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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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lange, aristokratische Nase, dünne Lippen, deren Mundwinkel freundlich nach oben gekrümmt waren, vorstehende Wangenknochen, spitze Ohren unter einem grauen Haarschopf, große Augen unter Lidern, so bleich und dünn wie Pergament.
    Der Konsul kauerte sich ebenfalls dazu. »Den habe ich in Holos gesehen. Es ist Pater Paul Duré.«
    »Seht«, sagte Martin Silenus. Er rollte das Laken weiter hinunter, hielt inne und drehte den Leichnam auf die Seite. Zwei kleine Kruziformen pulsierten rosa auf der Brust dieses Mannes, genau wie bei Hoyt, aber sein Rücken war frei.
    Sol stand unter der Tür und versuchte, Rachel mit beruhigenden Worten und sanftem Wiegen zum Schweigen zu bringen. Als das Baby still war, sagte er: »Ich dachte, die Bikura brauchten drei Tage, sich zu ... regenerieren.«
    Martin Silenus seufzte. »Die Bikura wurden seit mehr als zwei Standardjahrhunderten von den Kruziformparasiten wiederbelebt. Vielleicht ist es beim ersten Mal leichter.«
    »Ist er ...«, begann Lamia.
    »Am Leben?« Silenus ergriff ihre Hand. »Fühlen Sie.«
    Die Brust des Mannes hob und senkte sich unmerklich. Die Haut fühlte sich warm an. Die Hitze der Kruziformen unter der Haut war deutlich zu spüren. Brawne Lamia zog die Hand ruckartig zurück.
    Das Ding, das noch vor sechs Stunden der Leichnam von Pater Lenar Hoyt gewesen war, schlug die Augen auf.
    »Pater Duré?« sagte Sol und kam nach vorn.
    Der Mann drehte den Kopf. Er blinzelte, als würde ihm das trübe Licht in den Augen weh tun, dann gab er einen unverständlichen Laut von sich.
    »Wasser«, sagte der Konsul und griff in die Innentasche nach der kleinen Plastikflasche, die er bei sich trug. Martin Silenus hielt dem Mann den Kopf hoch, während der Konsul ihm trinken half.
    Sol kam näher, ließ sich auf ein Knie nieder und berührte den Mann am Unterarm. Selbst Rachels dunkle Augen schienen neugierig. Sol sagte: »Wenn Sie nicht sprechen können, blinzeln Sie einmal für ›ja‹ und zweimal für ›nein‹. Sind Sie Duré?«
    Der Mann drehte den Kopf zu dem Gelehrten. »Ja«, sagte er leise, mit einer tiefen, kultivierten Stimme. »Ich bin Pater Paul Duré.«
     
    Das Frühstück bestand aus dem letzten Kaffee, Fleischstückchen, die sie über der aufgeklappten Heizeinheit grillten, einer Ration Getreideflocken mit rehydrierter Milch und dem Rest ihres letzten Brotlaibs, den sie in fünf Stücke brachen. Lamia fand es köstlich.
    Sie saßen am Rand des Schattens unter dem ausgebreiteten Flügel der Sphinx und benützten einen flachen, länglichen Felsen als Tisch. Die Sonne stieg dem späten Vormittag entgegen, der Himmel blieb wolkenlos. Es war kein Laut zu hören, abgesehen vom gelegentlichen Klirren einer Gabel oder eines Löffels und ihren gedämpften Unterhaltungen.
    »Erinnern Sie sich an ... davor?« fragte Sol. Der Priester trug ein Ersatzbündel Kleidung des Konsuls, einen grauen Overall mit dem Siegel der Hegemonie auf der linken Brust. Die Uniform war ihm ein wenig zu klein.
    Duré hielt die Kaffeetasse in beiden Händen, als wollte er sie zum Segnen hochhalten. Er blickte auf, und seine Augen drückten Intelligenz und Traurigkeit gleichermaßen aus. »Bevor ich gestorben bin?« sagte Duré. Die Patrizierlippen skizzierten ein Lächeln. »Ja, ich erinnere mich daran. Ich erinnere mich an die Verbannung, die Bikura ...« Er sah nach unten. »Sogar an den Teslabaum.«
    »Hoyt hat uns von dem Baum erzählt«, sagte Brawne Lamia. Der Priester hatte sich im Flammenwald an einen aktiven Teslabaum genagelt und jahrelang Schmerzen, Tod, Wiederauferstehung und wieder Tod erlebt, statt sich der einfachen Symbiose des Lebens mit der Kruziform zu unterwerfen.
    Duré schüttelte den Kopf. »Ich dachte ... in den letzten Sekunden ... daß ich ihn besiegt hätte.«
    »Hatten Sie«, sagte der Konsul. »Pater Hoyt und die anderen haben Sie gefunden. Sie haben das Ding aus Ihrem Körper vertrieben. Dann haben die Bikura Ihre Kruziform Lenar Hoyt eingepflanzt.«
    Duré nickte. »Und von dem Jungen ist keine Spur übrig?«
    Martin Silenus deutete auf die Brust des Mannes.
    »Offensichtlich kann das Scheißding das Gesetz von der Erhaltung der Masse nicht umgehen. Hoyts Schmerzen waren so lange so groß – er wollte nicht dahin zurück, wo das Ding ihn haben wollte –, daß er nie genügend zugenommen hat für eine ... wie, zum Teufel, soll man das nennen? Zweifach-Wiederbelebung?«
    »Das spielt keine Rolle«, sagte Duré. Sein Lächeln war traurig. »Der DNS-Parasit in der

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