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Die Hurenkönigin (German Edition)

Die Hurenkönigin (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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Grid bereits einen Plan ausgeheckt. Sie forderte Ursel auf, sich hinzusetzen und ihr zuzuhören.
    »Was ist denn mit dir?«, entfuhr es der Zimmerin beim Anblick der Freundin. »Du siehst ja aus, als hättest du einen Geist gesehen!«
    »Viel schlimmer«, murmelte Grid mit trockenem Humor. »Ich habe den Leibhaftigen gesehen. Er nennt sich Schwester Theodora und hat uns die freundlichen Briefe geschrieben …« Sie wies auf die Schriftstücke und die Namenslisten auf dem Schreibtisch.
    Wie der Blitz war Ursel aufgesprungen und nahm die Bögen in Augenschein.
    »Lass liegen, du kannst das doch sowieso nicht lesen«, bemerkte Grid ungeduldig und zog die Hurenkönigin wieder auf den Stuhl an ihrer Seite. »Du darfst mir schon glauben, was ich sage, ich bin mir absolut sicher.«
    »Und ob ich dir das glaube!«, stieß Ursel hervor. Vorwurfsvoll fuhr sie fort: »Ich habe diesen Betschwestern ja nie über den Weg getraut, aber da hieß es immer: Halt dich zurück, wir können denen nichts beweisen …«
    »Aber jetzt können wir es«, sagte Grid entschieden. »Und deswegen gehe ich jetzt in dieses Kloster und miete mich für ein Weilchen dort ein.«
    Die Hurenkönigin fiel aus allen Wolken. »Was, du willst zu denen? Und wenn sie dir etwas antun, Ingrid? Dieser Schwester Theodora traue ich alles zu. Wer eine tote Katze an die Tür nagelt, tut vielleicht auch Schlimmeres!« Ursel dachte angestrengt nach. »Ich gehe jetzt zum Bürgermeister und melde das«, erklärte sie. »Soll sich doch der Rat darum kümmern. Wenn wir den Herren die Schriftstücke präsentieren, können sie nicht mehr länger die Augen verschließen, sie müssen der Sache nachgehen.«
    Grid schüttelte den Kopf. »Nein, wir legen unsere Karten noch nicht auf den Tisch. Erst wenn wir mehr über diese Schwestern herausgefunden haben. Und das geht nur mit List und Tücke …«
    »Du alte Füchsin …« Die Hurenkönigin musste grinsen. »Was hast du dir denn wieder ausgedacht?«
    »Ganz einfach«, erklärte die Lohnsetzerin entschlossen. »Ich habe meine stille Woche und möchte im Kloster Einkehr halten und mich ein wenig besinnen. Das bieten sie uns doch immer an, die Nonnen. Und genau das werde ich dort tun und dabei dieser Schwester Theodora auf den Zahn fühlen …« Die schlaue Grid schmunzelte spitzbübisch.
    Die Zimmerin war von der Idee nach wie vor nicht angetan. »Jetzt, wo schon wieder ein Mädel verschwunden ist, willst du auch noch weg …«, murmelte sie bekümmert.
    »Ich komme ja wieder«, suchte Grid die Hurenkönigin zu trösten. »Mehr als ein paar Tage halte ich es bei diesen Betschwestern sowieso nicht aus. Also, gib mir schon deinen Segen!« Sie gab Ursel einen freundschaftlichen Schubs.
    »Gut, dann geh halt. – Und Gott schütze dich!«, antwortete die Zimmerin mit bangem Blick.

    Als Ingrid am Nachmittag auf der Sachsenhäuser Mainseite vor dem Klostergebäude der Schwestern des Sankt-Spiritus-Ordens stand und den Türklopfer an der Pforte betätigte, war ihr doch ein wenig beklommen zumute. Von dem kahlen, schmucklosen Gebäude, das von einer hohen Ziegelsteinmauer umgeben war, ging eine Kälte aus, die sie trotz der Julihitze frösteln ließ.
    Nach einer Weile öffnete sich ein Laden im Eingangsportal, und eine junge Nonne fragte nach ihrem Begehr.
    »Ich möchte Schwester Theodora sprechen«, erklärte die schlaue Grid, der es nicht entging, dass der Blick der Schwester auf ihrer Hurentracht verweilte.
    »Sehr wohl«, erwiderte die Nonne entgegenkommend. »Tretet doch bitte ein, ich öffne Euch das Portal.«
    Die Ordensfrau führte Ingrid an einer Reihe von Stallungen vorbei zum Hauptgebäude. Sie schritten einen langen Gang mit weißgekalkten Wänden entlang, von dem eine Vielzahl schmaler Holztüren abging. Die Ordensfrau, die von ähnlich hagerer Gestalt war wie Schwester Theodora, blieb vor einer der Türen stehen und klopfte an.
    »Herein«, ertönte von drinnen eine helle Stimme, die Ingrid sofort als die von Schwester Theodora erkannte.
    »Hier ist eine Hübscherin, die mit Euch sprechen möchte«, erklärte die Schwester auf der Schwelle, trat ein Stück zur Seite und ließ Ingrid eintreten, ehe sie sich zurückzog.
    Schwester Theodora kniete gerade auf dem Steinboden und betete den Rosenkranz. Als sie sich umwandte und Ingrid gewahrte, glitt ein Lächeln über ihre harten Gesichtszüge. »Ich wusste es …«, murmelte sie erfreut.
    Die Lohnsetzerin blickte sie verwundert an. »Was wusstet Ihr?«
    »Dass Ihr

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