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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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plötzliche Auflodern von Zorn in seinen Augen zu verbergen. »Senator, es bleiben keine zehn Standardtage mehr, bis die zweite Welle ihre Zielliste vervollständigt hat. Renaissance Minor wird binnen neunzig Stunden angegriffen werden. Ich will damit sagen, mit der momentanen Größe, Struktur und Technologie, die FORCE zur Verfügung steht, ist zu bezweifeln, ob es uns gelingen würde, ein System zu halten ... zum Beispiel TC 2 .«
    Senator Kakinuma erhob sich. »Das ist inakzeptabel, General.«
    Morpurgo sah auf. »Dem stimme ich zu, Senator. Aber es ist wahr.«
    Kanzler Pro Tem Denzal-Hiat-Amin schüttelte den grauen, fleckigen Kopf. »Das alles ergibt keinen Sinn. Gab es keine Pläne, das Netz zu verteidigen?«
    Admiral Singh meldete sich auf seinem Sitz zu Wort. »Unsere Schätzungen der Bedrohungen liefen darauf hinaus, daß wir mindestens achtzehn Monate Zeit haben würden, sollten sich die Schwärme zu einem Angriff entschließen.«
    Persow, Minister für den Diplomatischen Dienst, räusperte sich. »Und ... wenn wir diese fünfundzwanzig Welten den Ousters überließen, Admiral, wie lange würde es dauern, bis die erste oder zweite Welle andere Welten im Netz angreifen könnte?«
    Singh mußte weder seine Unterlagen noch das Komlog zitieren. »Je nach Ziel, M. Persow, die nächste Netz-Welt – Esperance – wäre neun Standardmonate vom nächsten Schwarm entfernt. Das fernste Ziel – das Heimatsystem – wäre mit Hawking-Antrieb vierzehn Jahre entfernt.«
    »Zeit genug, die Wirtschaft für den Krieg anzukurbeln«, sagte Senatorin Feldstein. Ihr Wahlkreis, Barnards Welt, hatte keine vierzig Standardstunden mehr zu leben. Feldstein hatte geschworen, sie würde dort sein, wenn das Ende kam. Ihre Stimme klang präzise und leidenschaftslos. »Das wäre logisch. Verluste begrenzen. Selbst wenn TC 2 und zwei Dutzend weitere Welten verloren sind, kann das Netz unglaubliche Mengen Kriegsgerät produzieren – selbst in neun Monaten. In den Jahren, die die Ousters brauchen, um tiefer ins Netz vorzustoßen, sollte es uns gelingen, sie allein durch die Masse industrieller Fertigung zu besiegen.«
    Verteidigungsminister Imoto schüttelte den Kopf. »In der ersten und zweiten Welle gehen unersetzliche Rohstoffe verloren. Die Folgen für die Wirtschaft des Netzes werden verheerend sein.«
    »Haben wir eine andere Wahl?« fragte Senator Peters von Deneb Drei.
    Aller Augen wandten sich zu der Person, die neben KI-Ratgeber Albedo saß.
    Als sollte die Bedeutung des Augenblicks unterstrichen werden, war eine neue Kl-Persönlichkeit zum Kriegsrat zugelassen worden und hatte die Präsentation des unzutreffend bezeichneten ›Todesstrahls‹ übernommen. Ratgeber Nansen war groß, männlich, braungebrannt, entspannt, eindrucksvoll, überzeugend, vertrauenswürdig und mit dem seltenen Charisma der Führerschaft ausgestattet, das bewirkte, daß man jemanden auf den ersten Blick mochte und respektierte.
    Meina Gladstone fürchtete und verabscheute den neuen Ratgeber auf der Stelle. Sie sagte sich, daß diese Projektion von KI-Experten geschaffen worden war, um ganz genau die Reaktion von Vertrauen und Gehorsam zu erzeugen, die sie bei anderen am Tisch bereits spürte. Und Nansens Botschaft, befürchtete sie, bedeutete Tod.
    Der Todesstrahl gehörte seit Jahrhunderten zur Technologie des Netzes – er war vom Core entworfen worden und auf wenige Offiziere von FORCE sowie spezialisiertes Wachpersonal des Regierungshauses und Gladstones Prätorianergarde beschränkt. Er brannte, explodierte, schoß oder detonierte nicht. Er gab kein Geräusch von sich und projizierte keinen sichtbaren Strahl oder hinterließ einen Ultraschallfußabdruck. Er bewirkte einfach, daß das Ziel starb.
    Das hieß, wenn das Ziel ein Mensch war. Die Reichweite eines Todesstrahls war begrenzt – nicht weiter als fünfzig Meter –, aber innerhalb dieser Reichweite starb das anvisierte menschliche Ziel, wogegen andere Tiere und Sachen vollkommen sicher waren.
    Autopsien zeigten verschmorte Synapsen, aber sonst keine Schäden. Todesstrahlen bewirkten einfach, daß man aufhörte zu existieren. Offiziere von FORCE trugen seit Generationen als Nahkampfwaffen und Symbole der Macht diese Strahler bei sich.
    Jetzt, legte Ratgeber Nansen dar, hatte der Core eine Waffe fertiggestellt, die das Prinzip des Todesstrahls im größeren Maßstab anwendete. Sie hatten gezögert, deren Existenz zu enthüllen, aber angesichts der bevorstehenden und schrecklichen Bedrohung

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