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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Armaturenbrett oder Diskey. Wir kamen zur Grenze, bevor wir Frankreich durchquert haben konnten, und sahen auf eine Dunkelheit hinab, die laut Johnny der Atlantische Ozean war. Abgesehen von den gelegentlichen Lichtern einer schwebenden Stadt oder Bohrinsel, bildeten die Sterne und das fahle Swimmingpool-Leuchten der unterseeischen Kolonien die einzigen Lichtquellen.
    »Warum nehmen wir ihr Vehikel?« fragte Johnny.
    »Ich will sehen, woher sie gefarcastet sind.«
    »Er hat gesagt, vom Shrike-Tempel auf Lusus.«
    »Ja. Wir werden sehen.«
    Johnnys Gesicht war kaum zu erkennen, als er auf das dunkle Meer zwanzig Klicks unter uns hinabsah. »Glaubst du, diese Männer werden sterben?«
    »Einer war schon tot«, sagte ich. »Der Typ mit der durchbohrten Lunge braucht Hilfe. Zwei kommen auf jeden Fall durch. Bei dem, der durchs Fenster geflogen ist, weiß ich es nicht. Kümmert dich das denn?«
    »Ja. Die Gewalt war ... barbarisch.«
    »›Ein Faustkampf auf der Straße ist etwas Verabscheuenswürdiges, jedoch die Energien, die dabei aufgewendet werden, sind erhaben‹«, zitierte ich. »Sie waren keine Cybrids, oder?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Also sind mindestens zwei Gruppen hinter dir her ... die KIs und der Bischof des Shrike-Tempels. Und wir wissen immer noch nicht warum.«
    »Jetzt habe ich eine Ahnung.«
    Ich wirbelte mit dem Schaumstoffdrehsitz herum. Die Sternbilder über uns – die ich weder von Holos der Alten Erde noch von einer anderen Welt im Netz kannte – spendeten gerade soviel Licht, daß ich Johnnys Augen sehen konnte. »Erzähl!« sagte ich.
    »Als du Hyperion erwähnt hast, das gab mir den Hinweis«, sagte er. »Die Tatsache, daß ich nichts darüber wußte. Das Fehlen dieser Information bedeutet, daß sie wichtig ist.«
    »Der seltsame Fall des Hundes, der in der Nacht bellt«, sagte ich.
    »Was?«
    »Nichts. Erzähl weiter!«
    Johnny beugte sich näher zu mir. »Es gibt nur einen Grund, weshalb ich nichts davon weiß – einige Elemente von TechnoCore haben mein Wissen blockiert.«
    »Dein Cybrid ...« Es war seltsam, jetzt so von Johnny zu sprechen. »Du hast die meiste Zeit im Netz verbracht, richtig?«
    »Ja.«
    »Hättest du nicht einmal auf eine Erwähnung von Hyperion stoßen müssen? Er taucht ab und zu einmal in den Nachrichten auf, besonders wenn es ums Thema Shrike-Kult geht.«
    »Vielleicht habe ich etwas gehört. Vielleicht bin ich deshalb ermordet worden.«
    Ich lehnte mich zurück und betrachtete die Sterne. »Gehen wir den Bischof fragen«, sagte ich.
    Johnny sagte, die Lichter vor uns wären ein Analogen von New York City Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts. Er wußte nicht, für welches Wiederbelebungsprojekt die Stadt erbaut worden war. Ich schaltete den Autopiloten des EMV ab und ging tiefer.
    Hohe Gebäude aus der Phallussymbol-Epoche städtischer Architektur ragten aus den Sümpfen und Lagunen der nordamerikanischen Küstenregion. In mehreren brannten Lichter. Johnny deutete auf ein verfallenes, aber seltsam elegantes Bauwerk und sagte: »Das Empire State Building.«
    »Okay«, sagte ich. »Was immer es ist, dort will das EMV landen.«
    »Ist es sicher?«
    Ich grinste ihn an. »Nichts im Leben ist sicher.« Ich ließ das Fahrzeug selbst steuern, und wir landeten auf einer kleinen, offenen Plattform unter dem Turm des Gebäudes. Wir stiegen aus und standen auf dem rissigen Beton. Es war fast dunkel, abgesehen von den wenigen Lichtern in Gebäuden unten und den Sternen oben. Wenige Schritte entfernt deutete blaues Leuchten ein Farcasterportal an, wo einmal Fahrstühle gewesen sein mochten.
    »Ich gehe zuerst«, sagte ich, aber Johnny war schon durchgetreten. Ich nahm den Schocker in die Handfläche und folgte ihm.
    Ich war noch nie im Tempel des Shrike auf Lusus gewesen, aber es konnte kein Zweifel daran bestehen, daß ich jetzt dort war. Johnny stand wenige Schritte vor mir, aber außer ihm war niemand zu sehen. Es war kühl und dunkel und höhlenartig, wenn Höhlen tatsächlich so groß sein konnten. Eine grauenerregende Polychromskulptur drehte sich an unsichtbaren Kabeln in Winden, die ich nicht spürte. Johnny und ich drehten uns beide um, als das Farcasterportal verschwand.
    »Nun, wir haben ihnen ihre Arbeit abgenommen, was?« flüsterte ich Johnny zu. Sogar das Flüstern schien in dem rot beleuchteten Saal zu hallen. Ich hatte nicht geplant gehabt, daß Johnny mit mir zum Tempel 'castete.
    Da schien das Licht anzugehen; es erhellte den großen Saal nicht eigentlich,

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