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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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sich erst um mich zu kümmern. Die beiden anderen sprangen in Johnnys Richtung.
    Ich blockte einen Hieb mit ausgestreckten Fingern ab, parierte einen Fußtritt, der echt schlimm gewesen wäre, und wich zurück. Links von mir stand eine hohe Kommode, deren oberste Schublade mühelos herausglitt. Der große Mann vor mir schirmte das Gesicht mit beiden Armen ab, sodass das dicke Holz splitterte, aber die instinktive Geste verschaffte mir kurz eine Lücke in seiner Deckung, die ich ausnützte, indem ich die ganze Körperkraft in den Fußtritt legte. Mann Nummer zwei krümmte sich grunzend zusammen und kippte gegen seinen Partner.
    Johnny wehrte sich, aber einer der Eindringlinge hatte ihn im Würgegriff, der andere hielt ihm die Beine fest. Ich sprang auf, duckte mich, musste den Schlag von meiner Nummer zwei einstecken und sprang über das Bett. Der Typ, der Johnnys Beine festhielt, flog ohne ein Wort des Abschieds durch Glas und Holzrahmen des Fensters.
    Jemand landete auf meinem Rücken, und ich beendete die Rolle über Bett und Boden, indem ich ihn gegen die Wand drückte. Er war gut. Er fing den Stoß mit den Schultern ab und setzte zu einem Nervengriff unter meinem Ohr an. Wegen der zusätzlichen Muskelschichten dort hatte er etwas Mühe, und so konnte ich ihm einen Ellbogen tief in den Magen rammen und wegrollen. Der Mann, der Johnny würgte, ließ ihn los und verpasste mir einen Tritt in die Rippen wie aus dem Bilderbuch. Ich bekam die halbe Wucht ab, spürte mindestens eine Rippe brechen, wirbelte herum und bemühte mich gar nicht
erst um Fairness, sondern zermalmte ihm mit der Hand die linke Hode. Der Mann kreischte und war aus dem Rennen.
    Ich hatte den Schocker auf dem Boden nicht vergessen, und der letzte Gegner auch nicht. Er hastete um die andere Seite des Bettes, wo ich seiner nicht habhaft werden konnte, und duckte sich auf alle viere, um an die Waffe heranzukommen. Ich spürte ganz eindeutig die Schmerzen der gebrochenen Rippe, als ich das massive Bett samt Johnny hochhob und auf Kopf und Schultern des Mannes krachen ließ.
    Ich kroch von meiner Seite unter das Bett, packte den Schocker und wich in eine freie Ecke zurück.
    Einer war zum Fenster rausgestürzt. Wir befanden uns im ersten Stock. Der Erste, der eingedrungen war, lag noch vor der Tür. Der Typ, den ich getreten hatte, hatte sich auf ein Knie und beide Ellbogen aufgerappelt. Aus dem Blut auf Mund und Kinn schloss ich, dass eine Rippe die Lunge durchbohrt hatte. Er atmete mühsam. Das Bett hatte den Schädel des anderen Mannes auf dem Boden zerschmettert. Der Typ, der Johnny gewürgt hatte, lag zusammengerollt beim Fenster, hielt sich den Sack und übergab sich keuchend. Ich brachte ihn mit dem Schocker zum Schweigen, ging zu dem, den ich getreten hatte, und riss ihn an den Haaren hoch. »Wer hat euch geschickt?«
    »Hol dich der Teufel!« Er spuckte mir blutigen Speichel ins Gesicht.
    »Vielleicht später«, sagte ich. »Noch mal, wer hat euch geschickt?« Ich stieß ihm drei Finger in die Seite, wo der Brustkasten eingesunken wirkte, und drückte.
    Der Mann schrie und wurde totenblass. Als er hustete, wirkte das Blut zu rot auf seiner weißen Haut.
    »Wer hat euch geschickt?« Ich drückte mit vier Fingern gegen die Rippe.
    »Der Bischof!« Er versuchte, vor meinen Fingern wegzukriechen.

    »Was für ein Bischof?«
    »Tempel des Shrike … Lusus … Nicht, bitte … Oh, Scheiße …«
    »Was wolltet ihr mit ihm … uns machen?«
    »Nichts … Oh, gottverdammt … Nicht! Ich brauche einen Arzt, bitte!«
    »Klar doch. Antworte!«
    »Ihn betäuben, zum … Tempel bringen … Lusus … Bitte. Ich kann nicht atmen.«
    »Und ich?«
    »Bei Widerstand töten.«
    »Okay«, sagte ich und hob ihn etwas höher, »so geht das schon prima. Warum wollen sie ihn?«
    »Ich weiß nicht.« Er schrie sehr laut. Ich behielt die Tür der Wohnung im Blick; den Schocker hatte ich unter einer Faustvoll Haaren noch in der Hand. »Ich … weiß … nicht …«, stöhnte er. Jetzt hatte er einen ernsten Blutsturz. Das Blut troff auf meinen Arm und die linke Brust.
    »Wie seid ihr hierhergekommen?«
    »EMV … Dach.«
    »Wo seid ihr reingecastet?«
    »Keine Ahnung … Ich schwöre es … Eine Stadt im Wasser. Fahrzeug ist programmiert, dorthin zurückzukehren … Bitte!«
    Ich zerriss seine Kleidung. Kein Komlog. Keine sonstigen Waffen. Über dem Herzen hatte er die Tätowierung eines blauen Dreizacks. »Goonda?«, sagte ich.
    »Ja … Bruderschaft

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