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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Geschichte.
    Aber wenn die Zeit des Gerichts gekommen ist, die Zeit, einen Verrat zu begreifen, der sich wie Flammen im Netz ausbreiten und das Ende von Welten bedeuten wird, dann bitte ich Sie, nicht an mich zu denken – mein Name war nicht einmal mit Wasser geschrieben, wie die Seele Ihres verlorenen Dichters sagte –, sondern daran, daß die Alte Erde ohne Grund sterben mußte, an die Delphine, deren dümpelnde graue Leiber in der Sonne trockneten und verwesten, und – so wie ich – die wandernden Inseln zu sehen, die kein Ziel mehr haben, deren Nahrungsgründe zerstört wurden, weil Bohrinseln die äquatorialen Untiefen verunstalteten und verschmutzten, während die Inseln selbst von lärmenden, schamlosen Touristen heimgesucht wurden, die nach Sonnenmilch und Cannabis rochen.
    Noch besser, denken Sie an nichts davon. Stehen Sie da wie ich, nachdem ich den Auslöser gedrückt hatte, ein Mörder, ein Verräter, aber dennoch stolz, mit beiden Füßen fest auf dem wandernden Sand von Hyperion, Kopf hoch erhoben, die Fäuste zum Himmel gereckt, und mit dem Ruf auf den Lippen: »Möge die Pest über eure beiden Häuser kommen!«
    Denn sehen Sie, ich erinnere mich an den Traum meiner Großmutter. Ich erinnere mich daran, wie es sein hätte können.
    Ich erinnere mich an Siri.
     
    »Sind Sie der Spion?« fragte Pater Hoyt. »Der Spion der Ousters?«
    Der Konsul rieb sich die Wangen und antwortete nicht. Er sah müde und verbraucht aus.
    »Klar«, sagte Martin Silenus. »Präsidentin Gladstone hat mich gewarnt, als ich für die Pilgerfahrt auserkoren wurde. Sie hat gesagt, es wäre ein Spion unter uns.«
    »Das hat sie uns allen gesagt«, fauchte Brawne Lamia. Sie betrachtete den Konsul. Ihr Blick war traurig.
    »Unser Freund ist ein Spion«, sagte Sol Weintraub, »aber nicht nur ein Spion der Ousters.« Das Baby war wach geworden und weinte. Weintraub hob die Kleine hoch, um sie zu beruhigen. »Er ist das, was man in Thrillern einen Doppelagenten nennt, in diesem Fall ein Dreifachagent, ein Agent unendlicher Regression, sogar ein Agent der Sühne.«
    Der Konsul sah den alten Gelehrten an.
    »Nichtsdestoweniger ist er ein Spion«, sagte Silenus. »Spione werden hingerichtet, oder nicht?«
    Oberst Kassad hatte den Todesstrahler in der Hand. Er war nicht auf jemand Bestimmten gerichtet. »Stehen Sie in Verbindung mit Ihrem Schiff?« fragte er den Konsul.
    »Ja.«
    »Wie?«
    »Durch Siris Komlog. Es wurde ... modifiziert.«
    Kassad nickte unmerklich. »Und Sie halten Kontakt mit den Ousters via Fatlinesender des Schiffes?«
    »Ja.«
    »Erstatten Bericht über die Pilgerfahrt, wie sie es erwartet haben?«
    »Ja.«
    »Haben sie geantwortet?«
    »Nein.«
    »Wie können wir ihm glauben?« schrie Silenus. »Er ist ein elender Spion!«
    »Seien Sie still!« sagte Oberst Kassad tonlos, endgültig. Er wandte den Blick nicht vom Konsul. »Haben Sie Het Masteen angegriffen?«
    »Nein«, sagte der Konsul. »Aber als die Yggdrasil explodierte, da wußte ich, daß etwas nicht stimmte.«
    »Was meinen Sie damit?« sagte Kassad.
    Der Konsul räusperte sich. »Ich habe viel Zeit mit den Stimmen des Baums der Tempelritter verbracht. Ihre Verbindung mit ihren Baumschiffen ist beinahe telepathisch. Masteens Reaktion war viel zu schwach. Entweder war er nicht der, für den er sich ausgab, oder er hat gewußt, daß das Schiff vernichtet werden würde und die Verbindung unterbrochen. Als ich Wache hatte, ging ich nach unten, um ihn darauf anzusprechen. Er war fort. Die Kabine war so, wie wir sie vorgefunden haben, abgesehen davon, daß die Möbiuskiste im Neutralzustand war. Der Erg hätte entkommen können. Ich habe sie gesichert und bin wieder nach oben gegangen.«
    »Sie haben Het Masteen kein Leid zugefügt?« fragte Kassad noch einmal.
    »Nein.«
    »Ich wiederhole, warum sollten wir Ihnen glauben?« sagte Silenus. Der Dichter trank Scotch aus der letzten Flasche, die er mitgebracht hatte.
    Der Konsul sah die Flasche an, als er antwortete. »Sie haben keinen Grund, mir zu glauben. Aber das spielt keine Rolle.«
    Oberst Kassads lange Finger tippten müßig auf den Schaft des Todesstrahlers. »Was werden Sie jetzt mit Ihrer Fatline-Komverbindung machen?«
    Der Konsul holte erschöpft Luft. »Melden, wenn sich die Zeitgräber auftun. Wenn ich bis dahin noch lebe.«
    Brawne Lamia deutete auf das uralte Komlog. »Wir könnten es zerstören.«
    Der Konsul zuckte die Achseln.
    »Es könnte nützlich sein«, sagte der Oberst. »Wir können den

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