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Die Hurenkönigin (German Edition)

Die Hurenkönigin (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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bereits die ersten Trauergäste ein, um von dem so früh aus dem Leben gerissenen Freiherrn Abschied zu nehmen.
    Unmengen von Kerzen brannten in der Kapelle, und es roch nach Bienenwachs und Weihrauch, der in dichten weißen Schwaden um den geöffneten Sarg wogte, um den süßlichen Verwesungsgeruch zu überdecken.
    Das wächserne Antlitz des Freiherrn war zum Himmel gerichtet, und er trug ein prachtvolles Totenhemd. Am Ringfinger der linken Hand hatte der Verstorbene einen kostbaren Siegelring mit dem Wappen der Familie. Die Hände des Toten waren über dem kunstvollen Goldgriff seines Ritterschwertes aus edlem Damaszenerstahl gefaltet, das auf seiner Brust lag.
    Da setzte feierliches Glockengeläut ein, und Pfarrer Gerold Schildknecht von der Sachsenhäuser Dreikönigskirche betrat, gefolgt von vier Ministranten, die Schlosskapelle. Er segnete den Toten mit Weihwasser und sprach ein Gebet. Im Anschluss daran beteten die Trauernden für das Seelenheil des Verstorbenen. Dann erschienen sechs livrierte Sargträger und trugen den schweren Eichensarg unter dem Geleit des Pfarrers und der Ministranten nach draußen, wo sie den Sarg in einen prunkvollen Leichenwagen schoben, der von sechs Rappen mit schwarzen Federbüschen auf den Köpfen gezogen wurde.
    Langsam setzte sich das Gefährt in Bewegung. Der Pfarrer und die Ministranten, mit Weihwasserbecken und Weihrauchfässern in den Händen, bildeten die Spitze des Trauerzugs. Die Witwe und ihr zehnjähriges Töchterlein hielten einander an den Händen und folgten gemessenen Schrittes dem Leichenwagen.
    Obgleich die Freifrau bereits sechsundzwanzig Lenze zählte, hatte sie sich doch den grazilen Körperbau eines jungen Mädchens bewahrt. Auch ihr makelloses Gesicht mit den engelhaften Zügen, das in seiner natürlichen Anmut auf jegliche Schminke verzichten konnte, war von kindlichem Liebreiz.
    Der weißgekieste Weg führte in sanften Serpentinen durch den Park des weitläufigen Anwesens. Zwischen blühenden Linden und Kastanien ging es vorbei an Springbrunnen und Gartenteichen mit Seerosen und Wasservögeln bis hin zum Rande des Parks, wo sich, eingefasst von einer hohen, meterdicken Steinmauer, das Mausoleum befand.
    Unter dumpfem Glockengeläut wurde der Leichnam des Freiherrn von den livrierten Leichenträgern in einen Sarkophag aus weißem carrarischem Marmor gebettet. Der Pfarrer besprengte den Toten ein letztes Mal mit Weihwasser und sprach den Segen. Bevor ihn die schwere Steinplatte für immer verbergen würde, hatten die Trauernden noch einmal Gelegenheit, ein stilles Gebet über dem Verstorbenen zu sprechen.
    Der jungen Witwe gebührte dabei der Vortritt. Die Trauergäste wichen zur Seite, um die Freifrau an den Sarkophag treten zu lassen. Sie beugte sich hinab, lüftete ihren Schleier und küsste zärtlich die Stirn ihres Mannes. Während ihr die Tränen über die Wangen strömten, säuselte sie ihm leise ins Ohr: »Ich hasse dich!«

    »Wir haben die ganze Stadt nach ihr abgesucht, doch sie war nirgendwo zu entdecken«, endete Gassenmeister Rack resigniert. Obwohl es noch nicht einmal Mittag war, ergriff der erschöpfte Mann dankbar das frisch gezapfte Bier, das ihm der Frauenhausknecht auf den Tisch gestellt hatte, und trank in gierigen Schlucken. Dann fuhr er fort: »Ganz erfolglos war unsere Suche aber nicht. Die Torwächter vom Fahrtor haben uns nämlich gesagt, sie hätten gestern Morgen so um die neunte Stunde eine Hübscherin zu Pferde gesehen, die in Begleitung eines Mannes mit grünem Filzhut und Jagdumhang über die Brücke nach Sachsenhausen geritten sei und …«
    »Was?«, unterbrach ihn die Zimmerin aufgeregt. »Ein Mann mit grünem Filzhut und Jagdumhang war doch noch am Mittwochabend bei ihr – das muss er gewesen sein!«
    »Das stimmt«, bestätigte die alte Irmelin. »Den haben wir alle gesehen. Das war doch der erste Freier an diesem Abend.«
    »Sollte nicht schon längst nach diesem Kerl gefahndet werden?«, fragte die Hurenkönigin.
    »Damit ist schon der Lederer befasst«, erklärte der Gassenmeister. »Er hat Oberförster Staudinger aus dem Sachsenhäuser Forst und alle Forstgehilfen und Holzleute, die ihm unterstehen, für heute Nachmittag ins Leinwandhaus vorladen lassen. – Aber wenn Ihr den Kerl gesehen habt, umso besser. Dann würdet Ihr ihn wahrscheinlich auch wiedererkennen?« Der übergewichtige Mann blickte die Zimmerin fragend an.
    Die Hurenkönigin zögerte und erwiderte unwirsch: »Da bin ich mir nicht sicher. Das ging

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