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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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der Cybridleibwächter vernichtet wurde, den der TechnoCore M. Keats zur Verfügung gestellt hat.«
    »Leibwächter!« Jetzt war es an mir, verblüfft zu sein.
    »Selbstverständlich«, sagte der Bischof. Er wandte sich wieder an Johnny. »Der Herr mit dem Queue, der vor kurzem auf der Exkursionsstrecke der Tempelritter ermordet wurde, war das nicht der Mann, den du uns vor einer Woche als Leibwächter vorgestellt hast? Er ist ebenfalls auf der Aufzeichnung zu sehen.«
    Johnny sagte nichts. Er schien sich anzustrengen, sich an etwas zu erinnern.
    »Wie dem auch sei«, fuhr der Bischof fort, »wir müssen eine eindeutige Entscheidung über die Pilgerfahrt bekommen, noch ehe diese Woche verstrichen ist. Die Sequoia Sempervirens bricht in neun hiesigen Tagen vom Netz auf.«
    »Aber das ist ein Baumschiff der Tempelritter«, sagte Johnny. »Die machen den langen Sprung nach Hyperion nicht.«
    Der Bischof lächelte. »In diesem Fall schon. Wir haben Grund zu der Annahme, daß dies die letzte von der Kirche finanzierte Pilgerfahrt sein könnte, daher haben wir das Schiff der Tempelritter gechartert, damit so viele Gläubige wie möglich die Reise mitmachen können.« Der Bischof machte eine Geste, worauf sich die Rot- und Schwarzgekleideten in die Dunkelheit zurückzogen. Als der Bischof aufstand, kamen zwei Exorzisten nach vorne und klappten seinen Stuhl zusammen. »Bitte lassen Sie uns Ihre Antwort so schnell wie möglich zukommen.« Damit entfernte er sich. Der verbliebene Exorzist führte uns hinaus.
    Keine Farcaster mehr. Wir gingen durch das Haupttor des Tempels hinaus, standen auf der obersten Stufe der langen Treppe, sahen auf die Concourse Mall im Stockzentrum hinab und atmeten die kühle, nach Öl riechende Luft ein.
     
    Die Automatik meines Vaters war in der Schublade, wo ich sie zurückgelassen hatte. Ich vergewisserte mich, daß das Magazin voll geladen war, ließ es wieder einrasten und trug die Waffe in die Küche, wo das Frühstück bruzzelte. Johnny saß an dem langen Tisch und sah zum Fenster hinaus zu den grauen Ladedocks. Ich trug die Omeletts hinüber und stellte ihm eins hin. Er sah auf, als ich den Kaffee einschenkte.
    »Glaubst du ihm?« fragte ich. »Daß es deine Idee war?«
    »Du hast die Videoaufzeichnung gesehen.«
    »Aufzeichnungen kann man fälschen.«
    »Ja. Aber die war nicht gefälscht.«
    »Warum hast du dich dann freiwillig zu dieser Pilgerfahrt gemeldet? Und warum hat dein Leibwächter versucht, dich zu töten, nachdem du mit der Kirche des Shrike und dem Kapitän der Tempelritter gesprochen hast?«
    Johnny kostete das Omelett, nickte und nahm noch eine Gabel. »Der ... Leibwächter ... ist mir vollkommen unbekannt. Er muß mir in der Woche, die aus meinem Gedächtnis getilgt ist, zugeteilt worden sein. Seine wahre Aufgabe war eindeutig, dafür zu sorgen, daß ich etwas nicht herausfand ... oder mich zu eliminieren, sollte ich doch darüber stolpern.«
    »Etwas im Netz oder der Dateiebene?«
    »Im Netz, nehme ich an.«
    »Wir müssen wissen, für wen er ... es ... gearbeitet hat und warum sie ihn dir zugeteilt haben.«
    »Das weiß ich«, sagte Johnny. »Ich habe gerade gefragt. Der Core sagt, daß ich um einen Leibwächter gebeten habe. Der Cybrid wurde von einem M-Nexus kontrolliert, der mit einer Sicherheitseinrichtung in Verbindung steht.«
    »Frag sie, warum sie versucht haben, dich zu töten.«
    »Das habe ich. Sie bestreiten nachdrücklich, daß so etwas möglich ist.«
    »Warum ist dir dieser sogenannte Leibwächter dann eine Woche nach der Ermordung noch immer nachgeschlichen?«
    »Sie antworten, ich hätte zwar nach meiner ... Diskontinuität nicht um Sicherheitsmaßnahmen gebeten, aber die Autoritäten des Core seien der Meinung gewesen, es wäre besser, Schutz zur Verfügung zu stellen.«
    Ich lachte. »Schöner Schutz. Und warum ist er dann auf der Welt der Tempelritter weggelaufen, als ich ihn gestellt hatte? Sie versuchen nicht einmal, dir eine plausible Geschichte aufzutischen, Johnny.«
    »Nein.«
    »Und der Bischof hat auch nicht erklärt, wieso die Kirche des Shrike Farcasterzugang zur Alten Erde hat ... oder wie du diese Bühnenwelt auch nennen magst.«
    »Wir haben auch nicht gefragt.«
    »Ich habe nicht gefragt, weil ich mit heiler Haut aus diesem verdammten Tempel rauskommen wollte.«
    Johnny schien mich nicht zu hören. Er trank seinen Kaffee und sah in die Ferne.
    »Was?« sagte ich.
    Er drehte sich um, sah mich an und klopfte mit dem Daumennagel auf die

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