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Die Hurenkönigin (German Edition)

Die Hurenkönigin (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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und küsste galant Isoldes cremefarben behandschuhte Hand, die sie ihm huldvoll entgegenhielt. Dann wandte er sich an seinen Diener. »Du kannst wieder zum Schloss zurückreiten, Berthold. Wir brauchen dich hier nicht mehr.«
    Der Mann im jagdgrünen Umhang blinzelte irritiert. »Ich dachte, ich soll die Jungfer nachher wieder zurückbringen?«, fragte er erstaunt.
    »Heute ausnahmsweise nicht. Das übernehmen wir selbst«, beschied ihn sein Herr knapp. Als der Diener noch zögerte und ihn verunsichert ansah, fächelte der Freiherr mit der Hand, als wollte er ein lästiges Insekt verscheuchen. Ungehalten knurrte er: »Auf, auf, entferne Er sich schon …«
    Als Isolde mit dem jungen Adligen allein in der mit Jagdtrophäen verzierten Eingangshalle stand, herrschte sie ihn an: »Auf die Knie mit dir, du Hund, und leck mir die Schuhe sauber!«
    Doch seltsamerweise machte der Freiherr keinerlei Anstalten, ihrem Befehl mit der üblichen Unterwürfigkeit nachzukommen, sondern streifte sie nur mit einem sonderbaren leeren Blick.
    Ach, ihm steht der Sinn nach härterer Strafe, dachte die Gräfin amüsiert und erteilte dem Widerspenstigen für seinen Ungehorsam eine schallende Ohrfeige.
    »Auf den Boden mit dir, du Wicht, und tu, was ich dir befohlen habe, sonst …«, zischte sie erbost.
    Unversehens packte er sie an den Armen, fesselte ihr mit roher Gewalt die Hände auf dem Rücken und stülpte ihr einen Sack über den Kopf.
    Isolde war fassungslos vor Schreck. Ihr Körper wurde von einem heftigen Schauder erfasst.
    »Was unterstehst du dich! Nimm mir sofort diesen Sack ab und binde mich los!«, schrie sie und trat wild um sich. Doch anstatt ihr zu gehorchen, packte er sie mit festem Griff an den Handgelenken und schleifte sie mit sich. Ihre Chopinen glitten ihr von den Füßen, und sie spürte den kalten Steinboden unter ihren Zehen. Dann vernahm sie ein Knarren, als ob eine Tür geöffnet wurde, und er zerrte sie eine Treppe hinunter. Längst hatte Panik von ihr Besitz ergriffen, und sie schrie verzweifelt um Hilfe.
    Ein starker Modergeruch stieg ihr in die Nase, durch das grobgewebte Sackleinen drang ein Lichtschein, und gleich darauf nahm er ihr den Sack ab. Es verschlug ihr den Atem, als sie ihn sah. Er hatte seinen Umhang abgestreift und war ausstaffiert wie ein Folterknecht. Als er sie packte und ihr ein Halseisen anlegte, brüllte sie wie am Spieß. Er verzog keine Miene, durchtrennte mit einem Dolch ihre Fesseln, um ihre Hand- und Fußgelenke in eiserne Manschetten zu schließen, die mit Ketten in der Wand befestigt waren.
    Das Halseisen schnürte ihr die Kehle zu, und die scharfen Kanten der Eisenmanschetten schnitten ihr ins Fleisch. Ein Dulder kann nicht zum Folterknecht werden und ein Folterknecht nicht zum Dulder! , gellten ihr die Worte der Hurenkönigin durch den Sinn. Sie fing an, um Gnade zu flehen: »Bitte, bitte, tut mir nichts!« Doch ihre Rufe verhallten.
    Es trat eine beklemmende Stille ein, die nur von Isoldes keuchenden Atemzügen unterbrochen wurde. Bedrohlich stand er vor ihr, mit dem Dolch in der Hand, und schien auf irgendetwas zu warten. Isolde spürte, dass sie ihr Wasser nicht mehr halten konnte, der Urin lief ihr an den Innenseiten der Schenkel hinab.
    »Schlitz sie auf!«, hallte es plötzlich aus den Tiefen des Kellergewölbes. Die Stimme aus der Dunkelheit war hell und böse. Es war die Stimme einer Frau.
    Isolde stockte vor Entsetzen das Blut in den Adern, und sie begriff mit eisiger Gewissheit, dass sie in der Hölle war.

    Entgeistert sah die Hurenkönigin die hagere Frau im Nonnengewand an, die mit einem Felleisen in der Hand pünktlich zur elften Stunde im Frauenhaus erschien. Ihr fiel die Nonne ein, die Bernhard das bösartige Schriftstück vor die Haustür gelegt hatte, und sie fühlte eine heftige Aversion gegen die Ordensfrau in sich aufsteigen.
    »Mir wurde eine Siechenmagd angekündigt«, sagte sie mit unverhohlener Abneigung.
    »Ich bin ausgebildete Siechenmagd, wie alle Schwestern des Sankt-Spiritus-Ordens«, belehrte Schwester Theodora die Zimmerin und blinzelte sie mit ihren hellen Wimpern indigniert an. »Unsere Krankenpflege konzentriert sich vor allem auf die Geburtshilfe und die Frauenheilkunde. Und wegen Letzterer bin ich hier. – Können wir anfangen?«
    Die Nonne eilte geschäftig zum Tisch, öffnete ihr Felleisen, entnahm ihm eine weiße Schürze und band sie sich um. »Ich benötige mehrere Eimer mit heißer Seifenlauge, für die Spülungen und um die

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