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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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Körper. »Du schuldest mir gar nichts mehr!«, stieß er keuchend hervor. »Nicht das Geringste!«
    Auf unsicheren Beinen verließ er das Zimmer, in dem er mit Ursel einst so viele glückliche Stunden erlebt hatte.
    Bernhard taumelte die Galerie entlang. Es war, als hätte ihm jemand den Boden unter den Füßen weggerissen. Ihm war so elend zumute, dass er sich am Geländer abstützen musste. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, und seine Atemzüge gingen stoßweise.
    »Braucht Ihr Hilfe? Geht es Euch nicht gut?«, erklang unversehens eine Stimme hinter ihm. Bernhard fuhr zusammen und wandte sich um. Vor ihm stand Irene, die ihn besorgt musterte. Im ersten Moment war Bernhard versucht, der Tochter seiner Widersacherin eine kühle Abfuhr zu erteilen. Doch als er in ihre kristallklaren Augen blickte, in denen sich echtes Mitgefühl spiegelte, besann er sich. »Mir ist es schon besser gegangen …«, stieß er mühsam hervor.
    Die junge Ulmerin schob behutsam ihren Arm unter den seinen und forderte ihn auf: »Kommt erst mal mit und setzt Euch ein wenig hin.«
    Fügsam ließ sich der Gelehrte von der jungen Hure in ihr Zimmer führen, wo er entkräftet auf einen Stuhl sank. Irene reichte ihm einen Becher Wasser und sagte dann: »Ich hole Euch rasch einen Schluck Branntwein, den braucht Ihr jetzt!« Sie eilte aus dem Zimmer.
    Bernhard stierte noch immer wie benommen vor sich hin, als Irene mit einem Becher Branntwein zurückkehrte. »Trinkt nur, das wird Euch guttun«, sagte sie und setzte sich auf den Bettrand.
    Schweigend und in kleinen Schlucken trank Bernhard, und eine wohltuende Wärme verbreitete sich in seiner Magengrube. Langsam kehrten seine Lebensgeister zurück. »Ich danke Euch, es ist sehr freundlich, dass Ihr Euch um mich kümmert«, murmelte er und sah Irene dankbar an.
    Die junge Hübscherin wiegelte ab. »Das ist doch selbstverständlich.«
    Wie einfühlsam sie ist!, dachte der Gelehrte, die meisten anderen hätten mich schon längst mit lästigen Fragen gelöchert, sie hingegen lässt mich erst einmal zur Ruhe kommen. Wie gut das tut!
    Bernhards Atemzüge entspannten sich, und er ließ seine Blicke durch den Raum schweifen, den er noch als das Zimmer von Ursels bester Freundin Ingrid kannte. In der linken Fensterecke stand ein Tisch, auf dem sich Bücherstapel türmten.
    »Ihr lest Bücher?«, fragte er erstaunt.
    »Für mein Leben gerne«, entgegnete die junge Frau lächelnd. »Ich gebe den Großteil meines Verdienstes für Bücher aus. Diese hier habe ich bei einem Händler in der Buchgasse erworben. Dort gibt es eine Auswahl, die wirklich exzellent ist«, schwärmte die junge Ulmerin. »Seit langem reise ich gerne zur Frankfurter Buchmesse, weil es da die interessantesten Neuerscheinungen gibt. Ein gutes Buch zu lesen ist für mich ein Hochgenuss.«
    Der Gelehrte, der ihr fasziniert zugehört hatte, erwiderte prompt: »Da haben wir etwas gemeinsam. Auch ich bin ein leidenschaftlicher Bücherfreund.«
    »Ich weiß«, entgegnete Irene. »Und Ihr versteht Euch auch trefflich aufs Schreiben. Ich habe schon einige Abhandlungen von Euch gelesen. Es ist mir eine große Ehre, einen so berühmten Gelehrten wie Euch kennenzulernen, Herr Doktor von Wanebach.« Aus Irenes Augen sprach unverhohlene Bewunderung.
    Für Bernhards desolate Gemütsverfassung war das Kompliment der reinste Seelenbalsam, und er konnte trotz seiner Niedergeschlagenheit nicht umhin, geschmeichelt zu lächeln.
    Irene war plötzlich aufgestanden und an den Büchertisch getreten. »Da fällt mir ein: Euer neuestes Werk über die Seele bei Aristoteles muss auch in dem Stapel sein. Wärt Ihr vielleicht so freundlich, mir eine Widmung hineinzuschreiben?« Gleich darauf kehrte sie mit dem Buch in den Händen zurück, schlug es ehrfürchtig auf und überreichte es dem Gelehrten. Nachdem sie Bernhard noch Tinte und Feder bereitgestellt hatte, legte er das aufgeschlagene Buch auf seine Knie, überlegte einen Augenblick und schrieb mit schwungvollen Buchstaben auf das Deckblatt: »Für Irene Deckinger, die Schönheit und Geist in sich vereint – Bernhard von Wanebach.« Er blies auf die noch feuchte Tinte und reichte Irene das Buch, die sogar einen Knicks andeutete, als sie sich bei dem Gelehrten bedankte.
    »Ihr wisst gar nicht, wie gut mir unsere Begegnung tut«, sagte Bernhard bewegt.
    »Das ergeht mir ebenso«, entgegnete die Hübscherin und schlug züchtig die Augen nieder. Einmal mehr war Bernhard beeindruckt von ihrer außerordentlichen

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