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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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–, ist der Schwarm, der gerade Hyperion angreift. Wenn wir unsere Flotte – und sei es nur die halbe Flotte – darauf konzentrieren, uns der Bedrohung von God's Grove entgegenzustellen, liegt das Risiko bei fast einhundert Prozent, daß es uns nicht gelingen wird, die Truppen zur Verteidigung der anderen acht Welten der ersten Angriffswelle abzuziehen.«
    Gladstone reibt sich die Oberlippe. »Und was schlagen Sie vor?«
    Konteradmiral Lee holt tief Luft. »Ich empfehle, wir beschränken unsere Verluste, vernichten die Singularitätssphären in diesen neun Systemen und bereiten einen Angriff auf die Schwärme der zweiten Angriffswelle vor, bevor diese bewohnte Sternsysteme erreichen.«
    Aufruhr bricht am Tisch aus. Senatorin Feldman von Barnards Welt springt auf und brüllt etwas.
    Gladstone wartet, bis sich der Sturm gelegt hat. »Sie meinen, die Front in ihre Reihen verlegen? Die Schwärme selbst angreifen, und nicht auf einen Angriff ihrerseits warten?«
    »Ja, M. Präsidentin.«
    Gladstone deutet auf Admiral Singh. »Läßt sich das machen? Können wir derartige Gegenangriffe binnen« – sie konsultiert die Datenreihen über sich – »vierundneunzig Standardstunden planen, vorbereiten und starten?«
    Singh schnappt in Habachtstellung. »Ob sich das machen läßt? Äh ... möglicherweise, Präsidentin, aber die politischen Folgen, wenn wir neun Welten aus dem Netz verlieren ... äh ... die logistischen Probleme bei ...«
    »Ist es möglich?« drängt Gladstone.
    »Äh ... ja, M. Präsidentin. Aber wenn ...«
    »Dann machen Sie es!« befiehlt Gladstone. Sie steht auf, und die anderen am Tisch beeilen sich ebenfalls, auf die Beine zu kommen. »Senatorin Feldman, ich werde Sie und die anderen betroffenen Repräsentanten in meinen Gemächern empfangen. Leigh, Allan, bitte halten Sie mich wegen der Aufstände auf Lusus informiert. Der Kriegsrat wird sich in vier Stunden wieder hier versammeln. Guten Tag, meine Damen und Herren.«
     
    Ich ging wie benommen durch die Straßen und lauschte den Echos in meinem Verstand. Abseits vom Fluß Tethys, wo die Kanäle seltener und die Fußgängerwege breiter waren, drängten sich Menschenmengen auf den Straßen. Ich ließ mich von meinem Komlog zu verschiedenen Terminexen führen, aber jedesmal waren die Schlangen noch länger. Ich brauchte ein paar Minuten, bis mir klar wurde, daß es sich nicht nur um Einwohner von Renaissance V handelte, die hinaus wollten, sondern auch um Schaulustige aus dem ganzen Netz, die hinein wollten. Ich fragte mich, ob jemand in Gladstones Evakuierungsplanungsstab an das Problem von Millionen Neugierigen gedacht hatte, die her'casteten, um den Anfang des Krieges zu sehen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich von Unterhaltungen in Gladstones Stabszimmer träumen konnte, zweifelte aber nicht daran, daß sie der Wirklichkeit entsprachen. Wenn ich jetzt zurückdachte, fielen mir Einzelheiten meiner Träume während der langen vergangenen Nacht ein – nicht nur Träume von Hyperion, sondern auch vom Weltenspaziergang der Präsidentin und Einzelheiten von Konferenzen auf höchster Ebene.
    Wer war ich?
    Ein Cybrid war eine ferngesteuerte biologische Einheit, ein Anhängsel der KI ... oder, in diesem Fall, eine Persönlichkeitsrekonstruktion der KI... wohlbehalten irgendwo im Core verwahrt. Es war logisch, daß der Core alles wußte, was im Regierungsgebäude vor sich ging, in den vielen Zimmern der Verwaltung der Menschheit. Die Menschheit stand möglicher Überwachung durch die KIs ebenso gleichgültig gegenüber, wie Familien der Südstaaten der USA auf der Alten Erde vor dem Bürgerkrieg vor ihren menschlichen Sklaven gesprochen hatten. Man konnte nichts dagegen machen – jeder Mensch außer den ärmsten der Armen in den tiefsten Etagen von Dregs Stock besaß ein Komlog mit Biomonitor, viele verfügten über Implantate, und jedes war auf die Musik der Datensphäre eingestellt, wurde von Elementen der Datensphäre überwacht, war von Funktionen der Datensphäre abhängig – und daher akzeptierten die Menschen das Fehlen einer Privatsphäre. Ein Künstler auf Esperance hatte einmal zu mir gesagt: »Wenn man miteinander vögelt oder bei eingeschalteten Hausmonitoren streitet, ist das so, als würde man sich vor einem Hund oder einer Katze ausziehen ... beim erstenmal zögert man, aber dann denkt man einfach nicht mehr darüber nach.«
    Zapfte ich also einen Geheimkanal an, der nur dem Core bekannt war? Es gab eine einfache Möglichkeit, das

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