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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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einerseits tröstlich, andererseits beunruhigend. Und es stimmte mit dem überein, was sie von dem Fischer erfahren hatte.
    »Wie sah sie aus?«, fragte sie aufgeregt.
    Der Mann zuckte die Achseln. »Eine Frau war es jedenfalls nicht.«
    »Wisst Ihr, wohin dieser Mann gegangen ist?«, fragte Lucas.
    »Es war dunkel, ich wollte nur noch einmal nach den Hasen sehen. Weiß nicht genau, wohin, er ist auch nicht gegangen, sondern gerannt und dann eilig weggeritten. Möglicherweise nach Nordwesten, nach Siena hin.«
    |143| »Hab ein Stück von hier auch ein fremdes Pferd gesehen, das war an einen Baum gebunden«, nickte ein dritter.
    »Ich danke Euch für diese Auskunft«, entgegnete Lucas. »Wir werden künftig öfter zu Euch ins Dorf kommen, um bei Euch einzukaufen.«
    Zuhause erwarteten sie Eleonore und Francesco mit dem Mittagessen. Später am Nachmittag trafen sie sich wieder im Garten, um die nächsten Geschichten anzuhören. Heute war Angelina an der Reihe. Sie schaute schnell zu Francesco hinüber. Er erwiderte aufmunternd ihren Blick.
    »Ich weiß nicht so recht, wie ich beginnen soll«, hob Angelina an. »Mein Leben verlief immer in geordneten Bahnen. Geboren wurde ich auf dem Landgut, auf dem meine Eltern und Geschwister jetzt weilen.« Sie schluckte. »Alles Ungemach der Welt wurde stets von uns ferngehalten. Nie hat es uns an etwas gefehlt. Meine Geschwister und ich bekamen die kostbarsten Kleider, denn mein Vater war in Florenz mit dem Tuchhandel reich geworden. Er ließ Perlen aus Indien kommen, um uns damit zu schmücken, Datteln und Gewürze aus dem Orient, damit sich unsere Gaumen daran erfreuten. Meiner Mutter erfüllte er jeden Wunsch. Nur mit der Treue nahm er es nicht so genau.«
    Angelina schluckte abermals. »Eines Abends ist irgendetwas geschehen, ich erinnere mich nicht mehr daran, aber von nun an war alles anders für mich. Ich weiß nicht genau, wann, ich war noch recht jung. Ich musste mich gegen Gott versündigt haben, denn ich wurde meines Lebens nicht mehr froh. Seitdem lag eine Last auf mir, eine Schuld, deren Ursprung ich mir nicht erklären kann. Was nützten all die schönen Speisen, die Kleider, das Gold und das Silber! Ich stand oft am Fenster, schaute den anderen Mädchen bei ihren Spielen zu. Oder ich ging traumverloren durch die Kastanienwälder, in denen der Kuckuck rief und der Waldmeister duftete. Nirgends fand ich Frieden, bis … bis eines Tages mein Vater einen Maler damit beauftrage, ein Porträt von mir anzufertigen. Schon in der ersten Stunde, die ich ihm Modell saß, merkte ich, dass |144| ich mich veränderte. Mein flatternder Sinn beruhigte sich, ich fühlte mich wieder mit der Erde verbunden, was zahlreiche Beichten bei den Priestern nicht erreicht hatten. Aber es sollte nicht lange währen.« Sie brach ab. »Weiter kann ich es nicht erzählen«, stieß sie hervor. »Vielleicht kannst du, Francesco, die Geschichte zu Ende bringen.«
    Eleonore nickte, als hätte sie verstanden, was Angelina sagen wollte.
    »Es ist eine hübsche, kleine, etwas traurige Geschichte, Angelina«, meinte sie. »Ich wünsche dir, dass du deinen Frieden findest. Vielleicht entdeckst du ja eines Tages, was damals vorgefallen ist.«
    Die anderen nickten zustimmend und teilnahmsvoll.
    »Und ich bin gespannt«, fuhr Eleonore fort, »ich glaube, wir sind alle gespannt zu hören, was Francesco zu erzählen hat.«
    Eine Dienerin kam und brachte frisch gepresste Säfte in Kristallgläsern. Francesco lächelte, räusperte sich und begann zu erzählen.
    »Wie ihr sicher alle wisst, wurde ich in Ognissanti, dem Lohgerberviertel von Florenz, geboren. Als Kind armer Leute war ich von früh an den Geruch und den Umgang mit Farben gewohnt. Aber ich wollte nicht so ein Leben führen wie meine Eltern und Geschwister! Sie waren früh verbraucht von der Arbeit. In unserer Nachbarschaft, in der Via Nuova, wohnte Amerigo Vespucci, der Navigator. Er war sehr nett zu mir und hat mir immer seine alten Papiere zum Zeichnen überlassen. Lorenzo de’ Medici schickte ihn später als Schiffsausrüster nach Spanien, wo er Kolumbus half, die Schiffe für seine Reisen auszurüsten, um den Seeweg nach Indien zu finden. Er hat mir etwas ins Herz gepflanzt, das mein ganzes weiteres Leben bestimmen sollte: Wir müssen weitergehen in unserem Leben, nicht verharren an der Stelle, an die uns Gott gestellt hat. Der Auftrag des Menschen ist, das zu entwickeln, was er als Samen in uns angelegt hat.
    So fügte es das Schicksal, dass

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