Die Hyäne
nur eine Lösung. Collin de Baker war da. Aber Collin war kein Mensch mehr. Er war auch kein normaler Toter, er war einfach etwas anderes. Etwas Unglaubliches, etwas Ungeheuerliches. Er war eine Mischung aus Zombie und Raubtier.
Eine Hyäne!
Bei diesem Wort schauderte Glenda zusammen. Sie stand noch immer nicht auf den eigenen Beinen. In der knienden Haltung drehte sie den Kopf wie jemand, der nachschauen wollte, ob seine Schlußfolgerung auch korrekt gewesen war.
Bei Glenda blieb die Frage offen. Sie sah nichts. Die Dunkelheit war zu dicht. Aber sie ahnte, nein, sie wußte, daß sie nicht allein in dieser finsteren Umgebung hockte.
Es war noch jemand da.
Sie spürte ihn.
Sie roch ihn…
Es war der Geruch, den sie zwar nicht oft wahrgenommen hatte, den sie jedoch kannte. Dieser aufdringliche Hauch von Verwesung. Als unsichtbarer Schleier breitete er sich zwischen diesen Wänden aus, und er wurde von keinem Geräusch begleitet.
Sie stand auf. Nicht so glatt wie sonst. Noch immer war sie nicht fit, aber Glenda wußte auch, daß sie etwas unternehmen mußte.
Sie steckte nicht zum erstenmal in einer Falle. Wer hin und wieder mit einem Mann wie John Sinclair zusammenarbeitete, der hatte einiges durchzustehen. Bisher war alles irgendwie immer gutgegangen, und auch jetzt konnte Glenda nur darauf hoffen, daß sie jemand hier herausholte.
Es gibt gewisse Regeln, an die sich die Frau erinnerte. War man in einem dunklen Raum eingesperrt, war es trotzdem ratsam, sein Gefängnis zu erkunden, und Glenda Perkins fühlte sich fit genug, das zu tun.
Daß sie sich in einem Kellerraum befand, hatte sie mitbekommen. Nun galt es, die Wände zu ertasten und herauszukriegen, wo sich die Tür befand.
An die Hyäne wollte sie nicht denken und sich nicht verrückt machen lassen. Mit ausgestreckten Armen ging sie vor, immer darauf bedacht, Widerstand an den Händen zu spüren.
Die ersten Schritte ging sie ins Leere. Sie stieß auch nirgendwo gegen.
Es gab zumindest hier nichts, über das sie hätte stolpern können. Dafür fand sie den Widerstand an ihren Händen und strich leicht darüber hinweg.
Eine Wand!
Nicht sehr glatt. Leicht aufgerauht, bedeckt mit einem kratzigen Putz.
Tief atmete Glenda durch. Sie freute sich über diesen ersten Erfolg.
Dann mußte sie überlegen, in welche Richtung sie weitergehen sollte. In der Wand war die Tür eingelassen. Das steckte noch in ihrer Erinnerung fest.
Glenda entschied sich für die linke Seite. Es geschah aus einem Gefühl heraus, und so tappte sie weiter. Setzte vorsichtig Schritt für Schritt und behielt den Kontakt mit der Wand. Sie wollte auf keinen Fall einen Fehler begehen. Hoffentlich weckte sie keine schlafenden Löwen.
Es gelang ihr sogar, den Atem einigermaßen unter Kontrolle zu halten, so daß sie durch ihn selbst nicht abgelenkt wurde und sich auf die Stille in ihrer Umgebung konzentrieren konnte.
Kein Bild bedeckte die Wand. Kein Stoff schützte einen Gegenstand.
Keine Plastik ertastete sie. Die Wand blieb so glatt, wie sie war. Glenda kam die Zeit so schrecklich lang vor. Sie hatte den Eindruck, schon Minuten unterwegs zu sein. In der Dunkelheit war einfach alles anders, und der Geruch hatte nicht nachgelassen.
Jemand war da.
Sie ging weiter. Kalte Schauer rannen wie Eissplitter über ihren Rücken.
Sie blieb stehen. Hitzewallungen erwischten sie. Plötzlich gehorchten ihr die Beine nicht mehr.
Der Schwall der Angst hatte sie erwischt. Die Knie zitterten. Sie war froh, die Wand als Stütze zu haben, und an ihr schob sie sich endlich weiter.
Sie bewegte die Beine und die Hände synchron. Das Zittern hatte nachgelassen. Es mochte auch an dieser unwirklichen Umgebung liegen. So lichtlos und doch nicht leer.
Etwas war noch da.
Bei ihr, hinter ihr…
Nein, nicht umdrehen. Sie ging weiter. Tappend, immer an der Wand entlang. Plötzlich war die Mauer zu Ende. Aber Glenda faßte trotzdem nicht ins Leere, sondern gegen etwas anderes. Eine Tür!
Aus Holz, aus dickem Holz, und Glenda ließ sich in der Dunkelheit dagegen sinken. Sie drückte ihre Stirn gegen das Holz. Sie wollte durchatmen, sie wollte Ruhe haben – und raus aus diesem Knast.
Klopfen, schlagen, hämmern und treten!
Ich werde die Tür malträtieren, ich werde…
Ihre Gedanken stoppten. Etwas war in ihrer Nähe. Es war zu spüren, und es kam näher.
Nicht vor ihr, da war nur die Tür, hinter ihr. Glenda wollte es zunächst ignorieren. Sie lenkte sich ab. Ein Ohr drückte sie gegen das Holz, um zu
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