Die Hurenkönigin (German Edition)
Instrumente zu reinigen«, erklärte sie und legte verschiedene löffelartig gebogene Instrumente sowie eine kugelförmige gegerbte Schweineblase auf ein Leinentuch.
»Ich werde das veranlassen«, erwiderte die Zimmerin und strebte aus der Tür.
»Wie? Ihr habt noch kein heißes Wasser vorbereitet?«, rief ihr die Nonne mit den stechenden hellen Augen konsterniert hinterher. Als ihr die Zimmerin keine Antwort gab, stemmte Schwester Theodora empört die Arme in die Hüften und krähte noch um einige Nuancen vorwurfsvoller: »Das solltet Ihr aber das nächste Mal unbedingt tun!«
»Leck mich!«, fluchte die Hurenkönigin leise und eilte in die Küche. Sie kannte die junge Nonne, die schon häufiger im Frauenhaus gewesen war, um die Huren mit mahnenden Vorträgen auf den Weg der Tugend zu führen. Der Zimmerin war die Schwester derart zuwider, dass sie ihre Anwesenheit kaum ertragen konnte. Auch die Huren mochten Schwester Theodora nicht, sie hatten ihr wegen ihrer langen, hageren Gestalt den Spitznamen »Weberknecht« gegeben.
Nachdem Ursel die Mägde mit der Vorbereitung des Wassers beauftragt hatte, ergriff sie die große Schelle auf dem Fensterbrett und läutete.
»Kommt runter, die Untersuchung fängt an«, rief sie ins Treppenhaus.
Als die Huren im Aufenthaltsraum versammelt waren und die Hausmägde mehrere Bottiche mit heißer Seifenlauge hereingetragen hatten, breitete Schwester Theodora ein Leinentuch über die Stirnseite des Tisches, beugte sich über die Namensliste, die sie neben ihr Felleisen gelegt hatte, klatschte in die Hände und erklärte in scharfem Tonfall: »Ihr werdet jetzt in alphabetischer Reihenfolge aufgerufen. Wer an der Reihe ist, macht sich frei und legt sich mit gespreizten, angezogenen Beinen auf den Tisch. Die anderen halten sich solange im Hintergrund. Wer fertig ist, kann gehen.« Die Nonne band sich ein Tuch vor Mund und Nase, das sie am Hinterkopf verknotete, warf einen Blick auf die Liste und rief: »Elisabeth Allgeier!«
Die Wiener Lisbeth blickte wie gehetzt, als sie in angespannter Haltung an den Tisch trat. Seit ihrem Aufenthalt bei den Magdalenenschwestern in Wien hatte sie panische Angst vor Nonnen.
»Hinlegen und frei machen«, nuschelte Schwester Theodora hinter ihrem Mundschutz, goss den Inhalt einer kleinen Glasphiole in einen der Holzbottiche, was einen scharfen, beißenden Geruch verbreitete, und füllte die gegerbte Schweineblase mit der Flüssigkeit. Dann setzte sie eine silberne Sonde auf die Öffnung der Blase und wies Ursel an, einen Holzeimer an den Unterleib der Frau zu halten. Als Ursel diesen nicht nahe genug heranrückte, fuhr die Nonne sie an: »Dichter und schräg halten! Ich will mir mit dem Dreck ja nicht noch mein Gewand besudeln!« Mit einer ruckartigen Handbewegung schob sie die Sonde in Lisbeths Vagina. »Zähne zusammenbeißen, es brennt ein bisschen«, erklärte sie lapidar und drückte auf die Blase.
Die Wiener Lisbeth schrie vor Schmerz laut auf und presste unwillkürlich die Schenkel zusammen. »Das brennt ja wie Feuer!«
»Mach die Beine breit und sei nicht so zimperlich!«, keifte die Nonne und drückte erneut auf die Schweineblase. »Das bist du doch sonst auch nicht …«
»Ich verbitte mir einen solchen Ton! Überhaupt: Was macht Ihr da mit dem Mädel?«, platzte es aus der Zimmerin heraus, und sie funkelte Schwester Theodora wütend an.
»Haltet gefälligst den Eimer darunter«, ermahnte die Nonne sie gereizt. »Ich spüle die Scheide mit Seifenlauge, Alaun und Essig, damit der ganze Dreck rauskommt.«
»Genug jetzt!« Die Hurenkönigin packte die Schwester am Arm. »Ich lasse nicht zu, dass Ihr die Frauen mit so einem scharfen Zeug behandelt! Ein Kamillensud, wie wir ihn zur Scheidenspülung immer verwenden, hätte auch gereicht.«
»Fasst mich nicht an!«, schrie die Nonne erzürnt und entwand sich Ursels Griff. »Und hindert mich nicht an meiner Arbeit, sonst werde ich mich beim Bürgermeister über Euch beschweren!«
»Das werde ich auch tun, da könnt Ihr Euch sicher sein!«, blaffte die Hurenkönigin zurück. »Ihr seid keine Siechenmagd, sondern der reinste Folterknecht, so grob, wie Ihr Euch gebärdet! Und dann auch noch das Tuch vor Eurer Nase, man kommt sich ja vor, als hätte man die Pest. Fehlt nur noch, dass Ihr uns ausräuchert!«
Unversehens war Ingrid an sie herangetreten und legte ihr beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Treib es nicht zu weit, Ursel, du handelst dir nur Ärger ein. Denk an deine
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