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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ruhigen, schattigen Plätzen nisteten Leuchtvögel wie japanische Laternen über beleuchteten Laufstegen, glühenden Schwingranken und angestrahlten Hängebrücken, während sich Glühwürmchen von der Alten Erde und funkelndes Treibgut von Maui-Covenant einen Weg durch das Labyrinth der Blätter bahnten und sich so mit den Sternbildern vermischten, dass selbst der sternenkundigste Reisende verwirrt wurde.
    Het Masteen betrat einen Korblift, der an einem geflochtenen Kohlenstoffkabel hing, das in dem dreihundert Meter über ihnen aufragenden Baum verschwand. Der Konsul folgte, dann wurden sie lautlos nach oben gezogen. Die Laufstege, Knospen und Plattformen waren verdächtig verlassen, abgesehen von einigen wenigen Tempelrittern und ihren winzigen Konterparts, den Mannschaftsklonen. Der Konsul konnte sich nicht erinnern, in der hektischen Stunde zwischen Rendezvous und Fuge andere Passagiere gesehen zu haben, doch das hatte er auf den unmittelbar bevorstehenden Sprung des Baumschiffs zurückgeführt und war davon ausgegangen, dass die anderen Passagiere wohlbehalten auf ihren Fugendiwanen lagen. Aber nun bewegte sich das Baumschiff weit unter relativistischen Geschwindigkeiten, und in den Ästen sollten sich gaffende Passagiere drängen. Er teilte dem Tempelritter seine Beobachtung mit.
    »Sie sechs sind die einzigen Passagiere«, sagte Het Masteen. Der Korb kam in einem Wirrwarr von Laub zum Stillstand, und der Kapitän des Baumschiffs ging eine alte, ausgetretene Holztreppe hinauf.
    Der Konsul blinzelte überrascht. Ein Baumschiff der Tempelritter
beförderte normalerweise zwischen zwei- und fünftausend Passagiere; es war der begehrteste Weg, zwischen den Sternen zu reisen. Baumschiffe ließen selten mehr als vier bis fünf Monate Zeitschuld auflaufen, unternahmen kurze, malerische Kreuzfahrten, wo Sternsysteme nur wenige Lichtjahre auseinanderlagen, und ermöglichten ihren wohlhabenden Passagieren damit, nicht mehr Zeit als unbedingt erforderlich in der Fuge zu verbringen. Wenn ein Baumschiff die Reise nach Hyperion und zurück unternahm und sechs Jahre Netz-Zeit ohne zahlende Passagiere anhäufte, bedeutete das einen unvorstellbaren finanziellen Verlust für die Tempelritter.
    Doch dann wurde dem Konsul klar, dass das Schiff für die bevorstehende Evakuierung ideal sein und letztendlich die Hegemonie für die entstandenen Kosten aufkommen würde. Aber der Konsul wusste auch, ein so wunderschönes und verwundbares Schiff wie die Yggdrasil – eines von nur fünf seiner Art – in ein Kriegsgebiet zu bringen war ein gewaltiges Risiko für die Bruderschaft der Tempelritter.
    »Ihre Pilgerbrüder«, verkündete Het Masteen, als er und der Konsul eine breite Plattform betraten, wo eine kleine Gruppe an einem Ende eines langen Holztischs wartete. Über ihnen leuchteten die Sterne, die gelegentlich kreisten, wenn das Baumschiff Neigung oder Gierung veränderte, während sich ringsum eine solide Kugel Laubwerk wie die grüne Schale einer gigantischen Frucht krümmte. Der Konsul erkannte in der Anlage die Speiseplattform des Kapitäns, noch ehe die fünf anderen sich erhoben und Het Masteen seinen Platz am Kopf der Tafel einnehmen ließen. Der Konsul stellte auch fest, dass ein freier Stuhl links vom Kapitän auf ihn wartete.
    Als alle sich gesetzt hatten und verstummt waren, übernahm Het Masteen es, sie einander in gebührender Form vorzustellen. Der Konsul kannte zwar keinen der anderen persönlich, aber mehrere Namen waren ihm bekannt und er machte
sich seine lange diplomatische Erfahrung zunutze, sämtliche Identitäten und Eindrücke abzuspeichern.
    Links von ihm saß Pater Lenar Hoyt, Priester der alten christlichen Sekte der Katholiken. Für einen Augenblick hatte der Konsul die Bedeutung von schwarzer Robe und römischem Kragen vergessen gehabt, doch dann fiel ihm das St.-Francis-Krankenhaus auf Hebron wieder ein, wo er sich nach seiner ersten, katastrophalen diplomatischen Mission vor fast vier Standardjahrzehnten einer Alkoholismustherapie unterzogen hatte. Und als Hoyts Name genannt wurde, erinnerte sich der Konsul eines anderen Priesters, der etwa um die Mitte seines eigenen Aufenthalts dort auf Hyperion verschwunden war.
    Lenar Hoyt war für das Dafürhalten des Konsuls ein junger Mann – kaum älter als Anfang dreißig –, aber es hatte den Anschein, als hätte etwas Schreckliches in der nicht allzu weit entfernten Vergangenheit den Mann vorzeitig altern lassen. Der Konsul studierte das hagere

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