Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
der antiken Pistole.« Er steckt die Waffe von Brawne Lamias Vater in den Gürtel.
    »Zu schade, daß wir den Scheiß-Fliegenden-Teppich nicht kriegen konnten«, sagt der andere.
    »Zum Schluß sey er nich mehr so gut geflogn«, sagt der eine, worauf beide lachen.
    Der Konsul betrachtete die beiden Gestalten blinzelnd – vor der untergehenden Sonne sind ihre gepanzerten Körper nur Silhouetten. Ihrem Dialekt entnimmt er, daß es sich um Eingeborene handelt; ihrem Äußeren nach – Stücke altmodischer Körperpanzer von FORCE, schwere Vielzweckgefechtsgewehre, Fetzen von Tarnpolymerkleidung – handelt es sich um Deserteure einer Selbstschutzstaffel von Hyperion.
    Ihr Verhalten ihm gegenüber macht ihn sicher, daß sie ihn töten werden.
    Anfangs, benommen vom Sturz in den Hoolie und in die Seile verwickelt, die ihn an die nutzlose Schwebematte und die Reisetasche fesselten, hatte er sie für Retter gehalten. Der Konsul war hart auf die Wasseroberfläche aufgeprallt und länger unter Wasser geblieben, als er für möglich gehalten hätte, ohne zu ertrinken, war zur Oberfläche gekommen und von einer starken Strömung wieder nach unten gezogen worden, ehe das Wirrwarr von Matte, Seilen und Tasche ihn endgültig in die Höhe gezogen hatte. Es war ein tapferer, aber aussichtsloser Kampf gewesen, und er war immer noch zehn Meter von den Untiefen entfernt, als einer der Männer, die aus dem Neville- und Dornbaumwald gekommen waren, dem Konsul ein Seil zugeworfen hatten. Dann hatten sie ihn zusammengeschlagen, ausgeraubt, gefesselt und waren im Begriff – wie er ihren nüchternen Bemerkungen zu entnehmen glaubte –, ihm die Kehle durchzuschneiden und ihn den Aasvögeln zu überlassen.
    Der größere der beiden Männer, dessen Haar ein Dickicht geölter Dornen ist, kauert vor dem Konsul und zieht ein Nullklingenmesser aus Keramik aus einer Scheide. »Letzte Worte, Alterchen?«
    Der Konsul leckt sich die Lippen. Er hatte tausend Filme und Holos gesehen, in denen der Held an dieser Stelle seinem Gegner das Bein wegtrat, ihn mit Fußtritten zum Aufgeben zwang, sich eine Waffe schnappte, sich beider entledigte – wobei er mit gefesselten Händen schoß – und dann seine Abenteuer fortsetzte. Aber der Konsul fühlt sich nicht wie ein Held: Er ist erschöpft, zu alt und von seinem Sturz in den Fluß mitgenommen. Jeder dieser Männer ist größer, kräftiger, schneller und eindeutig gemeiner, als der Konsul es je war. Er hat Gewalt gesehen – sogar selbst einmal Gewalt angewendet, aber sein Leben und seine Ausbildung waren den zähen, aber stillen Pfaden der Diplomatie gewidmet.
    Der Konsul leckt sich wieder die Lippen und sagt: »Ich kann Sie bezahlen.«
    Der kauernde Mann grinst und fuchtelt mit dem Nullklingenmesser fünf Zentimeter vor den Augen des Konsuls hin und her. »Womit, Alterchen? Wir haben deyne Universalkarte; aber die ist hier draußen einen Scheyßdreck wert.«
    »Gold«, sagt der Konsul, der weiß, dies ist die einzige Silbe, die im Lauf der Jahrhunderte nichts von ihrem Bann eingebüßt hat.
    Der kauernde Mann reagiert nicht – in seinen Augen leuchtet ein krankes Licht, während er das Messer betrachtet –, aber der andere Mann kommt her und legt seinem Partner eine Hand auf die Schulter. »Was reden Sie da, Mann? Wo soll Gold bey Ihnen seyen?«
    »Auf meinem Schiff«, sagt der Konsul. »Der Benares.«
    Der kauernde Mann hält das Messer neben die eigene Wange. »Er lüget, Chez. Die Benares seyn die alte, flache Mantabarke, wo den Blauhäutigen gehörte, was wir vor drei Tagen plattgemacht harn.«
    Der Konsul macht einen Moment die Augen zu, verspürt Übelkeit in sich aufsteigen, ergibt sich ihr aber nicht. A. Bettik und die anderen Androiden der Besatzung hatten die Benares vor nicht einmal einer Woche am Schiffsanlegeplatz zurückgelassen und waren flußabwärts in die ›Freiheit‹ aufgebrochen. Offensichtlich hatten sie etwas anderes gefunden. »A. Bettik«, sagt er. »Hat der Kapitän nicht von dem Gold gesprochen?«
    Der Mann mit dem Messer grinst. »Er hat viel geschrien, aber kaum gesprochen. Hat gesagt, das Boot seyn raufgefahrn bis nach Edge. Viel zu weyt für 'ne Barke ohne Mantas, find ich.«
    »Sei still, Obern.« Der andere kauert sich vor den Konsul. »Warum sollte Gold auf dieser alten Barke seyn, Mann?«
    Der Konsul sieht auf. »Erkennen Sie mich nicht? Ich war jahrelang Hegemoniekonsul auf Hyperion.«
    »He, verscheyßern Sie uns nicht ...«, beginnt der Mann mit dem Messer, aber

Weitere Kostenlose Bücher