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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Dukakis-Kampagne. Und wo zum Teufel steckte Jessie jetzt überhaupt?
    »Sie hält ein Nickerchen«, sagte Partain.
    »Tja, also, haben Sie beide – Sie wissen schon?«
    »Ich arbeite für ihre Mutter.«
    »Als was?«
    »Sicherheitsberater.«
    »Mietbulle, wie?«
    »Wenn Sie so wollen.«
    »Die alte Millie ist schon ne Nummer, was? Haut jeden an. Hat’s sogar mal bei mir probiert.«
    »Jessicas Mutter?«
    »Klar. Wer sonst? Da gab’s diesen Typ, der wollte Gouverneur werden – Van de Wasauchimmer. Millie hat ihre Show abgezogen und mich angehauen, ob ich nen Tausender für seinen Wahlkampf beisteuern will. Also, ehrlich, mein ganzes Einkommen stammt aus diesem Treuhandfonds, der fast nichts abwirft, deshalb hab ich ihr gesagt, ich tu, was ich kann, und hab ihr nen Scheck über fünfundzwanzig Dollar geschickt. Da war sie so stinkig, daß sie monatelang nicht mehr mit mir geredet hat.«
    »Ein Treuhandfonds muß wohl bisweilen mehr Bürde denn Trost sein«, sagte Partain.
    »Wissen Sie was, Sie haben recht«, sagte Laney. »Alle meinen, man wälzt sich in der Knete, aber zwei Millionen sind längst nicht mehr das, was sie mal waren. Mein Fonds wird in ner Bank in Boston verwaltet, von so n paar Typen mit Korsett und Hosenträger, die immer noch meinen, für sechs Prozent müßten die Leute bei ihnen Schlange stehen.«
    Partain befand, es sei an der Zeit, Laney fortzuschicken. »Soll ich Ihnen ein Taxi rufen?«
    »Ja, danke, aber eine Frage vorher.« Er faßte sich ans rechte Auge. »Wie schlimm wird das Veilchen?«
    »Schlimm genug.«
    »Ich weiß immer noch nicht, wieso Sie mein Auge nehmen mußten.«
    »Das war eine Bitte um Ihre Aufmerksamkeit. Wenn ich wirklich hätte Schaden anrichten wollen, wäre das Auge rausgeploppt und auf dem Boden rumgerollt. Aber Sie haben gewissermaßen Schwein. Wenn ich einen meiner richtig finsteren Schübegehabt hätte, hätt ich Ihnen vielleicht das Nasenbein ins Gehirn gerammt, und dann würden wir jetzt nicht hier sitzen und Bier trinken.«
    »Was für Schübe?«
    »Hat in Vietnam angefangen«, sagte Partain; dabei fragte er sich, wohin die Ausschmückerei führen würde. »Wenn mir was querkommt, reißt mich das schon mal zu Gewalttätigkeit hin. Wenn Sie zum Beispiel noch mal versuchen würden, Jessica zu behelligen, könnt ich zum Berserker werden und Ihnen die Nase abbeißen.«
    Laneys rechte Hand hob sich zur Nase, als er sagte: »Sie wollen mich doch bloß verarschen, oder?«
    »Will ich das?«
    Laney musterte Partain einige Momente aufmerksam mit seinem guten Auge, dann nickte er, als ob er zu einem Schluß gekommen sei. »Ich hab schon so Typen wie Sie getroffen. Oft genug. Leute, die behaupten, sie essen Eidechsen und gebratene rote Ameisen zum Frühstück, und lauter so Scheiß. Von denen hab ich ne Menge in Mexiko getroffen.«
    »In Guadalajara?«
    »Da und in La Paz und anderswo. Typen, die nicht arbeiten, nie gearbeitet haben, aber immer neue Wagen und Geld und Weiber haben. Überhaupt hab ich so einen getroffen, grad eh ich hier raufgeflogen bin. Der hat Jessie gesucht, aber die war schon weg. Der Typ wollte, daß Jessie ihrer Mutter was ausrichtet.«
    »Hat der nen Namen?« sagte Partain.
    »Typen wie der haben so viele Namen wie Weiber. Suchen Sie sich’s aus. Aber der von gestern hieß angeblich Sid Solo.«
    »Sollte Ms. Altford Mr. Solo kennen?«
    Laney wollte den Kopf schütteln, überlegte es sich anders und sagte lieber: »Nee. Der war bloß der Laufbursche. Jemand hatihm vielleicht nen Hunderter oder zwei gegeben und gesagt, er soll Jessie suchen und ihr was sagen.«
    »Was soll er ihr sagen?«
    Laney verzog das Gesicht. »Sagen Sie es ihr – Millie mein ich?«
    »Natürlich.«
    »Okay«, sagte Laney. »Sid Solo sagt, Jessie soll ihrer Mutter ausrichten, sie soll die Jagd abblasen. Das war’s, und fragen Sie mich nicht, was das bedeutet.«
    Partain lächelte. »Ich hab Sie falsch eingeschätzt, Dave, und ich entschuldige mich dafür.«
    »Wofür?«
    »Sie sind ja doch ein richtiger Bote.«

6. Kapitel
    Im Frühjahr 1971 wurde ein Reporter des inzwischen verstorbenen ›Washington Star‹ aus dem Schlaf gerissen, von einem Anruf und einer harschen tiefen Stimme; sie klang, schrieb der Reporter später, »wie die erste furchtbare Posaune des Jüngsten Gerichts«.
    Die Stimme gehörte Emory Kite, Privatdetektiv und Schuldeneintreiber, der den Reporter aufforderte, ein paar überfällige Ratenzahlungen für seinen Wagen zu leisten oder sich auf nicht näher

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