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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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groß sein konnten. Eine grauenerregende Polychromskulptur drehte sich an unsichtbaren Kabeln in Winden, die ich nicht spürte. Johnny und ich wandten uns beide um, als das Farcasterportal verschwand.
    »Nun, wir haben ihnen ihre Arbeit abgenommen, was?«, flüsterte ich Johnny zu. Sogar das Flüstern schien in dem rot beleuchteten Saal zu hallen. Ich hatte nicht geplant gehabt, dass Johnny mit mir zum Tempel ’castete.
    Da schien das Licht anzugehen; es erhellte den großen Saal nicht wirklich, sondern erweiterte seine Abmessungen, sodass wir einen Halbkreis von Männern sehen konnten. Ich erinnerte mich, manche wurden Exorzisten und manche Lehrer
genannt und dann gab es noch eine Kategorie, die ich vergessen hatte. Wer immer sie waren, es war erschreckend, sie so dastehen zu sehen, mindestens zwei Dutzend, mit roten und schwarzen Roben und im Licht von oben rötlich leuchtenden Stirnen. Es fiel mir nicht schwer, den Bischof zu erkennen. Er stammte von meiner Welt, doch war er kleiner und dicker als die meisten von uns, und sein Talar war leuchtend rot.
    Ich versuchte nicht, den Schocker zu verstecken. Falls sie beschlossen, alle auf einmal über uns herzufallen, hätte ich sie möglicherweise alle niederstrecken können. Möglich, aber nicht wahrscheinlich. Ich konnte keine Waffen sehen, aber sie konnten Arsenale unter ihren Gewändern versteckt haben.
    Johnny ging auf den Bischof zu, ich folgte ihm. Zehn Schritte von dem Mann entfernt blieb er stehen. Der Bischof war der Einzige, der nicht stand. Sein Stuhl war aus Holz und sah aus, als könnte man ihn zusammenklappen, sodass die kunstvoll geschnitzten Armlehnen, Sitzfläche, Rückenlehne und Beine in kompakter Form getragen werden konnten. Das konnte man von den Massen an Muskeln und Fett unter dem Talar des Bischofs nicht sagen.
    Johnny ging noch einen Schritt weiter. »Warum haben Sie versucht, meinen Cybrid zu entführen?« Er sprach mit dem Heiligen Mann des Shrike-Kults, als wären wir anderen gar nicht da.
    Der Bischof kicherte und schüttelte den Kopf. »Mein liebes … Wesen, es stimmt, wir haben deine Anwesenheit in unserem Ort der Anbetung gewünscht, aber du hast keine Beweise, dass wir in eine versuchte Entführung verwickelt sind.«
    »Mich interessieren keine Beweise«, sagte Johnny. »Ich bin nur neugierig, warum Sie mich hier haben wollen.«
    Ich hörte ein Rascheln hinter uns und wirbelte mit schussbereitem Schocker herum, aber der breite Kreis der Priester des Shrike blieb reglos. Die meisten waren außerhalb der
Reichweite des Schockers. Ich wünschte mir, ich hätte die Projektilwaffe meines Vaters mitgebracht.
    Die Stimme des Bischofs war tief und volltönend und schien durch den ganzen Saal zu dringen. »Dir ist sicher bewusst, dass die Kirche der Letzten Buße ein großes und anhaltendes Interesse an der Welt Hyperion hat.«
    »Ja.«
    »Und dir ist sicher auch bewusst, dass die Person des Dichters Keats der Alten Erde im Verlauf der letzten Jahrhunderte in den kulturellen Mythos der Kolonie Hyperion eingeflochten worden ist?«
    »Ja. Und?«
    Der Bischof rieb sich mit einem großen, roten Ring an einem seiner Finger die Wange. »Daher haben wir zugestimmt, als du angeboten hast, an einer Pilgerfahrt zum Shrike teilzunehmen. Wir waren betroffen, als du das Angebot rückgängig gemacht hast.«
    Johnnys fassungsloser Gesichtsausdruck war fast menschlich. »Ich habe das angeboten? Wann?«
    »Vor acht hiesigen Tagen«, sagte der Bischof. »In diesem Saal. Du hast den Vorschlag an uns herangetragen.«
    »Habe ich gesagt, dass ich die … die Pilgerfahrt zum Shrike mitmachen wollte?«
    »Du hast gesagt … Ich glaube, der Ausdruck, den du gebraucht hast, lautete genau ›wichtig für deine Ausbildung‹. Wir können dir die Aufzeichnungen zeigen, wenn du möchtest. Alle diesbezüglichen Gespräche im Tempel werden aufgezeichnet. Oder du kannst eine Überspielung der Aufzeichnung haben, damit du sie nach eigenem Gutdünken ansehen kannst.«
    »Ja«, sagte Johnny.
    Der Bischof nickte, worauf ein Altardiener oder was auch immer für einen Moment in der Düsternis verschwand und
mit einem Standardvideochip in der Hand zurückkehrte. Der Bischof nickte wieder, worauf der schwarzgekleidete Mann Johnny den Chip überreichte. Ich hielt den Schocker bereit, bis der Mann in den Halbkreis der Zuschauer zurückgekehrt war.
    »Warum haben Sie uns Ihre Goondas nachgeschickt?«, fragte ich. Ich sprach zum ersten Mal vor dem Bischof, und meine Stimme hörte

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