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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Sie erzitterte. Nach einem zweiten Anlauf barst das Holz mit einem hässlichen Krachen. Francesco leuchtete in den Keller hinein. Ein zerbrochener Krug lag da, daneben eine von Motten zerfressene Decke. Aber nichts deutete darauf hin, dass hier kürzlich menschliche Bewohner hätten gewesen sein können. Francesco hatte das Bedürfnis, laut aufzuschluchzen. Als er sich umwandte, legte ihm Mutter Elisa die Hand auf den Arm.
    |393| »Ich kann mir gut vorstellen, wie Euch zumute ist«, sagte sie. »Auch ich bin voller Sorge um Angelina. Aber heute Nacht können wir nichts mehr ausrichten, fürchte ich. Sie könnte auch ganz woanders hingebracht worden sein. Ich biete Euch unser Gästezimmer an. Morgen in aller Frühe werden wir dann weitersuchen.«
     
    Angelina erwachte mit schmerzendem Kopf. Ihr war speiübel. Sie ließ ihre Augen in dem kleinen Raum umherwandern. Mit jähem Schreck wurde ihr bewusst, dass sie diesen Ort kannte. Oder es war ein sehr ähnlicher Ort gewesen. Es roch säuerlich, wie in dem Weinkeller, in dem damals … sie schob den Gedanken beiseite, um nicht erneut in abgrundtiefe Angst zu versinken. Sie musste hier raus, so schnell wie möglich, bevor Tomasio zurückkehrte. Mit einem Schlag wurde ihr bewusst, dass er sie von Anfang an irregeführt hatte. Er selbst war in die Morde von Fredi, Matteo und Eleonore verwickelt gewesen, das war jetzt sicher, wer weiß, aus welchen Gründen. Was für ein krankes Hirn musste in diesem Mann wohnen! Weil er sie keinem anderen gönnte, weil jeder, der ihr nahestand, ihm im Wege war, hatten sie sterben müssen! Angelina wollte sich aufrichten. Dabei merkte sie, dass sie an Händen und Füßen gefesselt war. Ihr wurde wieder übel und sie erbrach sich. Lange lag sie da und grübelte über das nach, was sich seit dem Fest vor einem Jahr ereignet hatte. Francesco war unschuldig, das hatte das Verhalten Tomasios deutlich gezeigt. Ach, wäre sie doch nur nicht in den dunklen Gang gelaufen, an dessen Ende das Licht geleuchtet hatte!
    Was war mit Francesco? Sie glaubte, ihn nur einen Augenblick allein gelassen zu haben. Hoffentlich war er unversehrt aus dem Labyrinth herausgekommen. Sie wälzte sich auf den Bauch und kroch langsam an der feuchten Wand entlang. Irgendwo musste es eine Tür zu diesem Keller geben. Immer wieder tastete sie mit ihren gefesselten Händen die Wand ab. Endlich spürte sie Holz an ihren Fingern. Sie suchte nach einem Griff. Als sie einen fand, drückte sie ihn herunter. Er bewegte sich nicht. Angelina war eingeschlossen, |394| genau wie damals. Verzweifelt schlug sie gegen die Tür. Sie glaubte einen Brandgeruch in dem Holz wahrzunehmen. Alles stieg wieder vor ihren Augen auf. Sie war gefesselt gewesen, der Mann saß auf ihrem Unterleib. Sein Gesicht hatte sich zu einer Teufelsgrimasse verzogen.
    »Wann hast du deinen Buhlen zum ersten Mal gesehen?«, hatte er sie angeschrien.
    »Auf der
Festa Sagra
in Fiesole«, antwortete sie leise. »Aber er ist nicht mein Buhle.«
    »Was hat er zu dir gesagt, als ihr euch das erste Mal getroffen habt?«
    »Er hat gesagt, ich sei ein hübsches kleines Mädchen und dass er mit mir tanzen wolle.«
    »Wohin seid ihr dann geflogen?«
    »Wir sind nicht geflogen, wir sind dorthin gegangen, wo die Leute waren und die Musik spielte«, antwortete sie. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen.
    »Wohin seid ihr geflogen?« Er hatte die Hände an ihrer Kehle und drückte sie so fest, dass sie keuchte.
    »Wir sind zu einem Berg geflogen«, sagte sie, als sein Griff sich lockerte.
    »Was hast du dort gesehen?« Was wollte er nur hören? Ihre Amme hatte ihr einmal von einem Hexentanzplatz erzählt, zu dem die Hexen um Mitternacht flogen, um zu essen, zu trinken und mit dem Teufel zu buhlen.
    »Ich habe viele Frauen und Männer gesehen, auch Kinder.«
    »Was taten sie?« Er drückte erneut zu, ließ sie wieder los.
    »Sie tanzten, aßen und tranken.«
    »Und dann?«
    »Dann stellten sie sich in einer Reihe auf. Eine nach der anderen küsste dem Teufel den Hintern, und dann buhlte er mit jeder.«
    »Auch mit dir?«
    »Auch mit mir.«
    »Wie fühlte sich sein Glied an? Heiß oder kalt?«
    |395| Sie legte ihre Stirn in Falten und dachte nach. War es besser zu sagen, heiß oder kalt?
    »Ich weiß es nicht mehr«, sagte sie müde. Wenn er doch endlich aufhören würde. Sein Gewicht wurde immer schwerer.
    »Ich werde dich jetzt eine Weile allein lassen und deinen Buhlen holen«, sagte er drohend. Sie blieb in dem feuchten Keller liegen

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