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Die Hure und der Henker

Die Hure und der Henker

Titel: Die Hure und der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Arlt
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war in die Grube
gestürzt. Rücklings. Ins Feuer. Die Grube war tief. Sie konnte nicht aufstehen,
wir hörten sie schreien.
    Ich hielt den
Mund, als ich, während wir sie herauszogen, in dem Offizier Peter und in dem
Schwert sein spitz geschliffenes Richtschwert erkannte. Der Musketier, den er
requiriert hatte, half uns noch bis kurz vor die Brücke. Was Peter konnte,
wusste ich vorher. Seine Meisterprüfung habe er in Lindów abgelegt, hatte er
mir einmal erzählt, und sie habe darin bestanden, eine Kindsmörderin im Stehen
zu enthaupten, was schwer sei, weil man die Klinge waagerecht führen und ganz
anders als beim Richtblock ausholen müsse. Ich sah es nicht. Es ging viel zu
schnell. Ich sah nur den Kopf rollen und den Musketier stürzen.
    Judith sah
auch nichts, ihre Lider schwollen schon zu. Sie verstand aber noch, wo wir
waren, denn sie fragte zurück: »Auf der Scharfrichterinsel?«
    Es war
schwierig, sie in der Dömnitz unter der Mauer hindurch auf die andere Seite zu
ziehen, aber Honza hinüberzuziehen – nun, der Mensch hält wirklich viel aus.
Außer den Vergewaltigungen in Quedlinburg habe ich auch die Wasserscheu meines
Kindes überlebt.
     
     
    Nanu?
    Was war das
eben?!
    Ich hätte
vorhin eine der Waffen mit nach vorn nehmen sollen, nun ist es zu spät, und sie
zu wecken hat auch keinen Sinn, sie können mir nicht helfen, ein Kind, eine
Kranke.
    »Peter! Bist
du wahnsinnig! Mich so zu erschrecken!«
    »Na, hätte ich vielleicht
laut rufen sollen?«
    Splitternackt! Das
Kleiderbündel im Arm.
    »Aber es ist
doch noch nicht dunkel. Man hätte dich sehen können!«
    »Die haben
mit sich zu tun.«
    Er trocknete
sich ab, berichtete dabei, dass das Gewölbe ausgebrannt sei, alle Bücher
verbrannt, aber Valentin nicht.
    Woher wollte
er – ach ja, er kannte sich ja mit Brandleichen aus.
    »Aber er muss
doch im Gewölbe gewesen sein!«
    »Ich kann dir nur sagen, was
ich gesehen habe. Als die Bücher verbrannten, war er nicht dort. Bendix
Ostermann…«
    »Der
Torhüter?«
    »Ja. Der. Der
hat ihn auch nicht gesehen. Aber er hat die Wagen gezählt. Hundertacht
Beutewagen haben sie Richtung Norden geführt!«
    Er rollte sein Kleiderbündel
auf, streckte mir etwas hin.
    »Hier, ich
hab für meine Patentante was mitgebracht.«
    Aloe!
    »Judith, wir
haben Aloe für dich!«
    »Am besten…«
    »Nein, lass
mich das machen. Du kannst die Blätter aufschneiden, längs.«
    Für wie dumm
hielt der mich denn!
    »Gib mal die
Kerze. Solche großen Blasen muss man mit einem ausgeglühten Messer öffnen. –
Sie ist übrigens wirklich meine Patentante. Du glaubst mir wohl nicht? Es ist
die Wahrheit«

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