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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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noch zu viel durch den Kopf«, erwiderte die Hurenkönigin.
    Alma sagte gähnend: »Dagegen weiß ich ein gutes Mittel!«
    »Ich auch«, gab Ursel grimmig zurück. »Aber davon lass ich lieber die Finger.«
    »Ach, du meinst Theriak? Nein, damit solltest du wirklich nicht wieder anfangen. Ich habe eher an einen harmlosen Schlummertrunk gedacht«, erwiderte Alma. »Ein schöner heißer Würzwein mit Honig und Muskatblüte wird dir bestimmt die nötige Bettschwere bescheren.«
    »Eine gute Idee«, stimmte ihr die Hurenkönigin zu. Sie schwang die Beine aus dem Bett, zündete die Kerzen an, legte sich das Wolltuch um die Schultern und ging hinunter in die Küche, um den Würzwein zu bereiten.
    Wenig später stellte Ursel einen Krug und zwei Becher auf dem Nachttisch ab und kroch fröstelnd wieder unter die Daunendecke. Seite an Seite lagen die beiden Frauen da und tranken in kleinen Schlucken das wohltuende Getränk. Ursel spürte, wie sich die Spannung in ihr langsam zu lösen begann, und fühlte eine angenehme Müdigkeit in sich aufsteigen. Sie gähnte herzhaft, kuschelte sich an Alma und sank in einen tiefen Schlaf.

3
    Sonntag, 25 . März 1512
    Bernhard stand am Fenster und blickte nachdenklich in den bleigrauen Himmel, aus dem bauschige Schneeflocken rieselten. Das gestrige Zerwürfnis mit der Geliebten hing ihm noch nach und verdüsterte seine Stimmung. Im Stillen hatte er gehofft, Ursel würde vorbeikommen, um sich mit ihm auszusöhnen. Doch nun war es schon Nachmittag, und sie hatte sich nicht blicken lassen. Ursprünglich wollte er heute mit ihr eine Schlittenfahrt in den Sachsenhäuser Forst unternehmen, doch daraus wurde wohl nichts. Oder vielleicht doch?
    Er überlegte noch eine Weile und rang sich schließlich zu dem Entschluss durch, Ursel im Frauenhaus aufzusuchen. Der Ingrimm, den er gestern noch gegen die Geliebte verspürt hatte, war inzwischen längst der Sehnsucht gewichen, Ursel wieder nahe zu sein.
    Angesichts dieser Aussicht begann sich sein Trübsinn zu verflüchtigen. So legte er seine pelzgefütterte Schaube um und ging mit energischen Schritten zum Pferdestall. Er würde Ursel mit der Schlittenfahrt überraschen!
    Als Bernhard wenig später an die Tür des Frauenhauses klopfte, das an diesem wie an jedem Sonntag geschlossen hatte, öffnete ihm anstelle der Hurenkönigin die alte Irmelin die Tür.
    »Die Meistersen ist noch oben«, erklärte sie mit mürrischem Gesicht. »Wir haben schon bald die dritte Nachmittagsstunde, und sie liegt noch im Bett. Ist noch keine Abrechnung gemacht und nix, wo doch nachher der Henker kommt, um die wöchentlichen Abgaben abzuholen. Der wird ganz schön sauer sein. Aber ich kann ja nichts dafür, ich bin ja nur die Stellvertreterin«, grummelte Irmelin verdrossen.
    Bernhard schwante nichts Gutes. »Um diese Zeit schläft sie noch? Da kann doch was nicht stimmen«, erwiderte er besorgt. »Ich werde gleich mal nach ihr schauen«, sagte er mit belegter Stimme und eilte die Treppe hinauf.
    Als er vor Ursels Zimmer stand, war seine Anspannung so stark, dass er am liebsten die Tür aufgerissen hätte und hineingestürmt wäre. Doch seine gute Erziehung ließ ihn innehalten und anklopfen.
    »Ja?«, vernahm er die kehlige Stimme der Hurenkönigin. Sie klang so sonderbar benommen … So hört sie sich an, wenn sie Theriak genommen hat, dachte Bernhard alarmiert und stürzte ins Zimmer.
    Die Vorhänge waren noch zugezogen, und ein säuerlicher Weingeruch hing in dem stickigen Raum. Im Halbdunkel gewahrte Bernhard das zerwühlte Bett, in dem sich Ursel und Alma rekelten. Alma hatte zärtlich den Arm um Ursel gebreitet. Die liegen ja da wie ein Liebespaar, dachte Bernhard verstört.
    Nun konnte er nicht mehr an sich halten. »Was hat denn dieses Weibsbild in unserem Bett zu suchen?«, platzte es aus ihm heraus. Wutentbrannt trat er ans Bett und riss die Decke herunter. »Raus mit dir! Du hast hier nichts verloren!«
    Ursel sprang wütend auf, entriss Bernhard die Daunendecke und breitete sie wieder über sich und die Freundin. »Alma bleibt hier!«, zischte sie zornig. »Das ist mein Bett, und ich entscheide immer noch selber, wer darin liegt. Außerdem bin ich dir keine Rechenschaft schuldig!«
    Bernhard fühlte, wie ihm der Schmerz die Kehle zuschnürte. Die eindeutige Pose, in der er die beiden vorgefunden hatte, und die unverhohlene Feindseligkeit, mit der ihm Ursel begegnete, trafen den Gelehrten bis ins Mark. Er war kreidebleich geworden und zitterte am ganzen

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