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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Gladstone unverzüglich informieren.« Er drehte sich wieder zu Ghenga um. »Dürfen meine Freunde zum Schiff zurückkehren und Ihre Antwort weiterleiten, Sprecherin?«
    Ghenga nickte und bedeutete mit einer Geste, die Gondel bereitzustellen.
    »Wir kehren nicht ohne dich zurück«, sagte Theo zum Konsul und trat zwischen ihn und die ersten Ousters, als wollte er ihn mit dem eigenen Körper beschützen.
    »Doch«, sagte der Konsul und berührte Theo wieder am Oberarm, »das wirst du. Du mußt.«
    »Er hat recht«, sagte Arundez und zog Theo mit sich, bevor der junge Generalgouverneur noch etwas sagen konnte. »Dies ist zu wichtig, daß wir verabsäumen könnten, es weiterzugeben. Gehen Sie. Ich bleibe bei ihm.«
    Ghenga deutete auf zwei der massiveren exotischen Ousters. »Sie werden beide zum Schiff zurückkehren. Der Konsul bleibt hier. Das Tribunal hat noch nicht über sein weiteres Schicksal entschieden.«
    Arundez und Theo wirbelten beide mit erhobenen Fäusten herum, aber die pelzigen Ousters ergriffen sie und trugen sie mit der verhaltenen Anstrengung von Erwachsenen weg, die unfolgsame kleine Kinder befördern.
    Der Konsul beobachtete, wie sie in die Gondel gesetzt wurden und widerstand dem Impuls, ihnen nachzuwinken, als das Boot zwanzig Meter den ruhigen Fluß entlangfuhr, jenseits der gekrümmten Terrasse verschwand und dann wieder sichtbar wurde, als es den Wasserfall zum schwarzen Weltraum hinauf erklomm. Nach wenigen Minuten war es im Gleißen der Sonne verschwunden. Er drehte sich langsam im Kreis herum und sah jedem der siebzehn Ousters in die Augen.
    »Bringen wir es hinter uns«, sagte der Konsul. »Ich habe lange darauf gewartet.«
     
    Sol Weintraub saß zwischen den Pranken der Sphinx und sah zu, wie der Sturm nachließ, der Wind vom Schreien zum Seufzen, zum Flüstern abklang, die Staubvorhänge lichter wurden und sich dann teilten und Sterne offenbarten und schließlich, wie sich eine gräßliche Ruhe über die Nacht senkte. Die Gräber leuchteten heller als zuvor, aber nichts kam aus der glühenden Tür der Sphinx, und Sol konnte nicht eintreten; das grelle Licht drückte ihm wie tausend unwiderstehliche Finger auf die Brust, und wie sehr er sich auch anstrengte, Sol konnte nicht näher als auf drei Meter an die Tür heran.
    Was immer drinnen stand oder sich bewegte oder wartete, war im Gleißen des Lichts nicht zu sehen.
    Sol setzte sich und hielt sich an der Steintreppe fest, während die Gezeiten der Zeit an ihm zogen, an ihm zerrten und ihn im falschen Schock des déjà vu zum Weinen brachten. Die gesamte Sphinx schien im heftigen Sturm der kontraktierenden und expandierenden Anti-Entropiefelder zu wanken.
    Rachel.
    Sol würde nicht hier weggehen, so lange noch eine Chance bestand, daß seine Tochter am Leben war. Sol lag auf dem kalten Stein, lauschte dem Kreischen des Windes, das erstarb, sah die kalten Sterne herauskommen, sah Meteorspuren und Laserlanzenangriffe und Gegenangriffe des Krieges im Orbit, wußte im Grunde seines Herzens, daß der Krieg verloren war, das Netz gefährdet, daß gewaltige Reiche vor seinen Augen fielen, die menschliche Rasse in dieser endlosen Nacht auf dem Spiel stand ... und es war ihm einerlei.
    Sol Weintraub lag nur an seiner Tochter.
    Und selbst während er hier lag, fror, von Wind und Zeitgezeiten gebeutelt wurde, schwach vor Erschöpfung und wie ausgehöhlt vor Hunger war, spürte Sol, wie sich eine seltsame Art von Frieden über ihn senkte. Er hatte seine Tochter einem Ungeheuer gegeben, aber nicht, weil Gott es ihm befohlen hatte, nicht, weil Schicksal oder Angst es erzwungen hatten, sondern nur, weil seine Tochter ihm im Traum erschienen war und gesagt hatte, es wäre gut so, er müßte es tun, ihre Liebe – seine und Sarais und Rachels – erforderte es.
    Letzten Endes, dachte Sol, jenseits von Logik und Hoffnung, sind es Träume und die Liebe derer, die uns am teuersten sind, welche Abrahams Antwort an Gott bilden.
    Sols Komlog funktionierte nicht mehr. Es konnten eine oder fünf Stunden vergangen sein, seit er dem Shrike seine sterbende Tochter übergeben hatte. Sol legte sich zurück und umklammerte weiter den Stein, während die Gezeiten der Zeit die Sphinx zum Schwanken brachten wie ein kleines Schiff auf stürmischer See, und betrachtete die Sterne und die Kampfhandlungen oben.
    Funken stoben über den Himmel, glühten hell wie Supernovae auf, wenn Laserlanzen sie trafen, und regneten als Schauer geschmolzener Trümmer herab – weißglühend

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