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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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zunehmenden Dunkelheit wirkte jede einzelne noch brutaler als die vorhergehende.
    »Gehen wir rein«, sagte Lamia, deren Worte fast im Tosen des Windes untergingen. »Es wird kalt.«
     
    Sie hatten die Lampe ausgemacht, das Zimmer wurde nur vom wetterleuchtenden Pulsieren der Farben am Himmel draußen erhellt. Schatten sprangen auf, verschwanden und erschienen wieder, während das Zimmer in viele Farben getaucht wurde. Manchmal dauerte die Dunkelheit mehrere Sekunden bis zur nächsten Salve.
    Der Konsul griff in seine Reisetasche und holte ein seltsames Gerät heraus, größer als ein Komlog, merkwürdig verziert und mit einem Flüssigkristalldiskey an der Vorderseite – wie etwas aus einem historischen Holo.
    »Ein geheimer Fatlinesender?« fragte Brawne Lamia trocken.
    Das Lächeln des Konsuls war humorlos. »Das ist ein uraltes Komlog. Es kam während der Hegira heraus.« Er holte eine Standardmikrodisc aus einer Tasche an seinem Gürtel und führte sie ein. »Wie Pater Hoyt, muß auch ich die Geschichte von jemand anderem erzählen, bevor Sie meine verstehen können.«
    »Gütiger Himmel«, höhnte Martin Silenus, »bin ich der einzige in dieser elenden Bande, der eine schnörkellose Geschichte zu erzählen weiß? Wie lange muß ich noch ...«
    Die Bewegung des Konsuls überraschte sogar ihn selbst. Er stand auf, wirbelte herum, packte den kleineren Mann am Hemd, schleuderte ihn gegen die Wand, warf ihn über eine Kiste, stemmte Silenus ein Knie auf den Bauch und einen Ellbogen an den Hals und zischte: »Noch ein Wort, Dichter, und ich bringe Sie um.«
    Silenus begann sich zu wehren, aber der Druck auf seine Luftröhre und der Blick in den Augen des Konsuls veranlaßten ihn, damit aufzuhören. Sein Gesicht war leichenblaß.
    Oberst Kassad trennte die beiden leise, fast sanft. »Keine Bemerkungen mehr«, sagte er. Er berührte den Todesstrahler an seinem Gürtel.
    Martin Silenus, der sich den Hals rieb, ging zur anderen Seite des Halbkreises und lehnte sich wortlos an eine Kiste. Der Konsul ging zur Tür, holte mehrmals tief Luft und kam zu der Gruppe zurück. Er wandte sich an alle, außer dem Dichter. »Es tut mir leid. Es ist nur, ... ich hätte mir nie träumen lassen, daß ich das einmal jemandem erzählen würde.«
    Das Licht draußen loderte rot und weiß auf, gefolgt von einem blauen Leuchten, das fast zur Dunkelheit verblaßte.
    »Verstehen wir«, sagte Brawne Lamia leise. »Wir haben alle so empfunden.«
    Der Konsul berührte seine Unterlippe, räusperte sich kräftig und setzte sich neben das uralte Komlog. »Die Aufzeichnung ist nicht so alt wie das Instrument«, sagte er. »Sie wurde vor etwa fünfzig Standardjahren gemacht. Wenn sie zu Ende ist, habe ich noch etwas hinzuzufügen.« Er machte eine Pause, als bliebe noch mehr zu sagen, schüttelte den Kopf und drückte mit dem Daumen auf den vorsintflutlichen Diskey.
    Es gab keine Bildaufzeichnung. Die Stimme war die eines jungen Mannes. Im Hintergrund konnte man eine Brise durch Gras oder weiche Zweige wehen hören, und noch weiter entfernt das Rauschen einer Brandung.
    Draußen pulsierte das Licht irrsinnig, während das Tempo der Raumschlacht zunahm. Der Konsul verkrampfte sich, während er auf einen Einschlag, eine Explosion wartete. Es gab keine. Er machte die Augen zu und lauschte mit den anderen.
     

Die Geschichte des Konsuls
Erinnerungen an Siri
    Am Tag, als die Inseln in die seichten Gewässer des Äquatorialarchipels zurückkehren, erklimme ich den steilen Hügel zu Siris Grab. Der Tag ist perfekt, und ich hasse ihn, weil er so ist. Der Himmel ist so heiter wie die Geschichten von den Meeren der Alten Erde, ultramarinfarbene Muster kennzeichnen scheckig die Untiefen, eine warme Brise weht vom Meer herein und bringt das rostbraune Weidengras auf dem Hügel um mich herum zum Wogen.
    Tiefe Wolken und graue Düsternis wären an diesem Tag besser gewesen. Besser Dunst oder ein leichentuchartiger Nebel, der die Masten in Firstsite Harbor zum Tropfen bringt und das Nebelhorn des Leuchtturms aus seinem Schlummer erweckt. Besser wäre gewesen, einer der gewaltigen Meeressamums würde aus dem kalten Wanst des Südens wehen und die schwimmenden Inseln samt ihren Delphinbegleitern vor sich hertreiben, bis diese im Windschatten unserer Atolle und Felsenklippen Zuflucht suchen.
    Alles wäre besser gewesen als dieser warme Frühlingstag, an dem die Sonne über ein Himmelszelt wandert, das so blau ist, daß ich laufen möchte, große Luftsprünge machen

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