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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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die Farcastergebühr für diesen Mann mehrere Wochenlöhne betragen musste.
    »Unser Gebäude verfügt über ein eigenes Portal«, sagte er. »Hier entlang.«
    Das Treppenhaus bestand aus verblasstem Stein und rostigem Schmiedeeisen und einem Abgrund von sechzig Metern in der Mitte. Aus einem dunklen Korridor war das Schreien eines Babys zu hören, gefolgt vom Brüllen eines Mannes und dem Weinen einer Frau.
    »Wie lange leben Sie schon hier, M. Tynar?«
    »Siebzehn hiesige Jahre, M. Severn. Äh … zweiunddreißig Standard, glaube ich. Hier sind wir.«
    Das Farcasterportal war so vorsintflutlich wie das Gebäude, der Transportrahmen von einem goldenen Relief umgeben, das grün und grau geworden war.
    »Der Verkehr im Netz unterliegt heute Nacht Einschränkungen« , sagte der Archivar. »Aber Pacem müsste erreichbar sein. Etwa zweihundert Stunden bleiben bis zur Invasion der Barbaren
 – wie man sie auch immer nennen mag. Doppelt so viel Zeit, wie Renaissance Vector bleibt.« Er ergriff mein Handgelenk. Ich konnte seine Nervosität als geringfügige Vibration durch Sehnen und Knochen spüren. »M. Severn … glauben Sie, sie werden meine Archive niederbrennen? Würden selbst sie Gedankengut aus zehntausend Jahren vernichten?« Er ließ die Hand sinken.
    Ich war nicht sicher, wer »sie« waren. Die Ousters? Saboteure des Shrike-Kults? Aufrührer? Gladstone und die Führer der Hegemonie waren bereit, die Welten der ersten Angriffswelle zu opfern … »Nein«, sagte ich, streckte die Hand aus und ergriff seine. »Ich glaube nicht, dass sie eine Zerstörung der Archive zulassen werden.«
    M. Edward B. Tynar lächelte, wich einen Schritt zurück und schien verlegen, dass er diese Gefühlsaufwallung gezeigt hatte. Er schüttelte mir die Hand. »Viel Glück, M. Severn. Wohin Ihre Reisen Sie auch führen mögen.«
    »Gott segne Sie, M. Tynar.« Ich hatte diesen Ausdruck vorher noch nie gebraucht, und es machte mich betroffen, dass ich ihn jetzt ausgesprochen hatte. Ich senkte den Blick, kramte Gladstones Befugniskarte heraus und tippte den dreistelligen Code für Pacem. Das Portal entschuldigte sich und sagte, das wäre momentan nicht möglich, bekam schließlich in seine mikrozephalischen Prozessoren, dass es sich um eine Generalbefugniskarte handelte, und erwachte summend zum Leben.
    Ich nickte Tynar zu, trat durch – und war überzeugt, dass ich einen schweren Fehler beging, nicht direkt nach TC 2 zurückzukehren.
     
    Auf Pacem war es Nacht, es war viel dunkler als im großstädtischen Leuchten von Renaissance Vector, und es regnete in Strömen. Der Regen prasselte wie Fäuste auf Metall, sodass man sich unter eine Decke verkriechen und auf den Morgen warten wollte.

    Das Portal befand sich im Schutz eines halb überdachten Innenhofs, aber so sehr draußen, dass ich die Nacht, den Regen und die Kälte zu spüren bekam. Besonders die Kälte. Die Luft von Pacem war nur halb so dicht wie Netzstandard, das einzige bewohnbare Plateau doppelt so hoch wie die Städte von Renaissance V auf Meereshöhe. Ich hätte wieder kehrtgemacht, statt in Nacht und Wolkenbruch hinauszugehen, aber ein Marine von FORCE kam aus dem Schatten, hielt die Multiangriffswaffe bereit und forderte mich auf, ich solle mich ausweisen.
    Ich ließ ihn die Karte scannen, worauf er in Habachtstellung schnalzte. »Ja, Sir! «
    »Ist dies der Neue Vatikan?«
    »Ja, Sir.«
    Ich konnte einen flüchtigen Blick auf die erleuchtete Kuppel im Regen erhaschen. »Ist das St. Peter?«
    »Ja, Sir.«
    »Kann ich Monsignore Edouard hier finden?«
    »Über den Hof, an der Plaza links, das flache Gebäude links neben der Kathedrale, Sir! «
    »Danke, Feldwebel.«
    »Gefreiter, Sir! «
    Ich raffte das kurze Cape um mich, so schick und nutzlos es in diesem Wolkenbruch war, und rannte über den Innenhof.
     
    Ein Mann – möglicherweise ein Priester, obwohl er keinen Talar oder geistliche Kleidung trug – machte mir die Tür zum Wohnbereich auf. Ein anderer Mann hinter einem Holztisch sagte mir, dass Monsignore Edouard trotz der späten Stunde anwesend und wach sei. Ob ich einen Termin hatte?
    Nein, ich hatte keinen Termin, wollte den Monsignore aber sprechen. Es sei dringend.
    In welcher Angelegenheit?, fragte der Mann hinter dem
Schreibtisch höflich, aber bestimmt. Meine Befugniskarte hatte ihn nicht beeindruckt. Ich vermutete, dass ich mich mit einem Bischof unterhielt.
    In der Angelegenheit Pater Paul Duré und Pater Lenar Hoyt, sagte ich ihm.
    Der Mann

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