieht nicht nach einem Soldaten aus. Nono hört die Stimme ihres Vaters: »He, wir sind hier mitten in …« Gleich darauf wird die Tür aufgestoßen, und einige hochrangige Kriegsherren marschieren heraus. Nono steht auf, schleicht sich an die angelehnte Tür. In dem Zimmer sind nur noch ihr Vater und der junge Mann.
    VATER: He, du, im Ernst.
    JUNGER MANN: Ich langweile mich.
    VATER: Na aber … das ist nun mal mein Job.
    JUNGER MANN: Fuck, na und?
    VATER: Hör mal, ich müsste jetzt wirklich …
    JUNGER MANN: Du bist nicht zum Aushalten!
    VATER: Was kann ich denn für dich tun?
    JUNGER MANN: Nichts, du kannst gar nichts, du bist ein Niemand, ein elendes Stück Scheiße.
    VATER: Entschuldige. Ehrlich, es tut mir leid.
    JUNGER MANN: Mir egal!
    VATER: He, geh nicht weg! Bitte bleib. In Ordnung?
    Doch der junge Mann gehorcht ihm nicht. Nono lässt ihn vorbei. Er bleibt kurz stehen und sieht sie an. »Du bist hübsch«, sagt er zu Nono und geht dann zügig hinaus.
    Fräulein Nono betritt das Zimmer ihres Vaters. »Vater?«, sagt sie. Der Vater blickt sie an. Nono hat nie zuvor Beunruhigung in seinen Augen gesehen.
    »Ich bin nicht schwul«, sagt er.
    »Papa, es macht doch nichts, wenn du schwul bist. Das kommt in deinen Kreisen häufiger vor, als man zugeben will.«
    »Bist du taub? Ich sagte, ich bin nicht schwul! Das bedeutet, dass ich es nicht bin. Blöde Kuh.«
    Nono überlegt kurz, dann streicht sie sich die Haare aus der Stirn. »Mit welchem Recht nennst du mich blöde Kuh?«, fragt sie.
    »Was? Ich kann dein Gepiepse nicht hören!«, der Vater lacht.
    »Ich habe …« Nono hebt die Stimme. »Ich habe gefragt, mit welchem Recht du mich blöde Kuh nennst.«
    Ihr Vater winkt schnaubend ab.
    »Im Kampf bin ich dir ebenbürtig. Mindestens«, sagt Nono. Ihr Vater lacht wieder. Sie zieht ein Messer aus dem Stiefelschaft. »Wir werden ja sehen«, meint sie. »Wähl deine Waffe.«
    »Dich mach ich mit bloßen Händen fertig!«
    Doch da irrt er sich. Nono greift schnell und frontal an und stößt ihrem Vater das Messer bis zum Griff ins Herz. »Ich habe dir doch gesagt, Papa, dass ich dir ebenbürtig bin, mindestens.« Aus Ares’ Mund sprudelt Blut in Nonos Gesicht. Nono wischt es nicht ab. Sie sieht dem sterbenden Mann in die Augen und sagt: »Bestell der kleinen Nutte schöne Grüße. Jetzt hast du die ganze Ewigkeit, um sie flachzulegen.«
    Nono leckt das Messer sauber ab. Sie muss den Stützpunkt verlassen, bevor der Vatermord entdeckt wird. Sie läuft zu den Hubschraubern und kapert einen.
    Damit fliegt sie auf das Dach ihres Hotels. Geht in ihr Zimmer und packt ihre Kleider ein. Überlegt, welche Waffen sie mitnehmen soll. Wählt schließlich die Tachis, die Katanas und die Wakizashis. Die sind schwer, kommen aber nie aus der Mode. Dann läuft sie mit ihren Hunden zum Hubschrauber zurück. Setzt die Pilotenbrille auf und fliegt davon. Über die türkisfarbenen Wellen des Mittelmeers.

    In Griechenland gibt es herrliche Straßenunruhen. Fräulein Nono reißt irgendwem einen Arm ab und sticht einem anderen ein Auge aus. Sie mag

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