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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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hätte.
    »Aber ich will auch mal so was haben!«
    »Nein, Wendelin, das ist mein Schwert. Du legst
es jetzt wieder unter das Bett, wo du es hervorgeholt hast.«
    »Der Meister sagt, nur er darf eines haben. Wenn
du eines hast, will ich auch eines.«
    Frank schnaubte. »Leg es hin, Wendelin. Der
Meister darf ein Schwert führen und ich auch. Ich bin auch Meister.
Dass ich hier als Geselle arbeite, hat andere Gründe.«
    »Was für Gründe?«, fragte der Junge mit
schiefgelegtem Kopf, auf einmal nicht einmal mehr Augen für das
Schwert, auch wenn er es nicht aus der Hand gab.
    Das Rad, das er hinter der Hütte abstellen
sollte, hatte er in die Hütte hinein gerollt. Es stand jetzt gegen
das Fenster gelehnt. Offenbar wollte er es, weil er nur hier für
etwas so Großes Platz sah, unter das Bett schieben, hatte dabei
allerdings das in Lumpen gehüllte Paket im Weg gefunden und
untersucht. Vorsichtig manövrierte Frank durch das Sammelsurium aus
Latten, Brettern, Eisenteilen und Seilen, das im Laufe seiner Arbeit
den Weg hier hinein gefunden hatte, um begutachtet und ausgebessert
zu werden. Wenn etwas umfiel und Wendelin erschrak, konnte er sich
doch noch mindestens einen Finger an der scharfen Schneide abtrennen.
    »Ich bin nur auf der Durchreise.«
    »Aber wenn du reist, warum reist du dann nicht?
Du arbeitest wie Gernot und der hat auch kein Schwert.«
    »Ach, Wendelin!« Sollte er jetzt lang und breit
erklären, warum er hier Station machte? »Mir ging das Geld aus bei
meiner Reise. Auch ich muss essen und irgendwo schlafen. Darum
arbeite ich hier, bis ich genügend beisammen habe für den weiteren
Weg.«
    Aufgeregt leckte der Junge sich über die Lippen
und entdeckte dabei den Rotz, der ihm aus der Nase lief. Kurz
beschäftigte sich seine Zunge damit, bevor er tiefgründig nickte.
»Du kannst bei mir auf meinem Strohsack schlafen. Und ich habe noch
einen Brotkanten darunter liegen, wenn der Meister mich mal wieder
bestraft und ich ohne Essen ins Bett muss. Dann habe ich noch was.
Aber dir gebe ich meinen Kanten, du bist nett.«
    Gerührt strich Frank dem Jungen über das Haar,
dann nahm er ihm das Schwert aus der Hand und schob ihn zur Seite.
»Du bist auch nett. Danke, aber ich habe genug zu essen und das dort
ist mein Bett. Das Rad bring bitte hinter die Hütte. Dort lehnst du
es gegen die Wand. Draußen, verstehst du?«
    »Klar!« Wendelin hob das Kinn und reckte die
Brust. »Ich versteh schon. Ich bin klug!«
    Frank verkniff sich ein Grinsen und half dem
Jungen, das Rad aufzurichten, damit er es hinausrollen konnte.
Fröhlich vor sich hin summend tat er seine Arbeit. Kleine Steinchen
knirschten unter dem eisernen Beschlag und schließlich rappelte es
an der Rückwand. Anscheinend hatte Wendelin die richtige Stelle
gefunden.
    Frank schaute auf das Schwert in seiner Hand. Die
Schneide blitzte in den wenigen Sonnenstrahlen, die durch das winzige
Fenster drangen. Das wellige Blatt hatte er rasiermesserscharf
geschliffen, eine Arbeit, die nur er allein verrichten konnte, da er
vom Schmied dafür komplizierte Vorschriften bekommen hatte. Jeder
andere würde die Schärfe verderben. Der besondere Wetzstein, den er
dafür brauchte, lag in seinem Bündel auf dem Boden. Daran hatte
Wendelin wohl nichts Bemerkenswertes gefunden.
    Wann würde Frank dieses Schwert wieder benutzen
dürfen? Für die Aufträge des Scharfrichters nahm er dessen
Werkzeuge und war damit der einzige, der auch dessen Schwert
handhaben durfte. Ottmar wusste, dass auch Frank einen Meisterbrief
besaß und mit ziemlicher Sicherheit das Handwerk besser beherrschte
als er. Grund genug für Eifersucht. Frank war nur froh, dass Ottmar
ihn nicht in die Abdeckerei gesteckt hatte. Obwohl Tierkadaver auch
nicht mehr stanken als menschliche Leichen, fürchtete er doch die
Krankheiten, die man sich beim Umgang damit zuziehen konnte.
Unbehaglich dachte er an einen Gehilfen seines Vaters, der sich eine
unscheinbare Wunde zugezogen hatte, die nach wenigen Tagen schwarz
und immer größer geworden war, bis er innerhalb einer Woche an
hohem Fieber zugrundeging. Der Meister hatte ihm gleich nach Ausbruch
des Fiebers den Umgang mit den anderen Knechten verboten, weshalb der
arme Teufel mutterseelenallein in einer Hütte am Flussufer verreckt
war. Anschließend hatte Franks Vater alles abgefackelt, ohne auch
nur nachzuschauen, ob nicht vielleicht noch Leben in dem Kerl
steckte.
    Auch Frank hatte sich schon den Milzbrand
zugezogen, im Gegensatz zu dem unglücklichen

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